2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Mainzer-Shootingstar im Trikot des SVW Mainz: Dennis de Sousa Oelsner.
Mainzer-Shootingstar im Trikot des SVW Mainz: Dennis de Sousa Oelsner.

"Spiele jeden Tag Fußball"

Deutsch-Brasilianer Dennis de Sousa Oelsner erwischte beim SVW Mainz einen starken Start +++ Im Trikot von Finthen in der letzten Saison aufgefallen, kam bald der Anruf von Weisenau-Coach Balte

Mainz. Vier Tore und zwei Vorlagen in drei Landesligaspielen – Dennis de Sousa Oelsner ist einer der Shootingstars zumindest in der Anfangsphase der Saison beim SVW Mainz. Wer hätte das gedacht bei einem 19-Jährigen, der es in der vergangenen Runde bei Fontana Finthen auf gerade sechs Landesligaeinsätze gebracht hat, obwohl die Finther in ihrer Abstiegssaison jede Hilfe gut hätten gebrauchen können. Im Interview der Woche erzählt der Deutsch-Brasilianer, warum es in Finthen weit weniger gut lief als aktuell und warum es für ihn keinen Tag ohne Fußball gibt.

Dennis, danke für das Gespräch! Was machst Du eigentlich jetzt gerade, in den Ferien?

Ich habe jetzt meinen Realschulabschluss an der Euro-Schule in Mainz gemacht und habe gerade Ferien, wobei ich zurzeit einen Job habe. Nächstes Jahr möchte ich meine Ausbildung beginnen, im Bereich Automobilkaufmann. Aber ich spiele auch jeden Tag Fußball.

Wie oft trainiert Ihr denn in Weisenau?

Dreimal, und Trainer Bert Balte sagt auch, dass ich ein bisschen langsamer machen soll. Ich gehe auch nicht mehr zur Fußball-Akademie Südwest. Aber an jedem Tag, an dem kein Training ist, gehe ich mit einem Freund auf den Platz und mache Extra-Übungen. Technische Übungen, Koordination, solche Sachen. Die Kleinigkeiten, die man im Fußball braucht. Er hatte sich auch verletzt und will wieder rankommen.

Du warst verletzt?

Ja, häufiger. Als ich vor vier Jahren von Gonsenheim nach Finthen gewechselt bin, hatte ich Knieprobleme, und dann in Finthen auch immer wieder. Ich weiß bis heute nicht, was es genau ist. Der Arzt hat mir Bandagen verschrieben und sagt, dass mir einfach die Stabilität im Knie fehlt. Deswegen mache ich viele Kräftigungsübungen.

Wie kam der Wechsel von Finthen nach Weisenau zustande?

Ich war vergangene Saison ja noch regulär A-Jugend-Spieler und wollte eigentlich im Winter wechseln, weil ich mich in der A-Jugend nicht mehr so gefordert gefühlt habe. Mein Trainer hat mir davon abgeraten, aber ich habe dann darum gebeten, zur ersten Mannschaft Kontakt aufnehmen zu dürfen, um mich an das körperliche Niveau zu gewöhnen. So kam es, dass ich bei der Ersten mittrainieren durfte. Als die Mannschaft dann vom Verletzungspech gebeutelt war, habe ich meine Einsätze bekommen, genauso wie auch bei der A-Jugend und bei der Zweiten. An einigen Wochenenden habe ich dreimal gespielt. Beim Spiel der Ersten gegen Weisenau, das wir 0:5 verloren haben, habe ich trotzdem versucht zu zeigen, was ich kann. Daraufhin kam der Anruf von Bert Balte, und wir haben uns zum Gespräch getroffen. Einige andere Leute haben mir sehr empfohlen, zu ihm zu wechseln, wegen seiner großen Erfahrung.

Woran liegt bei Dir ganz persönlich dieser große Leistungssprung seit dem Wechsel?

Ich habe mir in Finthen einfach nicht so zugetraut, mich zu entfalten. Bei Bert Balte ist es so, dass er mir immer das Vertrauen schenkt. Er sagt, ich soll immer wieder das Eins-gegen-Eins suchen, aber dabei nicht die Defensivarbeit vernachlässigen. Dieses Vertrauen brauche ich.

Ihr seid ja prächtig in die Saison gestartet, obwohl der SVW vergangene Saison noch gegen den Abstieg gespielt hat. Was sind die Gründe für den momentanen Erfolg?

Das kommt davon, dass der Trainer die richtigen Neuzugänge ausgewählt hat. Hier war von Anfang an eine sehr familiäre Atmosphäre. Mit Edin Beslic, Leon Porsch und Adem Kaya kam ich direkt super zurecht, und mit der Mannschaft haben wir uns auch abseits des Platzes von Anfang an sehr gut verstanden. Das sieht man auch auf dem Platz, wo wir zusammenhalten, und das auch immer bis zum Ende.

Welche Ziele hast Du Dir persönlich für diese Saison gesetzt?

Mein erstes Ziel ist, an das Landesliganiveau, das Tempo und das Körperliche, heranzukommen und mein Spielverständnis zu entwickeln. Die letzten neun Jahre habe ich im zentralen Mittelfeld gespielt, da war es eine große Umstellung, jetzt auf dem Flügel zu spielen. An die taktischen Dinge muss ich mich noch gewöhnen.

Wie lauten Deine grundsätzlichen Ziele im Fußball?

Natürlich möchte ich gern höherklassig spielen, davon träumt jeder. Aber ich muss auf dem Boden bleiben.

Dein Nachname fällt auf, de Sousa Oelsner. Wie kommt er zustande?

Ich stamme ursprünglich aus Brasilien und bin als Zweijähriger mit meinen Eltern nach Deutschland gekommen. Mein Vater ist Deutscher, meine Mutter Brasilianerin. Ich habe beide Staatsbürgerschaften. Durch die beruflichen Aktivitäten meiner Eltern habe ich auch noch im Alter von vier bis sechs Jahren in Shanghai gelebt.

Welche Vorbilder hast Du?

Drei ganz Besondere: Neymar, Douglas Costa und Xherdan Shaqiri. Shaqiri ist sehr klein, genauso wie ich, aber im Körperlichen sehr stark. Es ist mein Ziel, dass das auch meine Stärke wird. Bei Costa bewundere ich, dass er auch mit dem Ball pfeilschnell ist und zudem in den Eins-gegen-Eins-Situationen sehr stark ist. Und Neymar ist einfach eine Klasse für sich – und er ist aus Brasilien.

Es gab da ja so ein WM-Spiel...

Mir war eigentlich klar, dass Deutschland gewinnt. Schon lustig: Die Deutschen sagen immer, Brasilien wäre das Fußballland auf der Welt. Aber in Brasilien sagen sie dasselbe über Deutschland. Deshalb ist Brasilien wohl auch so nervös in das Spiel gegen Deutschland gegangen und hat zurecht verloren. Deutschland hatte es einfach verdient, Weltmeister zu sein, daher konnte ich mich trotzdem freuen, auch wenn es gerade für einige aus meiner Familie sehr schwer war nach der 1:7-Niederlage.

Wenn Du heute eine Prognose abgeben solltest, wo der SVW am Saisonende steht: Was würdest Du sagen?

Ich hoffe, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Ein einstelliger Tabellenplatz wäre möglich. Was Höheres will ich nicht sagen, es sind ja erst vier Spieltage gespielt.

Aufrufe: 027.8.2015, 09:40 Uhr
Torben SchröderAutor