2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche

Klares Votum für die Bundesliga

Nachspielzeit mit Christian Wölfelschneider +++ Der Trainer der TSG 1846 Mainz-Bretzenheim Futsal spricht über die Bundesliga-Pläne und die damit verbundenen Herausforderungen

Mainz-Bretzenheim. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Christian Wölfelschneider (31). Der Trainer der TSG 1846 Mainz-Bretzenheim Futsal spricht über die aktuelle Situation und die Planungen zur Bundesliga.

Christian, über die aktuelle Situation im Sport brauchen wir nicht viele Worte verlieren, da geht es allen ähnlich. Dennoch gibt es Neuigkeiten bei euch, erzähl doch mal…

Ja genau und zwar hat Mitte Januar das Zulassungsverfahren zur Bundesliga begonnen, die ab September 2021 wie geplant starten soll. In einer Videokonferenz im Dezember wurden die Vereine, die Interesse an der höchsten Spielklasse haben, darüber informiert, dass die Planungen trotz Corona so bestehen bleiben und die erste Futsal-Bundesligasaison 2021/22 auf jeden Fall stattfinden soll.

Was sind denn so die wichtigsten Voraussetzungen, die ein Verein erfüllen muss, um für die Bundesliga tatsächlich auch zugelassen zu werden?

Das Verfahren läuft bis April und hat drei Schwerpunkte: Dazu gehören technisch-organisatorische Voraussetzungen, wie eine geeignete Halle für die Heimspiele oder gewisse Funktionen und Strukturen im Verein. Dazu kommen wirtschaftliche Voraussetzungen, die einen Businessplan enthalten und wo der Verein die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit nachweisen muss. Der dritte Schwerpunkt ist die Verwaltung. Damit sind etwa feste Ansprechpartner gemeint wie Teammanager, Mannschaftsarzt, Medienbeauftragter und einen Trainer mit Fußball-A- oder Futsal-B-Lizenz.

Was bedeutet das konkret für euch?

Darauf mussten wir natürlich auch reagieren. Klar bewegen wir uns noch nicht im vollprofessionellen Bereich, auch wenn es Bundesliga ist, aber die ganzen Nachweise zu erbringen, ist mit viel Arbeit verbunden.

Wie sieht es mit der sportlichen Bundesliga-Qualifikation aus?

Die aktuell unterbrochene Runde ist ja quasi die Quali-Saison. Generell soll die Bundesliga mit zehn Mannschaften starten. Es gibt fünf Regionalligen, aus denen jeweils die zwei besten Teams aufsteigen können. Da die Regionalliga Südwest erst seit zwei Jahren existiert und nur sechs Mannschaften zählt, steigt hier nur der Erste direkt auf. Der Zweite spielt eine Aufstiegsrunde gegen die Tabellendritten der anderen vier Regionalligen.

Wie sieht es mit euren Ambitionen aus. Wollt ihr direkt in die Bundesliga?

Da zitiere ich gerne unseren Teammanager Gerrit Bohländer: ‚Klar ist das eine große Aufgabe, aber ihr habt bei der TSG was aufgebaut und da ist es auch ein Traum, in der höchsten Liga zu spielen.‘ Sportlich müssen wir das natürlich erst noch schaffen. Wir machen das jetzt seit sieben Jahren und haben ja mehr oder weniger bei null angefangen. Wenn du dir einen Fußballverein anschaust, der 70 oder 80 Jahre gewachsen ist, sind wir denke ich schon auf einem sehr guten Weg. Als wir uns zusammengesetzt haben, war es schon toll, welch breite Zustimmung es für das Projekt Bundesliga gab. Gemeinsam mit unserem Abteilungsleiter Patrick Nau wollen wir die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen, denn wir müssen schließlich für unser Ziel auch deutlich mehr Zeit investieren.

Was macht euch als Team aus und welches Potenzial siehst du im Futsal allgemein?

Man muss bedenken, dass bei uns alles aus einem Freundschaftskreis heraus entstanden ist. Alle verstehen sich untereinander richtig gut und niemand hier spielt für Geld. Das ist schon etwas Besonderes. Wenn man den Boom in anderen Ländern sieht, etwa in Frankreich, dann kann ich mir sowas auch gut in Deutschland vorstellen. Ich bin der Meinung, dass da ein Riesenpotenzial schlummert und deshalb wäre es sehr schade, wenn der Bundesligastart verschoben würde.

Wie sehen denn die Szenarien aus, sollte die Saison nicht beendet werden können?

Das ist ein sehr spannendes Thema, denn sobald ein Regionalverband keinen Aufsteiger stellen kann, kann die Bundesliga natürlich auch nicht starten. Im Südwesten existiert keine gesonderte Futsal-Spielordnung, sodass wir an die Entscheidung des Fußballs gekoppelt sind. Dennoch ist es schwer abzusehen, was dann passiert und man sollte vielleicht überlegen, ob man beim Futsal eine Ausnahmeregelung finden könnte. Wir wollen uns ja auch eigenständig entwickeln und in unserer kleinen Liga gibt es sicher die Möglichkeit, die Runde noch auszuspielen. Ich glaube nicht, dass wir vor April wieder anfangen, aber alle Bundesliga-Anwärter bereiten sich ja für den Fall vor, dass alles wie geplant umgesetzt werden kann. Den Start der Saison könnte man zur Not sicher auch in den Oktober oder November schieben, aber dass es losgeht wäre ein wichtiger, nächster Schritt für die Sportart.

Wie weit sind denn eure Planungen für die Saison?

In den Gesprächen mit unseren Spielern haben wir ein sehr positives Feedback bekommen. Der Großteil hat uns schon zugesagt, auch im Falle des Aufstiegs. Damit haben wir denke ich eine gute Basis, aber wenn wir von Bundesliga reden, brauchen wir einen Kader von 12-16 Spielern, die auch wirklich dreimal in der Woche trainieren. Mit externen Spielern sind wir natürlich auch in Gesprächen, aber das ist extrem schwer, weil alles gefühlt noch so weit weg ist.

Einige Spieler sind parallel zum Futsal noch in Vereinen auf dem Feld aktiv. Für den Fall, dass es mit der Bundesliga klappt, ist das dann überhaupt noch machbar?

Prinzipiell habe ich nichts dagegen, wenn jemand im Feld aktiv ist. Nur sollte klar sein, wenn du in der Bundesliga spielen willst, wäre es schon wichtig, sich wirklich auf Futsal zu fokussieren. Mein Trainerkollege Marcus Nungesser und ich brauchen ein zuverlässiges, leistungsstarkes Grundgerüst, die für diese einmalige Chance brennen. Auf dem Niveau kannst du nicht mehr sagen: ‚ich kicke nebenbei ein- oder zweimal pro Woche in der Halle'. Die Rückmeldung vieler Spieler war aber durchaus positiv, was das Thema Fokussierung angeht, sodass wir definitiv auf ein vielversprechendes Grundgerüst zurückgreifen können.

Aufrufe: 03.2.2021, 14:10 Uhr
Martin ImruckAutor