2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Jubel bei den Spielern von Türk Ata/Türkgücü Wetzlar, die künftig in der Kreisoberliga West kicken.	Foto: Türk Ata/Türkgücü Wetzlar
Jubel bei den Spielern von Türk Ata/Türkgücü Wetzlar, die künftig in der Kreisoberliga West kicken. Foto: Türk Ata/Türkgücü Wetzlar

»Tolerant und weltoffen«

KLA WETZLAR & KOL WEST: +++ Mit A-Liga-Meister Türk Ata/Türkgücü Wetzlar bereichert künftig ein starker Club die Kreisoberliga West +++

Wetzlar. Erfolg macht selbstbewusst. Was nur allzu verständlich ist. „Wenn wir den Aufstieg nicht geschafft hätten, wäre das echt peinlich gewesen“, überlegt Taner Keles nicht lange, wenn er auf die vergangene, im März durch Corona abgebrochene Spielzeit der Fußball-A-Liga Wetzlar zurückdenkt. „Wir waren so stark besetzt, es hätte mich gewundert, wenn wir nicht Meister geworden wären.“ Elf Matches fehlten am Ende bis zu einem ordentlichen Abschluss, doch schon beim Lockdown lag Türk Ata/Türkgücü Wetzlar fast uneinholbar in der Tabelle vorn. 14 Punkte betrug die Differenz zur zweitplatzierten SG Nauborn/Laufdorf; nicht wenige hatten den Eindruck, dass die Türken im Frühjahr ihren Vorsprung noch ausgebaut hätten.

„Die individuelle Klasse, besonders im Mittelfeld und Angriff, hat uns sicher von den anderen Teams unterschieden“, berichtet Keles, der das Amt des Spielertrainers in der Kreisoberliga West künftig zusammen mit Erkan Hasan ausführen wird. Beide standen in der vergangenen Runde bereits als Spieler für die Dom-städter auf dem Rasen und beerben Sergen Rüzgar. „Leider hat eine Verlängerung mit unserem Aufstiegscoach nicht geklappt. Wir wünschen ihm vom gesamten Verein aus alles Gute für die Zukunft, denn es war eine ganz tolle, erfolgreiche Zusammenarbeit“, ließ der Sportliche Leiter von Türk Ata, Cüneyt Cemaloglu, der dieses Amt gemeinsam mit Zülfikar Babayigit ausübt, unlängst versöhnlich verlauten.

In Liga acht, so Taner Keles, will die Spielgemeinschaft von der Lahn attraktiven Fußball bieten und vor allem nicht negativ auffallen. „Wir haben vernünftige und anständige Jungs in unseren Reihen, die alle Bock auf den Club und den Fußball haben“, freut sich der 35-Jährige, der in Gießen eine Shisha-Bar betreibt, auf die neue Runde, die im September starten wird. Mit oder ohne Zuschauer? „Es wäre schade, wenn unsere Fans, die sich auf die Kreisoberliga freuen, draußen bleiben müssten. Aber ändern können wir solche Entscheidungen sowieso nicht“, bleibt Keles Realist.

Seit zwei Wochen hat der Ex-Spieler des FC Gießen II, von TuBa Pohlheim, der Wetzlarer Eintracht und des TSV Bicken, der in Ehringshausen aufgewachsen ist und dort auch für die „Kleeblätter“ am Ball war, seine Männer wieder zum Training gebeten. Er verfügt über eine Truppe, die gegenüber der A-Liga nochmals deutlich verstärkt wirkt. Frisch an Bord sind Torhüter Mithat Sahin, der vom Verbandsligisten FC Gießen II gekommen ist, sowie die beiden zuletzt beim Gruppenligisten TSF Heuchelheim aktiven Brüder Semih und Melih Kahveci. Fortan für die SG auf Torejagd gehen werden der gruppenligaerfahrene Göknel Yüceel. Der Sechser lebte bis vor kurzem in Nordhessen, hat eine Fußball-Pause hinter sich und möchte nun mit Wetzlar wieder angreifen. Ebenfalls neu im Kader ist Ahmet Gül, der unter anderem schon für Eintracht Wetzlar aktiv war. Nach einem Kreuzbandriss befindet sich der Mittelfeldspieler derzeit noch im Aufbautraining. Mit Ahmet Karacar kommt ein erst 17-jähriger Innenverteidiger von den Verbandsliga-A-Junioren der SG Waldsolms. Dort spielte auch Keeper Melih Deniz, der Cousin des zuvor erst unter Vertrag genommenen Mithat Sahin.

Als Neuzugang gilt auch Ali Deniz, der schon in der Winterpause verpflichtet worden war, aber vor der Corona-Pause erst eine Partie für den A-Liga-Meister absolvieren konnte. „Die Kreisoberliga spielt er auf jeden Fall locker – er bringt viel mit“, freut sich Keles über das Engagement des ehemaligen Verbandsligaakteurs des FSV Braunfels. Mit dem 24-jährigen Fatih Varli begrüßen die Domstädter einen neuen Offensivakteur in ihren Reihen, der zuletzt für Eintracht Wetzlar aktiv war. „Er ist eiskalt vor dem Tor“, lobt SG-Coach Taner Keles. Nach längerer Verletzungspause wieder auf dem Feld stehen möchte Innenverteidiger Hasan Yetkil (30). „Er braucht wohl noch ein bisschen nach seinem Kreuzbandriss, aber er kann richtig gut kicken“, so Keles.

Der Übungsleiter betont, dass der Club interessant sei für alle Akteure, nicht nur für Türken. „Staatsangehörigkeit und Religion spielen bei uns keine Rolle, wir sind tolerant und weltoffen.“ Die Zusammenarbeit mit den Frauen des FSV Hessen Wetzlar bezeichnet der 35-Jährige als „optimal“. Beide Clubs teilen sich den Rasenplatz in Garbenheim, für beide sei die Kooperation, so Keles, „nur von Vorteil.“

Wenn er einen Blick auf die kommende Runde wagt, wird der Coach ein wenig demütig. „Wenn alle Jungs gesund bleiben, müssten wir irgendwo zwischen Platz vier und acht landen.“ Mit dem Abstieg will Türk Ata/Türkgücü Wetzlar nichts zu tun haben, „dafür sind wir zu gut.“ Und mit dem abermaligen Aufstieg? „Nach oben nehmen wir natürlich alles mit.“ Erfolg macht eben doch selbstbewusst.



Zahlenspiele

76 selbst erzielte Treffer bedeuteten für Türk Ata nicht nur den mit Abstand besten Wert der Liga, sondern auch vier Tore pro Partie-

Mit 23 Gegentreffern stellten die Türken hinter dem FC Burgsolms II (21) die zweitbeste Deckung der A-Liga.

Nur einer Niederlage (4:6 beim TSV Blasbach) und einem Remis (1:1 gegen den FC Burgsolms II) standen am Ende 17 Siege gegenüber.

Die meisten Partien, nämlich 18 von 19, absolvierte der scheidende Spielertrainer Sergen Rüzgar.

Mit 22 Treffern in nur 14 Partien glänzte Serdar Türk, gefolgt von Muhammed Toklu (12) und Ürkan Özen (11), der zum SV Annerod wechselt. (afi)

Aufrufe: 025.6.2020, 16:00 Uhr
Alexander Fischer (WNZ)Autor