2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Der einen Freud ist des anderen Leid: Während TSG-Spieler Kai Schmid mit hängendem Kopf das Feld verlässt, springen die Spieler des SSV Ehingen-Süd nach dem 1:0-Erfolg im Kreis.
Der einen Freud ist des anderen Leid: Während TSG-Spieler Kai Schmid mit hängendem Kopf das Feld verlässt, springen die Spieler des SSV Ehingen-Süd nach dem 1:0-Erfolg im Kreis.
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Ehingen-Süd gewinnt das Stadtderby

Ehemaliger TSG-Akteur erzielt das goldene Tor

Der SSV Ehingen-Süd hat das Stadtderby bei der TSG Ehingen dank des ehemaligen TSG-Akteurs Michael Turkalj mit 1:0 gewonnen. Die Gastgeber aber zeigten sich erneut verbessert und boten eine starke Partie.

Wollte man das Landesliga-Derby zwischen der TSG Ehingen und dem SSV Ehingen-Süd auf nüchterne Zahlenanalyse beschränken, ergäbe sich folgende Rechnung: Aus sechs Großchancen kann man zwei Schlüsselszenen destillieren, die den Ausgang des Ehinger Stadtderbys maßgeblich beeinflussten. Da aus diesen lediglich ein Tor für die Gäste aus Kirchbierlingen fiel, gewann der SSV dank des Treffers von Michael Turkalj in der 57. Minute mit 1:0.

Dabei war das lang ersehnte "Spiel des Jahres" der beiden Ehinger Vertreter in der Landesliga das offene und schnelle Spiel, das sich die vielen Zuschauer erhofft hatten - mehr als 1000 hatten sich im Ehinger Stadion eingefunden, mehr als 1800 verfolgten zudem den Liveticker auf fupa.net/suedwest. Insgesamt war die Partie ausgeglichener als es Platzierung und Bilanz aus den letzten Spielen beider Klubs vorher hatten erahnen lassen.

"Wir haben nicht unser bestes Spiel gemacht, viele Bälle verloren und waren vor allem am Anfang nicht richtig drin. Da muss dann halt mal ein Freistoß-Knaller von Micki herhalten", beurteilte SSV-Coach Klaus Dorn die Leistung seiner Mannschaft, "dabei hätten die Jungs mit großem Selbstvertrauen ins Spiel reingehen können. Sie waren aber von der Kulisse überwältigt und das hat man gemerkt".

Der einen Last war der anderen Freud, denn die TSG Ehingen zeigte mit die beste und engagierteste Leistung der Saison - anscheinend beflügelt durch das Publikum. Es war zu spüren, dass die Mannschaft sich der Tragweite des Spiels bewusst war und auch für den neuen Trainer Markus Wolfmiller spielte. "Die Leistung ist das Ergebnis einer harten Trainingswoche. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, denn Wille, Kampf und alles andere hat gestimmt", resümierte dieser.

Verärgert zeigte sich der TSG-Coach über die Schlüsselszene seiner Truppe kurz vor dem Halbzeitpfiff: Da landete der Ball im Tor von SSV-Keeper Benjamin Gralla. Die TSG jubelte - doch nur kurz. Dann ahndete Schiedsrichter Markus Dorner nachträglich ein Foul der TSG im Mittelfeld. "Lieber verliere ich 0:3 als durch so eine Situation. Es war kein Abseits, geschweige denn ein Foul. Wirklich schade", bedauerte Wolfmiller die in seinen Augen entscheidende Situation. Mit einer Führung im Rücken wäre seiner Meinung nach das Spiel in eine andere Richtung gegangen. In der Tat sah der Zweikampf eher harmlos aus - und auch der Pfiff des ansonsten ausgezeichnet agierenden Gespanns um Dorner kam etwas spät.

Es war das fulminante Ende einer Hälfte, die schleppend begonnen hatte: Zwanzig Minuten lang tasteten sich beide Teams ab. Für den ersten Aufreger sorgte Gaetano Gaudio (31.), dessen präzisen Freistoß Gralla aus dem Kreuzeck fischte. Die Partie nahm Fahrt auf und nach einem Zuspiel von Turkalj legte Florian Stiehle (37.) aus abseitsverdächtiger Position den Ball sowohl am Ehinger Torwart als auch am Tor vorbei. Nur vier Minuten später zog TSG-Aktivposten Gaudio (41.) von links in den gegnerischen Strafraum, scheiterte aber am glänzend parierenden Gralla. Auch Süd hatte noch eine Doppelchance (45.+2) durch den Freistoß von Philipp Schlecker und den Abstauber von Turkalj. Da beide aber nicht trafen und der Treffer der TSG nicht zählte, ging es torlos in die Kabinen.

Aus der kamen die Hausherren mit frischem Elan und TSG-Abwehrspieler Jonas Brotbeck (47.) verfehlte mit seinem Kopfball das SSV-Gehäuse nur knapp. Es wurde härter, Fouls auf beiden Seiten häuften sich. Dennoch blieb alles im Rahmen. Es folgt die Schlüsselszene des SSV: Nach einem Foul legte sich Turkalj den Ball rund 35 Meter vor dem TSG-Tor für einen Freistoß zurecht. Es sollte der von Dorn bezeichnete "Freistoß-Knaller" werden, der die Gäste in Führung brachte. Über den rechten Innenpfosten und vermeintlich das Bein eines TSG-Spielers rollte der Ball über die Linie (57.). Die Gastgeber ließen sich nicht unterkriegen und zeigten eine geschlossene Teamleistung. Doch auch Gaudios weitere Versuche fanden nie den Weg in Grallas Tor.

"Ich mache meiner Mannschaft keinen Vorwurf - im Gegenteil. Das war eine super Leistung und ich mache mir keine Sorgen für die Zukunft. Trotzdem war heute mehr drin. Das ist bitter, aber weiter geht es immer", schloss Wolfmiller. "Am Ende hat es gereicht und das ist das was zählt. Es war richtig eng, aber jetzt können wir uns das Essen bei uns im Sportheim umso mehr schmecken lassen", freute sich sein Pendant Dorn nach dem Sieg im Stadtderby. Eine (wahrscheinlich nicht so nüchterne) Zahlenkolonne über die in Kirchbierlingen im Anschluss verspeisten Gerichte und getrunkenen Biere liegt übrigens bislang nicht vor.


STENOGRAMM

TSG Ehingen - SSV Ehingen-Süd 0:1 (0:0): 0:1 Turkalj (57.).

TSG Ehingen: Hirschle, Brotbeck, Schmid, Oberdorfer, Denkinger, Gaudio, Mrochen, Kley (53. Nothacker) , Ulrich (82. Kastriot), Soukup (56. Steudle), Sameisla.

SSV Ehingen-Süd: Gralla, Buck, Burkard, Kollmann (90.+1 Hagel), Endler, Rech (76. Engelhart), Turkalj, Roncevic, Schleker, Hoffmann, Stiehle (64. Pöschl).

Nächste Spiele: Samstag, 8. November, 14.30: Ravensburg II - Biberach (12.30), TSG Ehingen - SV Kehlen, Ostrach - Friedrichshafen, Baltringen - Oberzell, Laupheim II - Ringschnait, Sonntag, 9. November, 14.30: Stetten - Ehingen-Süd, Rangendingen - Kisslegg, Balingen II - Weingarten.

Aufrufe: 03.11.2014, 09:30 Uhr
SVEN KOUKAL | SWPAutor