2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Eines der ersten Farbfotos vom SV Tantow: Etwa um 1980 wurde die Männermannschaft abgelichtet. Viel grüner Rasen war auf dem Sportplatz nicht vorhanden. Einige Spieler von damals leben noch immer in Tantow und halten ihrem Verein zumindest moralisch die T  ©SV Tantow
Eines der ersten Farbfotos vom SV Tantow: Etwa um 1980 wurde die Männermannschaft abgelichtet. Viel grüner Rasen war auf dem Sportplatz nicht vorhanden. Einige Spieler von damals leben noch immer in Tantow und halten ihrem Verein zumindest moralisch die T ©SV Tantow

Der Tantower SV feiert den 70. Geburtstag

Positiv Verrückte sind noch immer dabei

Ein Sack Kartoffeln gegen einen Fußball eingetauscht - so fängt die Geschichte des SV Tantow an. Der Sportverein begeht in diesen Tagen seinen 70. Geburtstag. Im gesellschaftlichen Leben des Dorfes spielt der Verein eine große Rolle. Er engagiert sich unter anderem für Kinder.

"Wir haben immer wieder positiv Verrückte, die mitziehen", so charakterisiert der Vereinsvorsitzende Udo Augustinat die eingeschworene Gemeinschaft des Tantower Sportvereins. Vor vier Jahren stand das Team kurz vor der Auflösung. Zu groß sind die Probleme, mit denen Sportler auf dem platten Lande zu kämpfen haben.

Schlechte Trainings- und Wettkampfbedingungen, Spieler, die aus dem Dorf wegziehen, kaum Geld - für Udo Augustinat grenzt es beinahe an ein Wunder, dass eine tot geglaubte Mannschaft immer noch lebt. Inzwischen gibt es 20 aktive Fußballspieler, die von Udo Augustinat und Mario Krüger trainiert werden. Zur Mannschaft gehören ganz selbstverständlich polnische Spieler, die in Tantow wohnen. "Keine teuer eingekauften Sportler", zwinkert der Vereinschef, "sondern Leute, die zum Dorf gehören". Sprachbarrieren beim Training gibt es offenbar nicht. Die Sprache des Fußballs ist international.

Dabei ist der Tantower SV in schweren Zeiten gestartet. Als der Zweite Weltkrieg vorbei war, sind viele junge Männer nicht mehr heimgekehrt. Statt dessen steckte Tantow voller Flüchtlinge. Zu ihnen gehörte auch Bruno Mecklenburg. Im ganzen Dorf gab es nicht einen einzigen Fußball. Aber die jungen Männer von damals wollten kicken. So fuhr Bruno Mecklenburg mit einem Sack Kartoffeln nach Berlin und tauschte ihn gegen einen Fußball ein. Der erste sportliche Gegner für die junge Betriebssportgemeinschaft Traktor Tantow war 1947 eine Mannschaft aus Nadrensee.

In der Anfangszeit fuhren die Sportler mit dem Fahrrad oder Pferdefuhrwerk zu den Auswärtsspielen - oder sie sind gelaufen.

Doch die schwierigen Umstände hielten die Sportler nicht vom Trainieren ab. Anfang der 1950er-Jahre gab es bereits zwei Männer- und eine Juniorenmannschaft. Und beinahe herrschte so etwas wie Luxus - die Teams fuhren mit einem Lkw der Maschinen-Ausleih-Station zu den Spielen.

Tantow war ein aufstrebendes Dorf mit vielen jungen Einwohnern. Eine Schule wurde gebaut und durch verbesserte Trainingsmöglichkeiten entstanden Sportgruppen wie Handball, Radball, Judo und Boxen.

Selbstverständlich wurde weiterhin Fußball gespielt, vorneweg immer mit Bruno Mecklenburg. Ihren Rasen haben die Fußballer selbst gepflegt, meist mit Pferdestärken.

Noch immer lebt der Tantower SV durch Eigeninitiative. Udo Augustinat, der gar nicht in Tantow wohnt, sondern im benachbarten Rosow, hat festgestellt: "Man muss in Tantow sehr viel Enthusiasmus haben, damit der Sportverein überlebt." So haben die Mitglieder nur durch Eigenleistung und mit Hilfe von Sponsoren die Voraussetzungen für Toiletten und Duschen auf dem Sportplatz geschaffen. "In der neuen Spielsaison ab August können auch Gastmannschaften bei uns duschen", sagt der Vereinschef. Damit werde ein peinlicher Zustand beendet. Der Tantower Verein war der einzige in der Uckermark, der auf dem Sportplatz weder Toilette noch Dusche hat.

In der neuen Saison wollen die Tantower und die Spielgemeinschaft Krackow eine Frauenmannschaft gründen. Erstmals spielen dann Frauen aus Tantow in der Kreisliga Fußball.

Andreas Meincke ist Bürgermeister der Gemeinde Tantow und verfolgt das Vereinsleben ganz genau. Oft steht er am Spielfeldrand und feuert die Mannschaft an. "Bei Heimspielen ist mein Erscheinen Pflicht. Ich bin dem Verein sehr zugetan", sagt er. "Wenn man sich so umschaut, dann haben nicht mehr alle Gemeinden einen eigenen Sportverein. Abgesehen vom Training und Punktspielbetrieb engagieren sich die Vereinsmitglieder auch sehr für Tantow. Sie organisieren regelmäßige Sportfeste und eine Weihnachtsfeier."

Gern arbeiten die Sportler mit dem Kindergarten der Gemeinde zusammen. Sie haben zum Beispiel ein Drachenfest für die Mädchen und Jungen mitgestaltet. Am 24. Juni feiert der Tantower Sportverein sein 70-jähriges Bestehen mit einem Sport- und Kinderfest. Da ist so einiges vorzubereiten, damit sich auch Familien mit Kindern auf dem Fest wohl fühlen. In all den Jahren hat sich der Vereinsvirus sogar auf die Ehefrauen der Spieler übertragen. Sie helfen mit bei den Festvorbereitungen. In diesen Tagen denkt Udo Augustinat verstärkt an die Vereinsgeschichte zurück. Er sagt: "Alle ehemaligen Spieler sind zum Jubiläumsfest herzlich eingeladen."

Aufrufe: 08.6.2017, 08:36 Uhr
MOZ.de / Eva-Martina WeyerAutor