2024-04-25T14:35:39.956Z

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Eine bunte Truppe: Der Kader des FC livingroom Mainz. Foto: FC livingrrom
Eine bunte Truppe: Der Kader des FC livingroom Mainz. Foto: FC livingrrom

"Träume sind solange verrückt, bis sie wahr werden"

Der FC livingroom geht mit zwei Mannschaften und neuem Trainer an den Start

MAINZ. Seit der letzten Saison mischt der FC livingroom Mainz die C-Klasse auf. Ein Team, das wohl keiner auf dem Zettel hatte und viele noch vor ein Rätsel stellt. Für diese Spielzeit stellt der neu gegründete Fußballclub gleich zwei Mannschaften und hat einen neuen Trainer verpflichtet. Der Verein der noch in den Kinderschuhe steckt, nimmt bereits große Schritte.

Fußball und Religion lassen sich meist nur schwer vereinen. An gläubige Spieler, die Tore und Siege mit christlichen Botschaften auf ihrem T-Shirt feiern, hat man sich gewöhnt. Ein christlicher Fußballverein ist jedoch eine echte Besonderheit. Beim FC livingroom Mainz handelt es sich um so einen christlichen Fußballverein. "Der Wunsch so eine Mannschaft zu gründen, reifte in mir schon eine ganze Weile. Vor zwei Jahren ungefähr habe ich es dann in die Hand genommen. Bis zur Gründung war es ein langer Weg", erzählt Vita Eisfeld der Initiator des Projekts FC livingroom. Der Club ist nach der freien Jugendkirche livingroom benannt und verkörpert auch die christlichen Werte, für die die Freikirche steht. Nächstenliebe, Respekt und Fairness sollen auch auf dem Platz umgesetzt werden.



„Wenn du nichts kannst, bist du bei uns genau richtig“

Eisfeld, der sich durch die Gründung des FCL einen Traum verwirklichte, musste einige Hürden nehmen bis sein Team an den Start gehen konnte. Von der Suche nach einem Trainings- und Spielgelände bis hin zur Organisation von Bällen und Trikots – Gründer Eisfeld nahm alles selbst in die Hand. „Das war schon aufwendig. Gut drei Monate habe ich gebraucht um alles in die Wege zu leiten“, so der 26-Jährige. Die Mannschaft fügte sich schnell zusammen. Anfangs umfasste der Kader circa 15 Akteure, doch im Laufe der Saison kamen immer mehr, vornehmlich junge Spieler, zum christlichen Club. Eisfeld sagt stolz: „Heute habe wir über 60 Mitglieder. Davon sind 50 Spieler, die einen Pass bei uns besitzen. Klar gibt’s bei uns auch ein paar Karteileichen. Man kann aber behaupten, dass rund 35 Jungs davon regelmäßig trainieren.“ Der große Zulauf zum FC livingroom, so denkt Eisfeld, komme von dem positiven Image des Vereins. „Die Spieler kommen zu uns weil sie von uns gehört haben, unsere Homepage gesehen haben oder wir ihnen empfohlen wurden. Unser Motto lautet ja: Wenn du nichts kannst, bist du bei uns genau richtig“, so der Initiator. Die Qualität in der Mannschaft sei sehr gemischt, berichtet er: „Einige Jungs könnten sicher viel höher kicken, aber sie fühlen sich bei uns einfach wohl.“ Der Verein der ein Projekt der Freikirche livingroom ist, besteht aber nicht wie vielleicht angenommen nur aus gläubigen Fußballern. Nach Angaben des Clubs seien 50 Prozent keine Kirchengänger, während die andere Hälfte gläubig ist und auch teilweise in der Jugendkirche mitwirkt. Livingroom versucht, nicht jemandem den Glauben aufzuzwängen oder gar junge Menschen zum Zölibat zu überreden – nein, es sind christliche Werte auf geistlicher, menschlicher und sportlicher Ebene die vermittelt werden sollen. Unter dem Motto der Jugendkirche „Gottes Liebe für die Menschen erfahrbar machen“ versucht auch der Verein mit dieser Botschaft durchzudringen. „Wir beten vor den Spielen und gehen auch mal gemeinsam in die Kirche. Wenn das jemand zu viel wird, muss er nicht mitkommen. Dadurch wird keiner ausgeschlossen. Wir haben auch Muslime im Team.“, sagt Eisfeld, der selbst aktives Mitglied der Freikirche ist.

Mentor Vita Eisfeld (im blau-gelben Trikot) gibt taktische Anweisungen an die 1. Mannschaft. Dies war sein letztes Training als Trainer. Fotos: Theo Hendrikson

Neuer Trainer und Vision von eigener Jugend

Nachdem der FC livingroom Mainz ihre erste Spielzeit mit Platz zehn abgeschlossen hatte, wollten die Neulinge mehr. Durch den breiten Kader wird der FCL nun zwei Teams stellen und in der C-Klasse Ost I und II angreifen. Eisfeld erklärt die Zielsetzung: „Erst einmal möchten wir die Zweite in der Liga etablieren. Das sind alles noch unerfahrene Spieler, die sich zu Recht finden müssen. Die erste Garde kann nach unserer Vorstellung unter den ersten fünf landen.“ Verstärkt hat sich das Team auch schon ganz speziell. Eisfeld wird sein Traineramt niederlegen und für die Mannschaft als Mentor und Spieler weiter zu Verfügung stehen. „Die Belastung mit den zwei Trainingsgruppen wurde zu hoch“, so der ehemalige Coach. Neuer Übungsleiter wird ein alter Hase: Bijan Alipour. Er trainierte unter anderem Inter Mainz und den SC Lerchenberg. Auf ein anspruchsvolles Training legt der FCL großen Wert. Ein Trainingslager, ein Spinning-Kurs und Besuche im Fitness-Studio standen schon in den sechs Wochen Vorbereitung auf dem Programm. Wo Eisfeld mit dem von ihm gegründeten Team mal hin will, weiß er genau: „Langfristig gesehen wollen wir irgendwann eine Jugend stellen können.“ Die Grundidee und die Vision des Clubs haben auch andere Menschen überzeugt. Durch die viele Aufmerksamkeit und Berichterstattung wurden einige auf den Verein aufmerksam. So gilt David Kadel, Autor der Schalke-Bibel und von „FußballGott“, als Unterstützer des Projekts. Auch zahlreiche Unternehmen haben gefallen an dem FCL gefunden und sponsern ihn.


„Da geht unsere Kirchensteuer also hin“

Eisfeld wollt etwas bewegen – ein neues Zuhause schaffen. Dies ist gelungen, denn sein Projekt fruchtet. Die Truppe besitzt einen vorbildlichen Zusammenhalt. „Jeder fühlt sich hier als Teil des Teams und willkommen. Das war unser Ziel“, so der Gründer. Dass im rauen C-Klassen-Alltag ihre Philosophie oftmals auf einen dummen Spruch stößt, findet Vita Eisfeld schon fast logisch. „Als wir mit unseren neuen Pullis aufgelaufen sind, kam dann mal: ‚Ach da geht unsere Kirchensteuer also hin‘ oder warum wir denn nicht die heilige Maria als Logo haben“, erzählt der 26-Jährige schmunzelnd. Mit den Trainingsbedingungen ist linvingroom etwas unzufrieden. Sie teilen sich den Hartplatz mit Croatia Mainz und schlucken dort ordentlich Staub. Jedoch könnte sich so noch einmal etwas tun in Sachen Sanierung des Platzes, denn der FCL ist bereit einen nicht unerheblichen Betrag an Eigenleistung zu erbringen. „Ob und wann das etwas wird ist die Frage. Ich bleib da optimistisch. Bei dem Projekt FCL hätte auch niemand gedacht, dass wir heute da stehen wo wir sind. Träume sind nur solange verrückt, bis sie wahr werden“, sagt Vita Eisfeld. Ihre Heimspiele tragen die gläubigen Fußballer auf dem Laubenheimer Sportplatz aus. Übrigends wer sich fragt wie der Strafenkatalog der linvingroomer aussieht, täuscht sich mit der Annahme, dass man für eine gelbe Karte zehn Mal den Rosenkranz beten muss. Eisfeld erklärt lachend: „Nein, der sieht ganz normal aus.“ Sowieso unterscheidet die FCL’er nur ihr offener Umgang mit ihrem Glauben und die Auslebung von christlichen Werten auf dem Spielfeld von anderen Mannschaften.

Aufrufe: 010.8.2013, 06:00 Uhr
Theo HendriksonAutor