2024-04-24T13:20:38.835Z

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Zwei Spiele, sieben Tore: Younes Bahssou ist die Lebensversicherung des SV Wiesbaden. Archivfoto: Tom Klein
Zwei Spiele, sieben Tore: Younes Bahssou ist die Lebensversicherung des SV Wiesbaden. Archivfoto: Tom Klein

Zwischen Fahrlässigkeit und Genialität

Drahtseilakt gegen Vellmar: 4:2-Erfolg nach 0:2-Rückstand+++Hattrick von Younes Bahssou+++Zumindest bis Montagabend Tabellenführer

Wiesbaden. Die SVW-Fußballer wandelten auf dem schmalen Drahtseil zwischen Fahrlässigkeit und Genialität, um am Ende im Hessenliga-Duell gegen den OSC Vellmar auch diesen Streckenabschnitt zu meistern. Nach 0:2-Rückstand stand ein 4:2-Sieg zu Buche. Der beschert dem Sportverein zumindest bis zum Ende der Montag-Partie zwischen Oberrad und RW Frankfurt die Tabellenführung. Zu verdanken war sie Younes Bahssou. Seinem Viererpack beim 5:1 über Eschborn ließ der Torjäger mit den marokkanischen Wurzeln gegen Vellmar nach der Pause einen Hattrick folgen.

Zwei-Jahres-Vertrag für Bahssou kluge Entscheidung

Die SVW-Verantwortlichen dürfen sich glücklich schätzen, mit ihm einen ab dieser Runde geltenden Kontrakt über zwei Jahre geschlossen zu haben. Wobei Bahssou zeitweise genauso rätselhaft schwankend agiert wie die gesamte Mannschaft. Die beiden recht kläglich vergebenen Großchancen in der Startphase belegten es. Daneben hatte Niklas Rottenau das 1:0 auf dem Fuß, scheiterte knapp (21.). Damit war es vorbei mit dem Anfangselan.

Zwei Gegentore der Kategorie extrem vermeidbar

Das kollektive Nachlassen führte prompt zu Vellmars Führung durch Christian Wollenhaupt (25.). Vorher durfte Enes Glogic ungebremst auf der rechten Bahn bis zur Grundlinie vordringen. Und weil ein Unglück selten allein kommt, lud Rechtsverteidiger Rene Schwall die Gäste mit einer zu kurzen Kopfball-Rückgabe zum 0:2 ein. Enis Salkovic bedankte sich (33.). Rottenaus Anschlusstor kurz vor dem Wechsel ließ den SVW Hoffnung schöpfen. Trainer Djuradj Vasic korrigierte derweil seine sehr offensiv ausgerichtete Startformation, brachte anstelle der in vorderer Linie aufgebotenen Bartosz Franke und Rudi Hübner die Mittelfeldspieler Burak Bilgin und Toni Muca.

Herrlicher Schlenzer

Fortan lief es besser. Bahssou nahm den Pass von Rottenau an der Strafraumgrenze an, hob kurz den Kopf, um mit dem rechten Fuß gefühlvoll im rechten Eck einzuschweißen (49.). Toni Reljic und Bahssou ließen weitere Gelegenheiten aus, ehe Wollenhaupt am 2:3 schnupperte (61.). Doch kurz darauf war Bahssou nach feiner Vorarbeit von Techniker Reljic erneut zur Stelle. Danach sorgte der Temperamentsausbruch von SVW-Trainer Djuradj Vasic, der Zeugwart Georgios Dairousis auf der Laufbahn unter Anteilnahme der Tribünenbesucher gestenreich zusammenfaltete (74.), für Aufsehen. Der Zeugwart, auf dessen Kochkünste Bahssou schwört, habe sich in Spielfeldnähe in Belange eingemischt, die ihn nichts angingen, das sei unprofessionell, erläuterte der Coach später.

Glück für Keeper Miletic

Dem Team war es schnuppe. Der eingewechselte Dustin Ernst schickte Bahssou per Steilpass auf die Reise und der veredelte seine neuerliche Gala mit Treffer Nummer drei. Neben dem Goalgetter taten sich Rottenau, Reljic und Michael Seidelmann hervor. Glück hatte Keeper Pero Miletic kurz vor Schluss, dass sein wohl mit einem Handspiel verbundener Ausflug aus dem Sechzehner nicht mit einer Roten Karte geahndet wurde.

Prima Bilanz, aber noch einige Baustellen

Fazit: Mit ungeschlagener Bilanz in Hessenliga und Hessenpokal segelt der SVW voll auf Kurs. Doch es bleibt vor allem die Baustelle Abwehr. „Der Bock, der zum 0.2 geführt hat, darf mir als erfahrener Spieler nicht passieren. Überhaupt bin ich bislang mit meiner Leistung unzufrieden", räumte der auf Regionalliga-Ebene erprobte Rene Schwall unumwunden ein. Trainer Vasic habe den Fauxpas zur Pause nicht angesprochen, daraufhin habe er sich mit der Devise „Kopf hoch für das Team" auf die zweite Hälfte eingestimmt. Die wiederum absolvierte Schwall ordentlich. Was nichts an den generellen Unsicherheiten und Zweikampfschwächen im hinteren Bereich ändert. „Wir sind jetzt spielfrei und müssen in den nächsten Wochen an diesen Schwächen arbeiten", weiß Vasic. „Wir haben nach dem 0:2 Moral bewiesen. Aber wenn die richtigen Brocken als Gegner kommen, dürfen wir uns so einen Rückstand nicht erlauben", meinte Toni Reljic.

Noch keine Gedanken an ein mögliches Pokalspiel gegen Wehen Wiesbaden

Wobei am 16. September im Hessenpokal mit Regionalliga-Neuling TSV Steinbach ein solcher Brocken wartet. Wird er aus dem Weg geräumt und Drittligist SV Wehen Wiesbaden gewinnt in Oberrad (9. September), wäre das Wiesbadener Derby in der nächsten Runde perfekt. Doch so weit mag im SVW-Lager noch niemand denken. „Gegen Steinbach wird es schwer genug. Wir sind erst einmal froh, dass wir in der Stadt verstärkt wahrgenommen werden", sagt Geschäftsführer Alexander Seitz. Er schließt im Übrigen Last-Minute-Verpflichtungen bis Ende August aus.

SVW: Miletic – Schwall, Kopilas, Pajic, Seidelmann – Rottenau (76. Ernst), C. Hübner, Reljic, Franke (35. Bilgin) – R. Hübner (46. Muca), Bahssou.

Tore: 0:1 Wollenhaupt (26.), 0.2 Salkovic (33.), 1:2 Rottenau (42.), 2:2, 3:2, 4:2 Bahssou (49./62./85.). – SR: Reimund (VfL Michelstadt). – Zu.: 300.

Aufrufe: 015.8.2015, 21:43 Uhr
Stephan NeumannAutor