2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
Im letztjährigen Finale des Sprendlingen-Cups lieferten sich die Teams von Mainz 05 und dem 1. FC Köln ein spannendes Match.  Archivfoto: Michael Wolff
Im letztjährigen Finale des Sprendlingen-Cups lieferten sich die Teams von Mainz 05 und dem 1. FC Köln ein spannendes Match. Archivfoto: Michael Wolff

Den Muskelschwund besiegen

Beim Sprendlingen-Cup treten prominente Jugendteams aus ganz Deutschland für einen guten Zweck an

SPRENDLINGEN/MAINZ. Klangvoller kännte die Liste der teilnehmenden Teams kaum sein: Wenn am 20. und 21. Juni der 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt, der SV Wehen Wiesbaden oder Fortuna Köln, die TSG Hoffenheim und der VfL Bochum in Sprendlingen aufkreuzen, ist beim gleichnamigen „Sprendlingen-Cup“ so ziemlich alles vertreten, was in der Region Rang und Namen hat.

Und weit darüber hinaus. Zugegeben, es sind nicht die Profi-Mannschaften, sondern „nur“ ihre E- und D-Jugendlichen, die in Rheinhessen die Klingen kreuzen werden. Doch sie alle kicken für einen guten und wichtigen Zweck.

Heimtückische Krankheit

Denn der „Sprendlingen-Cup“ ist ein großes ehrenamtlich organisiertes Benefiz-Turnier zu Gunsten unheilbar kranker Kinder. Ein Turnier, bei dem es nicht nur um sportlichen Wettstreit auf dem Fußballplatz geht, sondern auch darum, auf eine heimtückische Krankheit aufmerksam zu machen. Die so genannte Duchenne Muskeldystrophie ist eine nach wie vor unheilbare, noch immer tödlich endende Erkrankung und nach der Mukoviszidose die zweithäufigste Erbkrankheit bei Jungen. Etwa jeder 3500. Neugeborene ist vom Muskelschwund betroffen. Die meisten Duchenne-Patienten sterben im Jugendlichen-Alter.
Auch Michael Honig und seine Familie mussten hautnah erleben, wie ihr aufgeweckter und stets lebensfroher Sohn Patrick unter der Krankheit litt, im Jahr 2012 daran verstarb. Patrick – ein glühend heißer Fan der 05er und bei jedem Heimspiel der Mainzer stets am Spielfeldrand mitfiebernd – war für Michael Honig die Antriebsfeder, das prominent besetzte Turnier im vergangenen Jahr aus der Taufe zu heben. Der Sprendlinger, selbst Jugendtrainer bei der gastgebenden TSG, hat erneut alle Hebel in Bewegung gesetzt und seine breitgefächerten Kontakte spielen lassen, um das Benefiz-Event möglich zu machen. Gemeinsam mit zahlreichen engagierten Unterstützern und Helfern, ohne die all dies nicht möglich gewesen wäre.
„Wir möchten die Öffentlichkeit für diese schlimme Krankheit sensibilisieren. Es muss da einfach noch viel mehr getan und geforscht werden. Ich kenne sehr viele Familien, die darunter leiden müssen“, sagt Honig. Auch der Umgang der Gesellschaft mit Menschen mit Behinderungen ist ihm ein zentrales Anliegen. Gerade auch deshalb, da Michael Honig mit seinem Sohn Patrick beim FSV Mainz 05 erfahren hätten, wie vorbildlich man mit der Situation umgegangen sei. „Patrick war dort immer ein Fan wie alle anderen auch, konnte seine Emotionen im Stadion voll ausleben. War vom Verein geschätzt und hatte einen guten Draht zu vielen Spielern“, blickt Michael Honig dankbar zurück.
Noch heute besucht er zusammen mit seinem jüngeren Sohn Leon (11) zuweilen die Heimspiele der 05er, ist dem Verein und seinen wichtigen Köpfen weiterhin verbunden. Patrick kannten beim FSV fast alle. Sogar Ex-Coach Jürgen Klopp wurde dem Sprendlinger vorgestellt. Als Michael Honig eines Tages mit 05-Geschäftsführer Michael Kammerer ins Gespräch kam und von seiner Idee eines Benefiz-Turniers erzählte, sagte der FSV sofort Unterstützung zu. Und so wird Stadionsprecher Klaus Hafner in Sprendlingen vor Ort sein und den zweiten Turniertag moderieren, U-21-Nationalspieler Yunus Malli hat sogar die Rolle als Turnierpate übernommen. Beide kannten Patrick. Auch die Traditionself der Mainzer wird sich beim „Sprendlingen-Cup“ die Ehre geben, tritt dort am ersten Turniertag abends gegen die Deutsche Weinelf um Trainer Erich Ruthemöller an.
Michael Honig ist stolz, dass ihm und seinen Mitstreitern so viel Hilfe zuteil wird. „Alle Vereine, die wir angefragt haben, waren sofort dabei. Das ist großartig. So ein großes Turnier in der Region gab es noch nie“, freut sich der Coach, der bei der TSG die D-Jugend unter seinen Fittichen hat. Jenes Team, in dem sein Sohn Leon der Torjäger ist. Der „Sprendlingen-Cup“ ist für Honig ein schönes und trauriges Event zugleich. Dient es doch auch einem stilvollen Gedenken an Patrick. „Die ganzen Vorbereitungen haben mir sehr geholfen, mit seinem Tod umzugehen und den Verlust von Patrick zu verarbeiten“, sagt Michael Honig.
Der heutige Oberliga-Trainer des TSV Schott Mainz, Ali Cakici, oder Ex-05-Profi Petr Ruman haben Michael Honig mit ihren Netzwerken enorm geholfen, Kontakte zu knüpfen. Teilnehmende Teams von der guten Sache zu überzeugen. Teil des Turnierkonzepts ist es, nicht nur die namhaften Vereine gegeneinander antreten zu lassen, sondern auch Mannschaften aus der hiesigen Region.
Vertreter aus der Region
Und so werden unter anderem auch der FSV Nieder-Olm, die Spvgg. Ingelheim, Wormatia Worms der TuS Frei-Laubersheim und die Spvgg. Eltville von der anderen Rheinseite in Sprendlingen mitmischen. „Wir wollen uns auch den regionalen Charakter bewahren, den Kindern aus der Gegend hier etwas bieten und sie mitspielen lassen“, umreißt Michael Honig das Credo.
Eintritt für die sicherlich packenden Spiele beim „Sprendlingen-Cup“ – dessen Medienpartner die Verlagsgruppe Rhein Main ist, in der auch diese Zeitung erscheint – wird übrigens nicht verlangt. Lediglich der Auftritt der Weinelf ist nicht kostenlos. Honig setzt darauf und hofft, dass ungeachtet dessen eine stattliche Spendensumme für die Deutsche Duchenne Stiftung zusammen kommt. „Letztes Jahr waren es rund 6700 Euro. Mein Traum wären 10 000 Euro. Das wäre grandios“. Grandios für die Reputation des Turniers und für die Forschung. Um der heimtückischen Krankheit Muskelschwund endlich die Stirn bieten zu können.

TEILNEHMENDE MANNSCHAFTEN

Am Benefiz-Turnier in Sprendlingen nehmen nach jetzigem Stand insgesamt 19 Junioren-Mannschaften teil.
Zu den prominentesten Teams zählen Eintracht Frankfurt, der 1. FC Kaiserslautern, die TSG Hoffenheim, Fortuna Köln, der FSV Frankfurt und der VfL Bochum.
Aus der Region dürften der SV Wehen Wiesbaden, Wormatia Worms und Hassia Bingen die bekanntesten Vereine sein.
Hinzu kommen der SV Gonsenheim, der TSV Schott Mainz, die Spvgg. Eltville, der VfB Ginsheim, die Spvgg. Ingelheim, der FSV Nieder-Olm, TuS Frei-Laubersheim und die gastgebende TSG Sprendlingen.
Die weiteste Anreise hat der SC Staaken Berlin, aus Baden-Württemberg ergänzt die Spvgg Neckarelz das Teilnehmerfeld.



Aufrufe: 06.5.2015, 15:52 Uhr
Andreas RiechertAutor