2024-04-19T07:32:36.736Z

Querpass
Ist jetzt als Trainer und als Führungsspieler gefragt: Pascal Meschak.
Ist jetzt als Trainer und als Führungsspieler gefragt: Pascal Meschak. – Foto: Sebastian J. Schwarz

Eigengewächse sollen's in Zeltingen-Rachtig richten

Warum sie sich beim Bezirksliga-West-Aufsteiger nach dem überraschenden Abgang von Karl-Heinz Gräfen für interne Lösungen entschieden haben, und was die neuen Trainer vorhaben.

Für den Aufsteiger von der Mittelmosel kam es im abgelaufenen Jahr knüppeldick: Zunächst riss die hartnäckige Corona-Pandemie die heile Fußballwelt beim SV Zeltingen-Rachtig aus den Angeln, dann kündigte Aufstiegscoach Karl-Heinz Gräfen überraschend seinen Trainervertrag im Weinparadies, um sich eine Auszeit zu nehmen und neue Prioritäten zu setzen (FuPa berichtete). Nun sollen es Pascal Meschak und Michael Kappes richten, unterstützt von Ralf Bechtel.

Der Zeltinger Vorstand nutzte die Winter- und Corona-Pause, um neue Trainer zu etablieren und die Weichen für eine möglichst erfolgreiche Restsaison zu stellen. „Der Vorstand wollte von Beginn an nicht auf einen Feuerwehrmann setzen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Trainer-Verantwortung in die Hände erfahrener Eigengewächse wie Pascal Meschak und Michael Kappes zu legen“, fühlt sich Clubchef Werner Kalle für die Restrunde und die Zeit darüber hinaus gut aufgestellt.

Egal, wie viel Spiele noch in der unterbrochenen Bezirksligasaison stattfinden können: Dass der Klassenerhalt für die Moselaner nach dem Aufstieg das Maß aller Dinge ist, versteht sich von selbst. „Ich bin zuversichtlich, dass die Jungs das schaffen werden“, setzt Kalle großes Vertrauen in die neuen Trainer und das Team aus dem Doppelort.

An Erfahrung mangelt es den neuen Trainern nicht. Als Teil der Mannschaft soll Spielertrainer Pascal Meschak auf dem Platz die Fäden ziehen und sein Team von seinem großen Erfahrungsschatz profitieren lassen. Der Lehrer für Sport und Mathematik am Gymnasium in Gerolstein spielt nach einer erfolgreichen höherklassigen Laufbahn seit 2017 wieder in seinem Heimatverein und hatte maßgeblichen Anteil an der Rückkehr seines Heimatclubs auf die überkreisliche Bühne. Bis zur B-Jugend kickte der heute 32-Jährige in Zeltingen-Rachtig, wechselte dann zum FSV Salmrohr, wo er zehn Jahre lang in der Ober- und der Rheinlandliga seine sportliche Glanzzeit erlebte. Wieder zurück im heimatlichen Zeltingen unterstützte er Trainer Karl-Heinz Gräfen als eine Art Co-Trainer und feierte im vergangenen Jahr mit dem Team den Aufstieg in die Bezirksliga. Michael Kappes (34) war früher selbst als Spieler und Jugendtrainer für den SVZ tätig. Komplettiert wird das Gespann durch Ralf Bechtel (57), der dem Team in seiner Funktion als Torwart- und Fitnesstrainer erhalten bleibt.

Die Euphorie nach der Rückkehr in die Bezirksliga (der man zuvor von 2014 bis ’16 angehört hatte) ist derweil der Ernüchterung gewichen. Nach neun absolvierten Partien belegt der SVZR mit nur sechs Punkten den 16. Tabellenplatz und zählt zu den abstiegsbedrohten Teams. Wunder Punkt im Spiel der Moselaner ist die Abwehr, die mit aktuell 27 Gegentreffern die meisten Hiebe einstecken musste. „Mit den 16 geschossenen Toren kann man aber durchaus zufrieden sein. Unsere Chancenauswertung ist nicht die allerbeste, spricht dennoch für unseren Offensivfußball. Wir wollen einfach Spaß am Fußball haben“, weiß Meschak, wo er ansetzen muss. „Es wäre vermessen, nicht darauf reagieren zu wollen. Wir haben viele Fehler gemacht und dumme Tore kassiert. Daran müssen wir arbeiten und wollen kompakter in der Abwehr stehen“, glaubt er fest an den Klassenerhalt, zumal einige Spiele nur knapp verloren wurden. „Wir hätten leicht schon mehr Punkte auf dem Konto haben können, vertrauen deshalb auch in Zukunft auf die Qualitäten unserer Stürmer. Florian Blesius, Yannik Dietz und Hendrik Diwo holen auf und kommen immer besser in Tritt.“

Als Spielertrainer will Meschak künftig noch mehr Verantwortung auf dem Platz übernehmen und seine Erfahrungen einbringen: „Ich habe in meiner Laufbahn schon auf fast allen Positionen gespielt; als Sechser, Achter, Zehner oder Allrounder. Wir haben einige im Team, die schon über 30 sind, daneben gib es viele junge Spieler. Was fehlt, ist die ‚Goldene Mitte’, also Leute zwischen 25 und 30 Jahren. Wir profitieren aber von Jungs, die aus der leistungsstarken Jugendspielgemeinschaft Wittlicher Tal heranwachsen“.

Was die Zukunft angeht, ist Meschak also nicht bange. „Auch unsere treuen Zuschauer sind ein starker Rückhalt für uns. Zwischen 200 bis 300 Fans können wir im Schnitt begrüßen. Ich glaube schon, dass sie uns auch nach der Pandemie treu bleiben“.

Eine wesentliche Säule im Zeltinger Erfolgskonzept stellt auch Meschaks Trainerkollege Michael Kappes dar. „Wir haben zwei gleichberechtigte Trainer. Die Arbeitsteilung ist wichtig, da ich auch als Spieler auf dem Platz gefordert bin. Eine Spielbewertung und eine Strategiekompetenz von außen sind auch sehr wichtig. Vom Spielfeldrand kann man das Spiel oft besser beeinflussen.“ Kappes soll das Team von der Außenlinie aus coachen. „Er ist ebenfalls ein Zeltinger Junge und mit Feuer und Flamme bei der Sache“, weiß Meschak.

Für beide Übungsleiter ist es in Pandemiezeiten aber schwer, den Kontakt zur Mannschaft zu halten. „Wir planen Lauf- und Stabilitätseinheiten und versuchen uns mit Videokonferenzen vor der Kamera fit zu halten“, so Meschak. „Es ist ein großer Vorteil, darauf vertrauen zu können, dass sich die Jungs gewissenhaft vorbereiten, denn wir müssen damit rechnen, dass es Anfang März wieder losgehen kann.“ Die Saison zu annullieren und nicht zu werten, wäre für Meschak keine Lösung. „Wir könnten die Hinrunde komplett zu Ende spielen und auch werten. Das heißt, acht Spieltage müssen bis April oder Mai noch über die Bühne gehen. Danach könnte man Playoffs um Abstieg und Meisterschaft spielen.“ Apropos Titelgewinn: Da räumt Meschak dem SV Rot-Weiß Wittlich die besten Chancen ein. „Schließlich haben sie bei uns mit 5:0 gewonnen“.

Die Weichen für einen Neustart an der Mittelmosel sind gestellt, fehlt nur noch, dass die Corona-Ampel auf „grün“ springt. Meschak geht die Zukunft gelassen an: „Unseren Verein zeichnen die tolle Sportanlage, begeisterungsfähige Zuschauer und eine junge, ehrgeizige Truppe aus. Das müsste für ein Überleben in der Krise ausreichen. Wenn es trotzdem nicht mit dem Klassenerhalt klappen sollte und wir absteigen müssen, wird die Welt für uns auch nicht untergehen. Dann machen wir auf einer anderen Ebene weiter und versuchen im nächsten Jahr zurückzukommen“.

Aufrufe: 08.1.2021, 18:05 Uhr
Josef WeirichAutor