2024-03-28T15:56:44.387Z

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Fußballverrückt: Auch im Garten seiner Eltern  kickt Tarik Pannholzer gelegentlich. Foto: Käfer
Fußballverrückt: Auch im Garten seiner Eltern kickt Tarik Pannholzer gelegentlich. Foto: Käfer

Tarik Pannholzer lebt seinen Traum

C-Jugend-Fußballer von Flensburg 08 spielt demnächst für den FC St. Pauli

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Der Familienkrach scheint programmiert. „Mein Vater und mein älterer Bruder sind leidenschaftliche HSV-Fans“, sagt Tarik Pannholzer. Doch das 14-jährige Fußballtalent von Flensburg 08 wechselt zur kommenden Saison ausgerechnet zum Stadtrivalen FC St. Pauli. „Als vor einigen Tagen der Anruf kam, habe ich mich super gefreut und bin immer noch überglücklich.“

Anzusehen ist dem bodenständigen Tarik die Freude darüber nicht. „Klar ist es mein Traum, Fußballprofi zu werden“, sagt Tarik. „Aber wer weiß schon, ob das wirklich klappt?“ Daher gilt sein Ehrgeiz nicht nur dem Sport, sondern auch der Schule. „Meine Eltern haben mir nie Druck gemacht, weil die Noten immer gut waren“, sagt Tarik, der die 9. Klasse des Alten Gymnasiums besucht.

Daran soll sich auch auch nach dem Umzug nach Hamburg im Sommer nichts ändern. Dort wohnt Tarik im FC-Nachwuchs-Leistungszentrum und besucht eine nahe gelegene Gesamtschule, an der er sein Abitur machen will. Zwischen Verein und Schule gebe es eine Kooperation. „Dadurch können wir auch zweimal vormittags trainieren.“ Insgesamt stünden sechs Übungseinheiten pro Woche an, hinzu kommt ein Punktspiel am Wochenende.

Dieses Pensum ist Tarik bereits gewohnt: Derzeit trainiert er drei Mal pro Woche mit seiner Mannschaft und vier Mal individuell. „Meistens mache ich dann Athletikübungen.“ Das sei auch dringend nötig, wie Leichtgewicht Tarik selbstkritisch bemerkt. „Ich muss körperlich unbedingt zulegen.“ Das bestätigt sein 08-Trainer Hoymar Sörensen: „In Zweikämpfen gegen robuste Gegner hat er zu oft das Nachsehen.“

Zudem fehle es ihm noch etwas an Tempo, bemängelt Andre Schubert. Ansonsten gibt es nur Lob von Schubert – und das soll etwas heißen, immerhin ist er Trainer der deutschen U15-Nationalmannschaft. Zu deren erweitertem Kreis gehört seit Sommer 2014 auch das Flensburger Talent. „Davon war ich sehr überrascht“, sagt Tarik.

Dabei ist die Berufung keineswegs ein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis jahrelanger Arbeit: Der in einem Dorf nahe Hildesheim aufgewachsene Tarik hat dank seines drei Jahre älteren Bruders und seines Vaters früh seine Leidenschaft für den Fußball entdeckt. „Wenn gerade kein Ball da war, hat er leere Plastikflaschen zum Kicken benutzt“, erinnert sich seine Mutter Dagny Herrmann-Pannholzer.


Dribbel-Talent: Tarik Pannholzer freut sich auf den FC St. Pauli. Foto: sh:z

An der Liebe zum Sport hat auch der Umzug nach Flensburg vor sieben Jahren nichts geändert. „Im ersten Jahr habe ich beim SV Adelby gespielt, danach sieben Jahre beim TSB.“ Zunächst in der Abwehr, dann im Sturm – mit der Rückennummer 9. „Da kann ich meine Dribbling-Stärken deutlich besser ausspielen.“


Die erkannte auch sein Trainer und schickte ihn zu einem Sichtungstraining für die Kreisauswahl in Harrislee. Zu der gehört Tarik seit 2011. „Daher habe ich seitdem jeden Montag Stützpunkttraining in Schafflund.“ Seit drei Jahren spielt Tarik auch in der Landesauswahl.

Obwohl er mit dem TSB nur in der Kreisliga spielte, wurden damals Talentscouts auf ihn aufmerksam. Und bei einem Turnier der Landesauswahlen in der Nähe von Dortmund wiederum die Sichter des DFB, die ihn zur Nationalmannschaft holten. Die Entscheidung bereut dort niemand. „Tarik ist einsatzfreudig, mutig, technisch gut, handlungsschnell und erkennt Situationen gut“, sagt Schubert. „Entwickelt sich Tarik normal, kann er auf DFB-Ebene eine Rolle spielen.“

Das würde er gern, dafür wechselte der 14-Jährige in der Winterpause 2014 zu Flensburg 08. Die Mannschaft spielt in der Schleswig-Holstein-Liga, der zweithöchsten Spielklasse für C-Junioren. „Der Trainer und die Mitspieler sind echt klasse.“ Ohne sie würde er bislang wohl kaum ein Dutzend Saisontreffer erzielt haben.

Seine Treffsicherheit will er ab Juli auch in Hamburg unter Beweis stellen – und seinem Vorbild nacheifern. „Ich würde gern so spielen können wie Mario Götze.“ Völlig aus der Luft gegriffen ist das nicht. Beobachter hätten ihn bereits mehrfach als „kleinen Götze“ bezeichnet. Aber zunächst wolle er sich in Hamburg einleben, denn seine Familie wird der dann 15-Jährige nur noch selten sehen.

„Aber Hamburg ist nicht München, daher kann ich an spielfreien Wochenenden auch mal mit dem Zug nach Flensburg kommen.“ Umgekehrt wird seine Familie ihn regelmäßig in der Hansestadt besuchen. Sie ist sein größter Fan – auch sein älterer Bruder und sein Vater als HSV-Fans. Tarik: „Die freuen sich total für mich und haben kein Problem damit, dass ich beim FC St. Pauli spiele.“

Aufrufe: 023.4.2015, 20:00 Uhr
sh:z / Christoph KäferAutor