2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines
Der SVW - hier mit Michael Seidelmann (l.) und Rudi Hübner (r.) - findet gegen Dreieich kein Durchkommen. Archivbild: Tom Llein
Der SVW - hier mit Michael Seidelmann (l.) und Rudi Hübner (r.) - findet gegen Dreieich kein Durchkommen. Archivbild: Tom Llein

SVW: Mitglieder und Fans diskutieren Allianzpläne

Viel Gesprächsstoff beim enttäuschenden 0:0 gegen Dreieich++23 Anhänger des SV Wehen Wiesbaden dokumentieren Ablehnung gegen ein Zusammengehen

Wiesbaden. Die Allianzpläne mit dem Nachbarn SV Wehen Wiesbaden waren das alles beherrschende Diskussionsthema beim 0:0 des Fußball-Hessenligisten SV Wiesbaden gegen Aufsteiger SC Hessen Dreieich. Ablehnung, Skepsis, aber auch die Bereitschaft, sich das Konzept im Rahmen des geplanten Infotages erst einmal im Detail anzuhören, bildeten die Meinungs-Eckpfeiler bei den Mitgliedern und Anhängern des SVW, während gegenüber der Tribüne 23 Anhänger aus dem Lager des SV Wehen Wiesbaden ein Transparent mit dem Text „Nein zur Fusion“ an der Bande anbrachten. Eine Fusion ist indes auch nicht beabsichtigt, wohl aber eine Verschmelzung der Leistungsteams, indem der SVW und Vereinschef Andreas Reich Anteile an der Spielbetriebs GmbH des Drittliga-Nachbarn erwerben.

Sascha Amstätter: Kräftebündeln immer gut


„Ein Kräftebündeln ist immer gut. Aber es kommt schon darauf an, welche Gesamtkonstellation entsteht. Es ist menschlich verständlich, wenn Neues bei den Mitgliedern erst einmal Vorbehalte auslöst. Aber das Gute ist auch, dass zwei Vereine miteinander sprechen, die beide ihre funktionierenden Alltage haben und sich nicht in akuter Notsituation befinden“, beleuchtet Sascha Amstätter aus dem SVW-Trainerstab das zukunftsweisende Projekt. Er hat für beide Vereine gespielt.

Elvir Melunovic: Was 1899 gegründet wurde, darf nicht zu Ende gehen

SVW-Jugendleiter Elvir Melunovic, der ab heute im Rahmen seiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer ein Praktikum bei Mainz 05 absolviert, sagt: „Bei einem Zusammengehen muss alles für beide Seiten gut sein. Was 1899 mit der Gründung des SVW angefangen hat, darf 2015 nicht zu Ende gehen.“

Team kann 60-minütige Überzahl nicht nutzen

Danit spricht Melunovic wohl etlichen SVW-Sympathisanten aus der Seele. Derweil suchten die Spieler im ersten Zu-Null-Spiel der Saison in der Offensive vergeblich ein Schlupfloch. Die nach einer Roten Karte ab der 31. Minute in Unterzahl spielenden Gäste verteidigten einerseits wacker, andererseits mangelte es der Heimelf an Geistesblitzen. Zudem fand Torjäger Younes Bahssou quasi nicht statt und Techniker Toni Reljic setzte ebenfalls keine Akzente. Die Fans quittierten den Auftritt mit Enttäuschung. Allianz hin, Allianz her, das SVW-Ensemble ist in dieser Form kein Spitzenteam.

SVW: Adami - Effiong (85. Iten), Kopilas, Gündüz, Seidelmann – Pajic, Reljic – Ernst (77. Baku), Muca (75. Bilgin), R. Hübner – Bahssou.
SR: Günsch (Marburg). – Zuschauer: 350. - Rot: Opper (31./Dreieich).

Meinungen zur geplanten Allianz

Dieter Schuh (SVW-Mitglied, dem Verein seit über 50 Jahren verbunden): Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich in der Zeitung davon gelesen habe. Man hätte vorher doch die Mitglieder über das informieren können, was man vorhat. Ich glaube, dass eine Allianz beiden Vereinen nicht zum Vorteil gereichen würde. Aus SVW-Sicht würde man das Tafelsilber der Tradition für nichts verkaufen. Ich werde vorbehaltlos dagegen stimmen.

Axel Sohn (Vorsitzender des SVW-Ältestenrates): Ich werde erst abwarten, bis die Details präsentiert werden und mir dann eine Meinung bilden. Das ist ein Gebot der Fairness gegenüber denjenigen, die die Pläne von einer Allianz auf den Weg gebracht haben und auch gegenüber den Mitgliedern und Fans.

Eva Reichardt (wie ihre Söhne Philip, Christoph und Andreas SVW-Mitglied): Ich höre mir an, was genau geplant ist, sehe das Ganze aber sehr kritisch. Wenn vom SVW nur die Hälfte der Jugendabteilung übrig bleiben würde, weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

Benno Schmidt (SVW-Mitglied): Ich bin hin- und hergerissen. Wenn die Namensgebung auf SVW Wiesbaden 1899 hinausliefe, wäre das für den SVW ein positiver Aspekt. Aber wir hätten keine erste Mannschaft mehr und eigenständige Jugendteams nur noch unterhalb der U15. Davon abgesehen engagiert sich Markus Hankammer nur seinem Vater zuliebe als Hauptsponsor des SV Wehen Wiesbaden. Aber er fährt den Etat schon seit geraumer Zeit zurück und wird nach meinem Dafürhalten innerhalb der nächsten Jahre ganz aus dem Fußball rausgehen. Hätte Herr Reich bei uns noch ein oder zwei Jahre durchgehalten, hätten wir das Ding als federführender Wiesbadener Verein gehabt.

Ralf Huth (beim SVW ehrenamtlich als Organisator engagiert, ebenso wie seine Eltern): Für die Fußballstadt Wiesbaden wäre es wohl vernünftig, wenn beide Vereine zusammengehen würden. Doch wenn man es aus SVW-Sicht betrachtet und aus Sicht derer sieht, die seit Jahren mitzittern und mitfiebern, ist das keine einfache Entscheidung. Doch zum Glück kann ja der SVW entscheiden, ob eine Allianz zustande kommt. Die Fans beider Lager scheinen sich zumindest in ihrer Ablehnung einig zu sein. Andererseits würde ich dann auch von den SVW-Mitgliedern, die mit Nein stimmen, erwarten, dass sie bei uns in der nächsten Saison mithelfen.

Fred Dickert (regelmäßiger Besucher der SVW-Heimspiele): Ich bin dafür, dass der SVW eigenständig bleibt. Er wäre sonst nur das zweite Glied hinter dem SV Wehen Wiesbaden.

Rainer Zerbe (Vorgänger von Andreas Reich als Vorsitzender, Mitglied des internen SVW-Gremiums, das die Allianzpläne im Detail vorstellen wird): Das ist eine historische Chance.

Klaus Reininger (SVW-Mitglied, sah zwischen 2003 und 2012 am Stück 348 Punktspiele seines Vereins): Eine Allianz kommt für mich nicht infrage. Man darf nicht die Seele des Vereins verkaufen.

Peter Schnok (Wiesbadener Fußball-Trainer): Ich gehe auch zu Spielen des SV Wehen Wiesbaden und würde auch hingehen, wenn beide Klubs gemeinsame Sache machen würden. Aber wenn ich SVW-Mitglied wäre, würde ich nicht zustimmen, weil eine Allianz dem SVW nichts bringen und er von der Bildfläche verschwinden würde. Dem SV Wehen Wiesbaden geht es ja nur darum, einen neuen Sponsor zu gewinnen.

Aufrufe: 011.10.2015, 10:04 Uhr
Stephan NeumannAutor