2024-04-16T09:15:35.043Z

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Tor von Marcel Cornils:  In der abgelaufenen Saison traf der schnelle Stürmer (Nr. 7) 25 Mal für die Husumer SV.git/archiv
Tor von Marcel Cornils: In der abgelaufenen Saison traf der schnelle Stürmer (Nr. 7) 25 Mal für die Husumer SV.git/archiv

Traum von Schottland ist geplatzt

Fußballer Marcel Cornils träumte von einer Profi-Karriere auf der Insel – und wurde enttäuscht / Neubeginn beim TSB Flensburg

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Er sei ja nur nach Schottland geflogen, um Pokemons zu jagen, heißt es bei Facebook. Immerhin, Marcel Cornils hat diesen Eintrag mit einem „Gefällt mir“ versehen.

Doch so richtig zum Lachen ist dem 23-jährigen Fußballer derzeit gerade nicht zumute. „Corni“ hatte von einer Profi-Karriere geträumt. Statt auf dem Eckener beim TSB Flensburg in der Schleswig-Holstein-Liga wollte er eigentlich im New Douglas Park für den Hamilton Academic Football Club in der schottischen Premiership (1. Liga) kicken. Die „Accies“ hatten in der vergangenen Saison Platz zehn unter zwölf Mannschaften belegt. Hamilton ist eine gut 50000 Einwohner zählende Stadt unweit von Glasgow.


Marcel Cornils soielt in der neuen Saison für den SH-Ligisten TSB Flensburg.jrö

Cornils war guten Mutes nach Schottland gereist. Im Februar hatte er gemeinsam mit Sebastian Kiesbye von Flensburg 08 zur Probe in Schottland trainiert und sehr positive Rückmeldungen bekommen. „Da hatte ich eine Parade-Woche erwischt. Ich habe mich gut gefühlt und gut trainiert, der Trainer war begeistert“, erzählt er. Sebastian Kiesbye wurde mitgeteilt, dass er nicht mit einem Platz im Kader rechnen könne – Cornils wundert sich: „Versteh’ ich nicht, Sebastian ist ehrgeizig und hatte eine Superleistung geboten.“

Wie kommt ein talentierter Amateurfußballer aus dem Norden an ein Probetraining in Schottland? Die Erklärung ist einfach: In Hamilton spielt Gramoz Kurtaj (25), ein Deutsch-Albaner, der seine fußballerischen Wurzeln in Nordfriesland hat und über Holstein Kiel, Hertha BSC II, Neustrelitz, Jena und Most (Tschechische Republik) in Schottland landete und dort seit Sommer 2015 für die „Accies“ spielt.

Es schien klar, dass der 23-Jährige einen Platz im Team bekommen würde. „Wir waren im stetigen Austausch und haben vereinbart, dass ich im Sommer noch mal kommen sollte“, sagt er. Er war guten Mutes. Doch dann kam ihm – wieder einmal – das Verletzungspech – dazwischen. Zwischen Januar 2014 und Februar 2015, damals spielte er für den Regionalligisten ETSV Weiche Flensburg, hatte sich der Bürokaufmann drei Mal den Mittelfuß gebrochen. Zwei Mal, jeweils zu Jahresbeginn erwischte es ihn bei Trainingsspielen in der Vorbereitung. Im Mai 2014 dauerte sein Comeback nach dem ersten Bruch in der zweiten Mannschaft des ETSV Weiche Flensburg gerade einmal eine Minute.

Diesmal war es „nur“ ein eingewachsener Zehennagel, doch der Eingriff hatte Folgen. „Ich war nicht bei 100 Prozent“, so fasst Cornils seinen zweiten Trainings-Aufenthalt in Hamilton zusammen. Das sah offenbar auch Trainer Martin Canning so, der den Deutschen als „nicht fit und müde“ einstufte. Fußballerisch und spielerisch war es laut Cornils in Ordnung und die fehlende Fitness hätte sich mit Extra-Einheiten sicherlich aufholen lassen.

Doch die Reaktion der „Accies“ kam schnell – und traf den 23-Jährigen hart. Er möge doch wieder nach Hause fliegen, man habe ihm auch schon einen Flug gebucht. „Natürlich ist das ein Rückschlag. Ich habe mich gefragt: Warum hat das nicht geklappt?“, sagt Marcel Cornils. Schließlich hatte er für den Traum von der Profi-Karriere einiges aufgegeben.

Das schmerzt natürlich – aber zurück im Zorn will er nicht blicken: „Es bringt ja nichts, wenn ich mir Gedanken mache. Es muss weitergehen. Jetzt will ich in Flensburg Fuß fassen und Gas geben.“
Aufrufe: 025.7.2016, 07:00 Uhr
SHZ / Ulrich SchröderAutor