2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Neymar zeigt allen die Zunge. An seinem Transfer entzündet sich eine lange Diskussion.  afp
Neymar zeigt allen die Zunge. An seinem Transfer entzündet sich eine lange Diskussion. afp
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Fußballer empfinden derzeitige Ablösesummen als Wahnsinn

Von „hirnrissig“ bis „moderner Menschenhandel“

Fußballer aus der Region empfinden derzeitige Ablösesummen als Wahnsinn. Mats Hummels’ Geste, ein Prozent seines Gehalts zu spenden, begrüßen sie.

Der brasilianische Fußballprofi Neymar wechselte für die Ablösesumme von 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris. Sollen die Ablösesummen künftig gedeckelt werden? Bayern-Profi Mats Hummels spendete ein Prozent seines Gehalts für soziale Projekte. Vorbildliche Aktion oder PR-Gag? Fußballspieler, Fans und Funktionäre aus der Region haben für Summen wie beim Neymar-Wechsel kein Verständnis, sind sich über die Konsequenzen aber uneins.

Peter Mahringer, Kapitän der TG Böhmenkirch, hält die Neymar-Ablösesumme für „hirnrissig“, selbst wenn ein Teil durch den Trikotverkauf zurückfließt. Eine feste Obergrenze für Ablösesummen findet er sinnvoll. Die Spende von Mats Hummels nennt Mahringer vorbildlich und er glaubt nicht, dass er es nur aus PR-Gründen getan hat. Der Böhmenkircher sieht den Nationalspieler eher als Integrationsfigur im deutschen Fußball.

Andreas Schimpf sieht’s ähnlich. Die 222 Millionen für Neymar kommentiert der Trainer des SSC Stubersheim noch drastischer, „kein Mensch der Welt ist so viel Geld wert“. Bei der in vielen Bevölkerungsteilen herrschenden Armut lasse sich das auch nicht rechtfertigen. Eine Deckelung macht für ihn aber wenig Sinn, da „das Geld auf dunklen Kanälen sowieso an die richtigen Stellen“ gelange. Er wünscht sich, die Ablösesummen flössen künftig nicht mehr direkt an den Verein, sondern in das soziale Umfeld des Spielers, in dem damit Projekte gefördert werden. Schimpf ist Realist genug, seine Wünsche als „utopisch“ zu erkennen. Hummels’ Spende findet er vorbildlich, er wünscht sich Nachahmer.

Andreas Strehle, Vorstand Fußball beim SC Geislingen, hält die 222 Millionen ebenfalls für „utopisch“, schreibt sie aber dem Kommerz im aktuellen Fußball zu. Er glaubt nicht an Änderungen, solange die UEFA dem Transfergeschacher keinen Riegel vorschiebt. Vielmehr befürchtet er, das Ganze löse eine Kettenreaktion aus, „die sich bis in den Amateurbereich zieht“. Strehle hält eine Deckelung der Summe für wenig sinnvoll, da eben jeder Spieler seinen eigenen Marktwert habe. In Sachen Hummels glaubt er nicht an viele Nachahmer.

Theo Vels, Abteilungsleiter des TSV Obere Fils, ist es „völlig egal“, ob Hummels aus PR-Gründen gehandelt hat oder nicht, das Geld wurde schließlich „richtig verwendet“. Die hohen Ablösesummen, sagt Vels, „machen den Fußball kaputt“ und liegen „fernab der Realität“. Vorbildlich findet er den FC Bayern, der zwar auch viel Geld in die Hand nehme, sich aber selbst eine Obergrenze gesetzt hat. Eine Deckelung nennt er zwar sinnvoll, hält sie aber für schwer umsetzbar.

Diese Ansicht teilt auch Manfred Malchow. Der Kuchener Fußballfan vergleicht den heutigen Profi-Fußball gar mit „modernem Menschenhandel“. Eine Deckelung der Transfersumme brächte wegen „dunkler Kanäle“ nichts. Malchow hält Hummels für „intelligent genug“, seine Spende nicht zu PR-Zwecken genutzt zu haben. Für den Kuchener macht es zudem einen erheblichen Unterschied, ob ein Großverdiener ein Prozent abgibt oder ein Lohn­empfänger. Ein Hummels kann es sich leisten.

Aufrufe: 026.8.2017, 07:32 Uhr
NWZ / Achim SchöllAutor