2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Vor dem Verbandspokalspiel am Samstag haben wir Steffen Acker zum Interview der Woche getroffen.
Vor dem Verbandspokalspiel am Samstag haben wir Steffen Acker zum Interview der Woche getroffen.

Kapitän der vorangeht

Steffen Acker über seine Zeit bei der TSG Bretzenheim und das bevorstehende Pokalspiel gegen Hassia Bingen

Mainz. Unter der Rubrik „Vereinslaufbahn“ steht auf der übrigens äußerst informativen Internetseite der TSG Bretzenheim 1846 bei Steffen Acker: „Schon immer 46er...!“. Und unter Lebensmotto, etwas tiefer, hat der Kapitän des Fußball-Bezirksligisten notiert: „Was mich nicht umbringt macht mich nur noch härter.“ Wenn zwischen diesen beiden Aussagen ein inhaltlicher Zusammenhang besteht, dann stammt er gewiss aus früheren Jahren, denn mittlerweile kennt die Entwicklung der TSG nur noch eine Richtung: bergauf. Am Sonntag, 14.30 Uhr, steht die vorläufige Krönung im Verbandspokal gegen Landesliga-Spitzenreiter Hassia Bingen bevor. Im Interview der Woche berichtet der 32-Jährige von Höhen und Tiefen bei seiner TSG.

Steffen, laut Eurer Homepage bist Du seit 1988 im Verein, damals stand die Mauer noch. So viel Treue muss in Zeiten permanenter Vereinswechsel erklärt werden!

Ich habe in der C-Jugend bei der TSG angefangen, es war mein erster und einziger Verein. Ich habe mich infizieren lassen von der Geschlossenheit und der Arbeit, die dahinter steckt. Damals habe ich mit meinen Freuden hier zusammengespielt, und das wollte ich weiter tun, auch wenn hier nie groß mit Geld um sich geworfen wurde. Genau das hat mir gefallen. Inzwischen ist von der „alten Garde“ nur noch Volker Lipp, der aber ein paar Jahre jünger ist als ich, in der ersten Mannschaft dabei. Auch wenn zwischenzeitlich viele Studenten hinzu kamen, die Geschlossenheit ist geblieben und zudem hat man immer wieder neue Charaktere kennen gelernt.

Die TSG hat sich vor einiger Zeit die Jugendarbeit auf die Fahnen geschrieben. Wie viele Eigengewächse sind denn in der ersten Mannschaft?

Außer Volker Lipp und mir nur noch Ruben Grundei und Philipp Luma, die zu dieser Saison aus der A-Jugend gekommen sind. Ab der kommenden Saison sollen es dann deutlich mehr werden.

Dann kommen die ersten Spieler aus Eurer „Nachwuchs-Offensive“ ins Aktiven-Alter. Wie kam der Wandel im Klub zustande?

Das lag vor allem daran, dass Manfred Lippold das Amt des Jugendleiters übernommen hat. Er hat, gemeinsam mit Markus Beer, eine klare Linie in die Nachwuchsarbeit reingebracht, gerade weil das große Geld nicht da ist. Nach uns, den letzten Urgesteinen, kam ja über Jahre kaum etwas nach, weil A-, B- und C-Jugend ganz dünn besetzt waren. Ich denke, dass die Entwicklung erst am Anfang ist. Unter Trainer Timo Schmidt ist jemand, der gezielt auf die eigenen Jugendspieler setzt. Zudem entscheiden sich inzwischen viele Spieler, die auch bei Landesliga- und Verbandsliga-Klub ins Probetraining gehen, für uns. Wir können uns heute kaum retten vor Anfragen, das hätten wir uns früher gewünscht, als wir mit 13 Mann auf die Auswärtsspiele gefahren sind. Teilweise teilen sich 26 Spieler einen halben Platz.

Gutes Stichwort. Die Sportplatz-Situation in bei Euch nicht eben ideal, ein Kunstrasen, ein selbst für Hartplatzverhältnisse dürftiger Hartplatz und ein Rasen ohne Flutlicht...

Nach dem 0:5 in Marienborn waren wir mit 25 Mann auf einem halben Hartplatz. Das ist auf Dauer keine Lösung...

...aber gerade nach so einer Derby-Klatsche eine feine Trainingsbeteiligung. Woher kommt diese Identifikation, wenn man gar kein „eigenes“ Vereinsheim hat?

Um von der Bezirkssportanlage an unser Klubheim zu kommen, muss man durch den halben Ort fahren. Wir gehen als Spieler gern ins Scharfe Eck, die von Mathias Baumgärtner geführte frühere Große Freiheit. Wir treffen uns häufig auch außerhalb der Trainingszeiten, gucken Freitagabends zusammen Bundesliga, in unserem Whatsapp-Chat sind 40 Leute und wir fahren mit 20 Mann auf die Abschlussfahrt. Früher hat es geheißen, wir sind ein Studenten-Haufen, da kommen jedes Jahr zehn Neue. Das war auch so, ist aber längst vorbei.

Wie viel Potenzial steckt im Klub, wohin kann die Reise gehen?

Wir wollten diese Saison bereits oben mitspielen, jetzt hängen wir etwas im Mittelfeld fest. Aber auf längere Sicht ist die Landesliga für uns das Ziel. Wir sind vor eineinhalb Jahren wieder aufgestiegen, haben eine sehr gute erste Saison gespielt. Jetzt kommen all die Jugendspieler, die ja eine viel bessere Ausbildung haben als zu meiner Zeit. Damals habe ich den Großteil der taktischen Dinge erst im Aktivenbereich gelernt.

Und was ist gegen die Hassia möglich?

Für uns ist das ein Bonusspiel, wie man so schön sagt. Die letzten Pokalspiele haben wir alle sehr genossen, es waren viele Zuschauer da, das waren für uns Highlights. Die Hassia hat eine Super-Mannschaft, die auch in der Verbandsliga gut mithalten könnte. Favorit ist ganz klar Bingen. Wir wollen mit Spaß, Freude und Leidenschaft an die Sache herangehen und dann gucken wir einfach, was kommt. Unsere Chancen liegen bei 20 Prozent.

Einen 32-Jährigen darf man das fragen: Wie geht es bei Dir weiter?

So lange es mir noch Spaß macht und ich konkurrenzfähig bleibe, bleibe ich dabei. Für mich ist es wichtig, dass ein Kapitän auch vorangeht. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, noch mindestens ein Jahr zu spielen. Was danach kommt, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Noch einmal Landesliga auf einem neuen Kunstrasen da, wo jetzt der Hartplatz steht?

Das wäre schön.

Aufrufe: 04.12.2014, 10:45 Uhr
Torben SchröderAutor