2024-04-19T07:32:36.736Z

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Fast wie ein zweites Zuhause: Angelo Columpsi im Stadion an der Lehmgrube. Foto: Bartek Langer
Fast wie ein zweites Zuhause: Angelo Columpsi im Stadion an der Lehmgrube. Foto: Bartek Langer

Angelo Columpsi - der Feuerwehrmann in Ditzingen

Trainer, Vize-Abteilungsleiter, Jugendleiter: Angelo Columpsi engagiert sich seit 20 Jahren für die TSF Ditzingen

Im Bezirk Enz-Murr ist der 48-Jährige einer der Preisträger der Aktion Ehrenamt

Angelo Columpsi deutet auf ein Plakat in der Umkleidekabine, das die erste Mannschaft nach ihrem Sieg gegen Gehenbühl am letzten Spieltag der Vorsaison in Jubelpose zeigt. „Lustige Geschichte“, sagt er kopfschüttelnd. Damals feierten die Kicker von der Lehmgrube zunächst den Titel in der Kreisliga B 5, bekamen aber drei Punkte aberkannt, weil sie einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatten. „Da war ich ganz dick im Geschäft!“, sagt Columpsi – er war derjenige, der sich zuvor beim Verband rückversichert hatte und auch grünes Licht bekam. Am Ende ging es für die TSF doch noch in die Kreisliga A. Und Columpsi zog seine Lehren daraus. „Ab jetzt lasse ich mir alles schriftlich geben“, sagt er und grinst.

Happy End hin oder her – es muss schon viel passieren, ehe die Frohnatur ihren Humor verliert. Schließlich engagiert sich Columpsi seit mehr als 20 Jahren bei den Fußballern der TSF Ditzingen, und dabei hat er so ziemlich alles mitgemacht, was ein Funktionär im Amateurbereich mitmachen kann. „Ich bin jemand, der gerne hilft“, sagt der 48-Jährige, der 2013 für sein Engagement vom Oberbürgermeister Michael Makurath ausgezeichnet wurde. Und jetzt gab es mit dem Preis bei der Aktion Ehrenamt noch einen Nachschlag vom württembergischen Fußball-Verband.

Einspringen, da wo es brennt

Ohne offizielles Amt lässt er es mittlerweile etwas ruhiger angehen, auch wenn das leicht untertrieben ist. „Du kennst doch den Begriff Feuerwehrmann?“, sagt er, gefragt nach seinen Aufgaben. „Ich springe da ein, wo es brennt.“ Ansonsten fungiert er als Schnittstelle zwischen Verein und Verband, organisiert Hallenturniere, kümmert sich um Belegungspläne und Spielberechtigungen. Neulich erst hat er einen Spielerpass für einen Flüchtling beantragt. „Komplizierte Sache“, sagt er. „Eigentlich will man nur etwas Gutes tun, aber was der Verband alles haben will, das ist nicht ohne.“

Dass er bei den TSF gelandet ist, hat er seinem Sohnemann zu verdanken. „Ich habe ihn mal zum Kicken vorbeigebracht“, erzählt der Bosch-Anlagenführer. Es dauerte nicht lange, bis man ihn fragte, ob er als Trainer aushelfen kann. Später war er Jugendleiter und dabei Mitbegründer des Junior-Teams – ein Jugend-Kooperationsprojekt der TSF Ditzingen und der SVGG Hirschlanden-Schöckingen. „Damals war auch der Austausch mit dem VfB Stuttgart viel intensiver“, erzählt er. „Jetzt nehmen sie nicht mal mehr an unserem U-13-Hallenturnier teil.“

Fußballabteilung kurz vor dem Aus

Schließlich übernahm er mit Andreas Wingert die Leitung der Fußballabteilung. „Das war auch die schwierigste Zeit“, sagt er und meint damit den Abstieg der Ersten von der Verbandsliga in die Landesliga in der Saison 2008/09. Als der Hauptsponsor Insolvenz anmeldete, stand die Fußballabteilung kurz vor der Auflösung. „Die Mannschaft fiel komplett auseinander”, sagt Columpsi verbittert, bevor er seinen Blick über das Fan-Graffiti an der Wand im Besprechungsraum schweifen lässt und wieder ein Grinsen aufsetzt – „Liebe kennt keine Liga!“, steht dort geschrieben.

Die Glanzzeit der TSF, als sie in den Neunzigern die Regionalliga aufmischten, hat er auch hautnah miterlebt – allerdings als Zuschauer auf der Tribüne. „Da war hier die Hölle los“, sagt er. Und überhaupt: Wenn die Rede von einer Talentschmiede ist, dann kommen Fußball-Experten nicht um Ditzingen herum. Mario Mandžukic, Fredi Bobic und Serge Gnabry lernten hier das Kicken. „Mario hat über meinen Eltern gewohnt und mit meinen Sohn draußen gekickt“, erzählt Columpsi, der sich einen Seitenhieb gegen Werders Flügelflitzer Gnabry nicht verkneifen kann. „Wir haben ihn wegen unseres Stickeralbums angeschrieben, doch es kam nichts zurück“, erzählt er. „Aber er ist ein toller Spieler und wird bald bei einem Top-Klub seine Tore machen.“

Lange Mähne, Diso und Mädels

Stichwort Tore: Nein, Columpsi war in seiner aktiven Laufbahn nicht gerade ein Antonio Cassano, der übrigens auch aus Apulien stammt. „Eigentlich wollte ich immer Zehner spielen“, sagt er und erzählt mit einem Schmunzeln: „Aber irgendwann bin ich hinten rechts gelandet.“ Mit dem Fußball hat er in Hirschlanden angefangen, später spielte er für Eltingen in der Verbandsstaffel. „Ich bin vier mal die Woche von Hirschlanden zum Training geradelt“, berichtet er. Mit 18 hängte er dann die Kickstiefel an den Nagel. Columpsi sagt nur so viel: „Lange Mähne, Disco, Mädels!“

Obwohl er eigentlich das beste Gegenbeispiel ist, steht es ihm zufolge nicht gut um das Ehrenamt. „Ob Schiris oder Trainer – das Ehrenamt stirbt aus“, sagt er. Daher seien die regionalen Fußballverbände und allem voran der Deutsche Fußball Bund in der Pflicht, mehr Anreize für die Hilfswilligen zu schaffen. „Welche Vorteile hat man schon als Ehrenamtlicher?“, befindet er. „Du hast daheim Ärger, weil du ständig weg bist und bist im Verein der Buhmann, weil du es nicht jedem recht machen kannst!“

Daher brennt er nicht gerade darauf, wieder ein offizielles Amt zu bekleiden und begnügt sich mit der Rolle des Feuerwehrmanns. „Da muss schon viel Unvorhergesehenes passieren, damit ich einspringe“, sagt Columpsi mit breitem Grinsen. Seine Frau, mit der er seit 26 Jahren verheiratet ist und die in der Vergangenheit an so manchem Wochenende auf ihn verzichten musste, wird es gerne hören.

Aufrufe: 04.1.2017, 18:00 Uhr
Leonberger Kreiszeitung / Bartek Langer Autor