2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Dass auch geistig behinderte Jugendliche dem Ball nachjagen können, ist nicht selbstverständlich. Die Regensburger Idee der Bananenflankenliga macht es möglich, demnächst deutschlandweit.  Foto: Brüssel
Dass auch geistig behinderte Jugendliche dem Ball nachjagen können, ist nicht selbstverständlich. Die Regensburger Idee der Bananenflankenliga macht es möglich, demnächst deutschlandweit. Foto: Brüssel

Idee der Bananenflanke breitet sich aus

Was 2014 in Regensburg begann, wird es im nächsten Jahr von Hamburg über Trier bis Bayreuth in vielen Orten mehr geben

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Jedes Kind, jeder Jugendliche hat die Möglichkeit, Fußball zu spielen. Einfach in einen Verein gehen, anmelden, zack, fertig, loslegen! Jeder? Für die Mehrheit gilt das, für andere ist es ein Wunschtraum. Bis das Team Bananenflanke mit seiner Bananenflankenliga daherkam. Die Idee der Regensburger Heilerzieher Stefan Plötz und Ben Rückerl, geistig gehandicapten Jugendlichen das zu bieten, was für andere so selbstverständlich ist, fand famose Resonanz.

2015 war das Jahr der Bananenflankenliga. Und weil es nicht nur in Regensburg Bedarf gibt, sondern an vielen anderen Orten, breitet sich die Idee nun aus - nicht nur bayernweit, sondern deutschlandweit. Wie es aussieht, werden von den 21 konkreten Interessenten von Hamburg über Dortmund, Bonn und Trier bis nach Bayreuth, Landshut und Weiden insgesamt 15, 16 Kandidaten schon 2016 nach Regensburger Vorbild den Spielbetrieb aufnehmen und sich zum Teil ähnlich in Vereinsform organisieren.

2015 war für die Bananenflankenliga deswegen der große Durchbruch, weil der Bundespräsident Joachim Gauck im Januar die Idee adelte: Goldener Stern des Sports, auch ,,Oscar des Breitensports" genannt, verbunden mit der Bananenflanken-Reise nach Berlin - das bedeutete einen Höhepunkt mit großer Außenwirkung. Plötz und Rückerl bekamen Reaktionen aus dem ganzen Land.



Round-Table-Beschluss wegweisend

Wegweisend war der Entscheid des Round Table, die Bananenflankeliga zu ihrer Sache zu machen. Der Round Table (RT) ist ein Service-Klub a la Rotary oder Lions Club, der es sich in Deutschland mit rund 3500 Mitgliedern zur Aufgabe macht, zum guten Zweck selbst Hand anzulegen und ihn vorwärtszubringen.

Seit drei Jahren unterstützte der RT in Regensburg das Team Bananenflanke. Just am Tag des ersten Spieltags 2015 fiel in Villingen-Schwenningen die Entscheidung, das Fußball-Projekt zur deutschlandweiten Sache zu machen. Einer Sache, die die Tabler als Nationales Service-Projekt (NSP) bezeichnen. Marco Fuchs, gerade zum RT-Vizepräsident und auch dritten Vorstand im Team Bananenflanke gewählt, ist einer der Koordinatoren der Verbreitung der Bananenflanken-Idee. ,,10 000, 12 000 Kilometer sind wir inzwischen auf der Straße gewesen", sagt der 29-Jährige, der im Zivilberuf Bildungsreferent beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) ist. ,,Nur im Osten sah es schlecht aus."



Zwei Ex-Profis sind mit am Werk

Die Kontakte zu den interessierten Städte sind allesamt aus Round-Table-Kontakten entstanden. Bayreuth oder Landshut haben inzwischen eigene Team-Bananenflanke-Vereine gegründet. Das ist das Konzept: Es gibt keine zentralistische Lösung. ,,Regensburg ist nur der Mutterverein", sagt Stefan Plötz. Es müssen auch nicht die Riesenstädte mit Riesenklubs als Partnern sein: Ein Bundes- oder Zweitligist hängt nicht konkret am Haken. In der Südpfalz oder Memmingen aber sind mit Benjamin Auer und Frank Wiblishauser aber zumindest zwei Ex-Profis mit am Werk. ,,In kleineren Orten geht oft mehr", sagt Fuchs. Regensburg ist ja auch keine Metropole und man kooperiert mit dem SSV Jahn mit einem Viertligisten.

Wenn Marco Fuchs und viele Round Tabler zur Anbahnung von Gesprächen durch die Lande fuhren, dann ließen sie Bilder sprechen. ,,Wir haben beim letzten Spieltag in Regensburg auf dem Neupfarrplatz einen Film gedreht und das hat überall Tür und Tor geöffnet", sagt Fuchs. ,,Das zeigt, wie schön und sinnvoll diese Idee ist. Und man sieht, was daraus werden kann."

Das Motto ist wie bei manchem Passanten, der bei den Spieltagen an öffentlichen Plätzen fasziniert stehenblieb, einfach: Die Ursprünglichkeit der Begeisterung am Fußball, die Kraft der Gefühle rührt jeden an, der sie einmal gesehen hat. ,,Ich bin nicht nah am Wasser gebaut", sagt Marco Fuchs, der selbst so ein Erlebnis hatte. ,,Wir haben gesehen, welche Freude auf dem Court herrschte, als ein Tor fiel - auch bei der gegnerischen Mannschaft. Seither erzählen wir das immer wieder."

Dass sich der Round Table so engagiert, gibt materielle Sicherheit - vorerst. ,,Aber uns geht es um die Nachhaltigkeit. Es hilft ja nichts, wenn die Liga nur ein Jahr besteht", sagt Rückerl und weiß um die Folgen, wenn es anders wäre. ,,Wir müssen uns jetzt auch in Regensburg ein bisschen rausnehmen, weil viel zu tun ist. Aber es ist schön zu sehen, dass das Team Bananenflanke inzwischen nicht mehr nur an zwei Köpfen hängt."

Stefan Plötz zum Beispiel begeisterte der Ausflug nach Landshut, wo er vieles wieder entdeckte, was er auch schon in Regensburg beobachtet hatte - und einiges mehr. Sein Schluss: ,,Jede Stadt wird ihren eigenen Charakter entwickeln, ihre Kultur und Persönlichkeiten bei den Trainern."

Aufrufe: 030.12.2015, 09:00 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor