2024-04-24T13:20:38.835Z

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Unermüdlicher Antreiber: Nico Thomaschewski in seinem Lieblings-Outfit, schwarze Trainingshose, schwarze Regenjacke und die obligatorische Mütze. Archiv-Foto: S. Bock
Unermüdlicher Antreiber: Nico Thomaschewski in seinem Lieblings-Outfit, schwarze Trainingshose, schwarze Regenjacke und die obligatorische Mütze. Archiv-Foto: S. Bock

Der Mann mit der Mütze aus Bernau

TSG Einheit-Coach Nico Thomaschewski im Interview über seine Haare, den Erfolg und Frust.

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Ziel: In der neuen Brandenburgliga die Klasse halten. Ergebnis: Platz vier. Die Bilanz der TSG Einheit Bernau kann man getrost als großartig bezeichnen. Darüber und wie es nun weiter geht im verflixten zweiten Jahr, sprach FuPa-Brandenburg mit Erfolgstrainer Nico Thomaschewski.

Herr Thomaschewski, welche Note würden Sie der Saison auf einer Skala von eins (schlecht) bis zehn (phänomenal) geben?

Wenn man bedenkt, dass unser Ziel der Klassenerhalt war, würde ich sagen: eine acht.

Über welches Spiel haben Sie sich am meisten geärgert?

Über das Hinspiel gegen Eberswalde. Es war vor allem die Art und Weise, wie wir da verloren haben. Da hat die Einstellung nicht gestimmt.

Mit der Einstellung waren sie einige Male nicht zufrieden...

Ja, einige Jungs gucken nur auf die Tabelle und denken: Die stehen hinter uns, da wird das schon einfach so gehen. Aber ich habe das immer wieder gesagt: In der Brandenburgliga herrscht ein sehr gutes Niveau. Da kann jeder jeden schlagen. Es kommt auf die Tagesform und die Einstellung an. Jedoch muss ich sagen - über weite Strecken hat meine Mannschaft das schon sehr gut gemacht. Vielleicht ist das auch ein Fehler von mir, dass ich manchmal zu viel erwarte von den Spielern. In dem Punkt muss ich auch noch dazu lernen. Mir ist wichtig, dass ich ein gutes Verhältnis zur Mannschaft habe. Mein Leitsatz ist immer: Eine Mannschaft kann auch ohne Trainer gewinnen, aber ein Trainer nie ohne seine Mannschaft.

Das Beste an der Saison war für Sie...

...dass wir, obwohl wir die ganze Saison über so viele Verletze hatten, immer das Beste draus gemacht haben. Keiner hat rumgejammert, alle haben sich reingehängt.

Sie waren in diesem Jahr erneut fairste Mannschaft der Liga - bereits zum fünften Mal. Wie schaffen Sie das?

Wenn man foult, hat man vorher meistens einen Fehler gemacht. Das sind mannschaftstaktische Dinge, die immer wieder geübt werden müssen. Man muss aber auch als Trainer Vorbild sein. Ich finde solche Dinge, wie sich Zeit lassen beim Auswechseln, oder, wenn man kurz vor Schluss führt, zu wechseln, nicht gut. Das würde ich so nie machen.

Sind Sie als Trainer eher der Magath- oder der Kumpel-Typ?

Ich bin früher Torhüter gewesen, die sind immer ein bisschen bekloppt (lacht). Ne, also die Spieler müssen sich nicht vor mir verstecken, aber ob ich der richtige Ansprechpartner für persönliche Probleme bin, weiß ich nicht. Man hat es als Trainer mit 20 verschiedenen Charakteren zu tun und muss versuchen, daraus eine Mannschaft zu machen. Das ist nicht immer einfach. Und manchmal muss man Entscheidungen treffen, die nicht so schön sind, aber damit muss man als Trainer leben.

Joachim Löw hat mal gesagt: Schöner Fußball ist erfolgreicher Fußball. Würden Sie das unterschreiben?

Naja, gegen Brandenburg zum Beispiel haben wir schönen Fußball gespielt und verloren. Das ist dann nicht so toll. Manchmal fühlt sich dann doch ein dreckiger Sieg besser an.

Sie gehen jetzt bereits ins sechste Jahr bei Einheit. Keine Lust gehabt, sich mal zu verändern?

Ich hätte auch am Anfang nie gedacht, dass wir so lange zusammenarbeiten werden. Klar, ich würde schon gerne nochmal höherklassig arbeiten, vielleicht als Co-Trainer. Ich habe ja leider meine A-Lizenz nicht gemacht, als ich vor ein paar Jahren die Gelegenheit dazu hatte. Jetzt bin ich 46, ich denke, da ist der Zug abgefahren. Mein Ziel ist es jetzt erstmal, den Leuten zu beweisen, dass man auch mit wenigen Mitteln erfolgreich auf diesem Niveau spielen kann.

Die wenigen Mittel sind ein gutes Stichwort. Der Verein macht keinen Hehl daraus, dass man hier am Wasserturm nicht wirklich glücklich ist mit dem kleinen Kunstrasenplatz und äußeren Bedingungen.

Der Standort an sich hier am Wasserturm ist schon gut, nur die Infrastruktur ist schon nicht so optimal wie bei den meisten anderen Brandenburgliga-Vereinen. Hier würden wir uns schon in einigen Bereichen andere Bedingungen wünschen wie Flutlicht und ein Vereinsheim. Ich kann nur hoffen, dass sich dieser Nachteil nicht irgendwann einmal auf den sportlichen Erfolg auswirken wird.

Welcher Spieler hat Ihrer Meinung nach die größte Entwicklung gemacht in dieser Saison?

Christian Schlender. Da ist aus einem Bezirksligaspieler ein guter Verbandsligaspieler geworden.

Er verlässt den Verein Richtung Klosterfelde. Bitter?

Ja, das ist schon bitter, dass andere jetzt die Früchte unserer Arbeit ernten.

Blicken wir mal in die Zukunft. Wie sieht es aus mit Neuverpflichtungen?

Das ist extrem schwer. Ich hätte gerne mehr junge Spieler, aber die müssen die Eigenschaft mitbringen, sich durchsetzen zu wollen. Und eine tolle Infrastruktur können wir leider nicht bieten, aber dafür ein gutes Training und eine tolle Mannschaft, die jeden gut aufnimmt. Ich hätte auch gerne mehr Spieler, die wirklich hier aus der Region kommen.

Sie sind der einzige von den Barnimer Vereinen, der keinen Co-Trainer hat. Bleibt das so?

Auch das ist nicht einfach, da jemand zu finden. Ich habe da eben auch sehr konkrete Vorstellungen. Aber wir arbeiten daran.

Ihr Ziel für die neue Saison?

Wir wollen natürlich die Leistung der vergangenen Saison bestätigen. Auch wenn wir wissen, dass es im zweiten Jahr meistens noch schwerer wird.

Aufstieg ist kein Thema?

Klar wäre es toll, nochmal aufzusteigen, aber dafür müssen sehr viele Faktoren zusammen

kommen.

Eines der letzten Geheimnisse des Brandenburger Fußballs müssen wir aber noch klären. Sie tragen immer - auch bei 40 Grad - eine Mütze und eine Regenjacke. Ich dachte immer, sie haben keine Haare mehr, aber das stimmt ja nicht.

Ne, aber ich habe hässliche Haare (lacht). Also, das mit der Mütze kommt noch aus meiner Zeit beim BFC Dynamo. Mit 14 Jahren war ich etwas zu dick, weil ich immer gerne Süßigkeiten gegessen habe. Um abzunehmen, musste ich nach dem Training mit Mütze und langer Regenjacke meine Runden laufen. Das habe ich mir dann angewöhnt und irgendwie beibehalten. Mittlerweile ist die Mütze mein Markenzeichen geworden. Ich habe bestimmt 100 Mützen zu Hause. Ich habe die sogar im Thailand-Urlaub auf. Und natürlich auch beim Spiel. Wenn meine Gladiatoren auf dem Feld schwitzen, muss ich das ja auch.

Aufrufe: 015.7.2017, 10:53 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor