2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview
Bernd Ospalek. Foto: Johannes Koziol
Bernd Ospalek. Foto: Johannes Koziol

"Wir wissen, wie die Vereine ticken"

Bernd Ospalek, Geschäftsführer des Fußballkreises Niederlausitz, im FuPa Brandenburg-Interview

Der Fussballkreis Niederlausitz feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. Und als nächster Höhepunkt wirft schon der in einem Jahr stattfindende Fußball-Kreistag mit der Wahl eines neuen Vorsitzenden seine Schatten voraus. FuPa Brandenburg sprach darüber mit FK-Geschäftsführer Bernd Ospalek.

Herr Ospalek, die 2. Kreisklasse geht diese Saison erstmals seit langem wieder nur eingleisig an den Start?

In den letzten Jahren hat es eine erhebliche Reduzierung der Mannschaften gegeben, speziell der Zweiten Teams. Ab und zu kommt wieder eine dazu, aber insgesamt ist die Anzahl weniger geworden. Das ist aber nicht nur in unserem Fußballkreis so, sondern deutschlandweit. Die unterste Kreisklasse ist deswegen immer problematisch. Von der Kreisoberliga bis zu den 1. Kreisklassen wollen wir möglichst jeweils mit 16 Mannschaften spielen. Was übrig bleibt, spielt dann also in der 2. Kreisklasse. Wenn dort nur noch 14 oder 16 Teams übrig bleiben, wird es nur noch eine Staffel geben. Das bedeutet für die einen oder anderen natürlich weitere Fahrtstrecken, aber so groß ist unser Fußballkreis nicht.

Das Problem der wenigen Teams zeigt sich schon in den älteren Nachwuchsjahrgängen wie der B- und A-Jugend.

Ja, es werden zwar nicht weniger, aber es bleibt auf dem gleichen viel zu niedrigen Level. Einige spielen natürlich auch noch im Land. Aber im A-Junioren-Bereich sind es über Jahre hinweg im Kreis nur noch zwischen acht und zwölf Mannschaften. Die Gründe dafür sind vielfältig: Im A-Junioren-Bereich gehen viele schon auswärts studieren oder absolvieren ein Auslandsjahr nach dem Abitur. Einen Wahnsinnszuwachs gibt es dagegen in den ganz kleinen Altersklassen wie zum Beispiel den Bambinis. Das setzt sich dann auch in der F- und E-Jugend fort. In den älteren Jahrgängen versucht man das durch Spielgemeinschaften aufzufangen. Früher hat jeder Junge Fußball gespielt und jedes Dorf hatte eine eigene Mannschaft. Wo sollen jetzt die kleinen Dörfer 15 Spieler im Alter von 16 oder 17 Jahren her nehmen? Die gibt es nicht mehr.


Spielgemeinschaften gibt es auch im Männerbereich immer öfter.

Ja, bis hoch in die Kreisoberliga gibt es die inzwischen. Wenn dort allerdings eine Spielgemeinschaft Meister wird, können sie nicht aufsteigen. Aus meiner Sicht ist diese Regelung aber auch überholt. Vielleicht wird beim Verbandstag im kommenden Jahr der Antrag eingebracht, dass auch in der untersten Staffel des Landesspielbetriebs noch Spielgemeinschaften zugelassen werden.

Kann das ein Rettungsanker für die Vereine sein?

Gerade zum Ende der Spielserie haben viele Teams Schwierigkeiten, wenn die festgespielten Kicker nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Jedes Jahr zum Ende der Saison hin ziehen zwei oder drei Zweite Mannschaften zurück, weil Spieler fehlen. Das ist problematisch. Werben, Müschen-Babow und Schmogrow machen jetzt zum Beispiel eine Spielgemeinschaft. Das waren früher Vereine mit ersten und zweiten Mannschaften, und jetzt bekommen sie nur noch gemeinsam eine Truppe zusammen.

Probleme gibt es auch seit längerem bei der Anzahl der Schiedsrichter?

Jeder Verein hat die Pflicht, einsatzfähige Schiedsrichter zu melden. Die müssen im Jahr mindestens 24 Einsätze vorweisen. Wir haben von der Anzahl her eigentlich ausreichend Schiedsrichter. Aber darunter sind mehr als 50 Unparteiische im jugendlichen Alter, die keine Fahrerlaubnis haben. Gerade gegenüber den eigenen Schiedsrichtern vergessen viele Vereine, welche Pflichten sie auch haben. Das haben einige in der Vergangenheit vernachlässigt, wie zum Beispiel Eintracht Peitz. Sie sind zwar Fair-Play-Cup-Sieger, aber hatten über längere Zeit gar keinen Schiedsrichter. Vergangenes Jahr haben sie deswegen drei Punkte abgezogen bekommen. Sie haben jetzt zwar welche ausbilden lassen, aber zur neuen Saison starten sie mit sechs Punkten weniger. Im Kreis sind wir da etwas kulanter. Aber trotzdem sind die Vereine in der Pflicht, die Werbung neuer Schiedsrichter muss im Verein erfolgen.


Der Fußballkreis feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag. Wie hat sich in der Zeit die Zusammenarbeit mit den Vereinen entwickelt?

Es gibt immer mal wieder Dinge wie Ordnungsgebühren, wo es Diskussionen gibt. Aber keine gravierenden Sachen. Jeder, der ein Problem hat: Wir setzen uns an einen Tisch, schauen uns in die Augen und reden darüber. Unseren Vorsitzenden Frank Leopold haben aber viele Äußerungen zum Beispiel auf Facebook oder per E-Mail gestört. Viele lassen sich dort aus, aber darauf hat er keine Lust mehr. Sicher werden einige Dinge zu Recht angesprochen, andere aber vielleicht nur wegen Unwissenheit bis hin zur Beleidigung. Deswegen hat er einen Schlussstrich gezogen und kandidiert nächstes Jahr auf dem Fußball-Kreistag nicht mehr als Vorsitzender. Der Kreiskassenwart muss auch neu besetzt werden, das ist die eigentlich wichtigste Position. Das bedarf noch einiger Anstrengungen. Wir haben alle Vereine angeschrieben und eine Ausschreibung gemacht. Bis jetzt hat sich aber noch niemand für dieses Amt gemeldet. Wir wollen eine Gemeinsamkeit mit den Vereinen und über alles reden. Und wenn ein Verein Probleme hat, kann er auch jederzeit die Ausschüsse ansprechen. Wir kommen aus den Vereinen und wissen, wie sie ticken.


Könnten die Wahlen auch etwas frischen Wind in den Vorstand bringen?

Frischer Wind ist immer gut. Wir haben aber auch noch ein paar offene Stellen, die müssen wir erstmal besetzen. Für den Vorsitzenden gibt es zwei Bewerbungen aus dem Vorstand und den Ausschüssen. Es gibt außerdem nicht nur den Vorstand, sondern auch die Ausschüsse. Staffelleiter werden zum Beispiel immer gesucht. Ich denke aus den Vereinen jemanden für die Mitarbeit zu finden wird schwierig. Sie sind zumeist auch nicht so rosig bestückt mit Funktionären und klammern sich an jedem fest. Wir sind offen für jeden, der sich mit einbringen möchte. In meinen 24 Jahren beim BSV Cottbus-Ost habe ich erkannt, dass Vereinsarbeit nicht leichter wird, sondern eher immer schwieriger. Damals saß ich schon Kreisliga-Spielern gegenüber, die bei uns Landesliga spielen wollten. Und dazu noch nach einer Aufwandsentschädigung fragten. Da habe ich ihm gesagt: Du hast eine warme Kabine, einen runden Ball, einen grünen Rasen und bekommst nach dem Spiel noch eine Bockwurst für dein Hobby. Deswegen verstehe ich deine Frage nicht. So brauche ich aber heute wahrscheinlich nicht mehr argumentieren. Dieses Phänomen nimmt aber immer mehr zu.


Rein sportlich betrachtet: War der Oberliga-Aufstieg vom VfB 1921 Krieschow ein schönes Geschenk zum Fußballkreis-Geburtstag?

Ja, es war natürlich überraschend. Aber der VfB hat vorige Saison schon eine gute Rückrunde gespielt. Der Verein hat inzwischen für ein Umfeld gesorgt, das beispielhaft ist. Das kostet alles Geld und man hat wahrscheinlich vieles auch der Großgemeinde zu verdanken. Aber auch den beiden Haupt- und vielen kleinen Sponsoren. Das ist ganz toll. Das Ganze ist im Vergleich zu Blau-Gelb Laubsdorf auch finanziell untersetzt. Da gab es einen Hauptsponsor, der sich immer mehr zurückgezogen hat. Ein Großteil der Spieler war mit Verträgen bestückt, und wenn die nicht eingehalten werden, gibt es natürlich Unruhe. Das Resultat kennt man, was letztendlich in Laubsdorf rausgekommen ist. Ähnliche Probleme sehe ich in Krieschow im Moment überhaupt nicht. Wenn der Hauptsponsor gleichzeitig Kassenwart des Vereins ist, ist das schon eine gute Konstellation. Als Fußballkreis freut man sich klar über so eine Entwicklung. Genau wie zum Beispiel beim VfB Cottbus mit dem Aufstieg in die Landesliga. Das ist mein alter Heimatverein, da schaut man noch etwas mehr hin. Beim VfB hat sich die gute kontinuierliche Nachwuchsarbeit inzwischen bemerkbar gemacht, denn etwa 80 Prozent der Spieler sind aus dem eigenen Nachwuchs.


Hinter Energie und Krieschow ist Guben Nord die Nummer 3 im Fußballkreis. Wer hätte perspektivisch noch die Chance auf das Treppchen?

Guben Nord ist für mich bewundernswert. Über Jahre haben sie mit einem kleinen Kader zu kämpfen, aber haben es immer gepackt. Diese Saison haben sie ein paar leistungsstarke Zugänge. Damit haben sie eine bessere Truppe zusammen als in den letzten Jahren. Aber man weiß nie, wie es läuft. In der Landesliga versucht es Wacker Ströbitz schon über Jahre mit einem relativ guten Kader. Sie sind immer vorne dran und werden auch diese Saison wieder oben mitspielen. Die anderen Niederlausitzer Landesligisten wollen und werden sich hoffentlich im Mittelfeld etablieren.


Der nächste Höhepunkt des Fußballkreises wird also der Kreistag 2018.

Ja, den Termin haben wir mit dem 22. Juni schon festgelegt. Nur der Ort ist noch offen. Eine Arbeitsgruppe wird sich mit dem Kreistag noch intensiv beschäftigen und alles vorbereiten. Der darauf folgende Verbandstag des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB) wird dann wahrscheinlich im Oktober stattfinden. Dafür gibt es ein Thema, was mich schon länger beschäftigt: Ich habe mich nie daran gewöhnen können, dass die Mannschaften aus dem Landesspielbetrieb im Kreispokal mitspielen dürfen. Die Begründung vom FLB-Spielausschuss war damals, dass man mit noch mehr Mannschaften nicht über die Runden kommt. Deswegen wurden die Landesklasse-Teams rausgenommen. Die Kreise werden aber nicht gefragt, wie sie das händeln und über die Runden bekommen. Jetzt gibt es inzwischen eine Landesklasse weniger. Da hätte man das wieder ändern können. Deswegen sollte irgendein Verein diesen Änderungswunsch für den Verbandstag mit einreichen.

Mit Bernd Ospalek sprach Sven Bock.

Aufrufe: 031.8.2017, 10:05 Uhr
Sven BockAutor