2024-03-28T15:56:44.387Z

Allgemeines

Hagener Jonny Otten erobert sich Stammplatz bei Werder

Legenden unserer Leidenschaft: Cuxhaven Teil 22 +++ Jonny Otten wird 60 +++ Post vom DFB +++ Von der Bezirksliga in die Bundesliga +++ Rudi Assauer: „ nicht so ein Ausgeflippter“

Heute wird er 60. Jonny Otten schaffte den Sprung von der Bezirksliga in die Bundesliga.

Wir haben für euch im Archiv der Nordsee-Zeitung gekramt und so einige interessante Artikel gefunden. Folgt uns in eine Zeit ohne bunte Schuhe, Rabona-Flanke und Physiotapes am ganzen Körper. In den nächsten Wochen lest ihr Zeilen über eure Trainer, Väter und den nörgelnden Fan, der früher alles besser konnte.

Vom 21.10.1979

Aus dem fernen Jugoslawien landete jüngst eine Postkarte im Briefkasten des Hauses Grüne Wurth 9 in der Wesermünder Gemeinde Hagen. Absender: Dietrich Weise, einst erfolgreicher Bundesligatrainer und heute Jugendtrainer des Deutschen FußballBunds (DFB). Adressat: Profi-Fußballer Jonny Otten, mit erst 18 Jahren bekanntester Bürger seines Heimatortes Hagen.

Jugoslawien-Reisender Weise gratulierte dem Jung-Kicker zum hervorragenden Einstand in der Bundesliga-Mannschaft des SV Werder Bremen und ermunterte ihn: , ,Bleiben Sie weiter der nüchterne, besonnene Jonny Otten.” Den hat nämlich Dietrich Weise kennengelernt, als der Abwehrspieler aus dem Landkreis Cuxhaven bis vor einem halben Jahr in der Jugendnational-Elf des DFB stand. Und genau dieser nüchterne, besonnene junge Mann ist Jonny Otten auch geblieben — trotz einer Fußball-Karriere wie aus dem Bilderbuch. Immerhin spielte der 18- jährige noch in der vergangenen Saison im bedeutungslosen Dorfverein Hagener SV, der aus der Bezirksliga in die Bezirksklasse abstieg. Ein paar Monate später sicherte er sich auf Anhieb einen Stammplatz als Verteidiger bei Werder Bremen und schaffte überdies den Sprung in das von Berti Vogts trainierte Junioren- Nationalteam.

Andere Jung-Balltreter würden da die Nase höher tragen und sich ob solcher Erfolge als die Größten fühlen. Bei Jonny Otten indes braucht DEB-Mann Dietrich Weise nicht zu fürchten, daß sein Ex-Schützling aus dem Ruder läuft und größenwahnsinnig wird. Oder, mit den Worten des Werder-Managers Rudi Assauer, der den jungen Verteidiger nach Bremen holte und ihn jüngst lobte: „Sie sind wenigstens nicht so ein Ausgeflippter wie andere Nachwuchsspieler." Jonny Otten läßt sich seine Finanzen nicht von falschen Freunden verwalten, sondern vom Vater Helmut Otten, der die Buchhaltung ebenso säuberlich führt wie die Statistik mit den Länderspiel- und Bundesliga-Einsätzen. Und statt sich in seiner Bremer Wohnung (,,Die brauche ich, um zwischen Vormittags- und Nachmittags-Training ausruhen zu können") zu langweilen, nutzt der Jungmann aus Hagen fast jede freie Minute für den Besuch im Heimatdorf.

Ich kehre doch nicht den Bundesliga-Profi heraus“

„Wenn ich meine Freunde treffe", sagt er, „kehre ich doch nicht den Bundesliga-Profi heraus.” Starallüren, verspricht denn auch Mutter Otten voller Stolz, „sind bei unserem Jonny Fehlanzeige." Dabei kann sich der Jung Kicker durchaus als Star fühlen — erst recht im Lande Niedersachsen, das mit Fußballer-Talenten noch nie sonderlich gesegnet war. Angefangen hat es mit seiner Laufbahn 1970 hei den Knaben des Hagener SV, bei dem bereits Vater Helmut in der 1. Herren-Mannschaft stand. 1976 wurde der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) bei einem Sichtungslehrgang für B-Jugendliche auf ihn aufmerksam. Von da an ging's stetig bergauf: 1976 erster Einsatz in der B-Jugendauswahl des NFV' und erster DFB-I.ehrgang. 1977 AJugend-Auswahl des NFV. 16. August 1978 erstes A-Jugend-Länderspiel im DFB-Trikot (4:8 gegen Frankreich in Marburg). 17 weitere A-Jugend-Länderspiele bis zum UEFA-Jugend-Turnier 1979, bei dem Dietrich Weises DFB-Truppe schon in den Gruppenbegegnungen ausschied. 20. März 1979: Amateur-Länderspiel gegen Italien in Schwenningen. Und nach dem Wechsel ins Profilager schließlich in der vorletzten Woche Einsatz in der Junioren-Nationalelf (bis 21 Jahre) unter Berti Vogts gegen Polen.

Eine ruhmreiche Bilanz für einen Balltreter, der mit 17 oder 18 Jahren mehr in der Welt herumkam als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. Otten: „Ich war in Israel, Norwegen, Österreich, Portugal, Schottland, Polen, Luxemburg und sogar zweimal in der Sowjetunion." Demnächst sogar zum dritten Mal, denn schon jetzt hat ihn Junioren-Trainer Berti Vogts wissen lassen, daß er im November beim Länderspiel des DFB-Nachwuchs in Tiflis dabei ist — zusammen übrigens mit Jupp Derwalls A-Nationalteam. Bei derlei sportlichen Erfolgen konnte es nicht ausbleiben, daß sich BundesligaKlubs schon früh um die Dienste des Kicker-Talents bemühten. Als er noch in der B-Jugend spielte, trat der „große HSV” aus Hamburg an den Verteidiger des „kleinen HSV" aus Hagen heran. Doch Vater Otten gab den Hanseaten einen Korb: Der damals 16jährige Jonny solle erst einmal seine Lehre als Rohrinstallateur abschließen — dann könne man weitersehen. Im Laufe dieses Jahres schließlich riß sich die Bundesliga-Prominenz förmlich um den Jugend-Nationalspieler. Das Rennen machte schließlich Werder-BremenManager Rudi Assauer, der Otten mit einem Zwei-JahresVertrag, einem Grundgehalt um die 3000 Mark (plus diverse Prämien) und der Aussicht auf einen Stammplatz köderte.

Weber schenkt Otten das Vertrauen

Schon in den Vorbereitungsspielen für die neue Saison war der Jung-Verteidiger so routiniert dabei, als hätte er schon seit eh und je im Werder-Dress gekickt. Beim Bundesliga-Start schenkte ihm Werder Trainer Wolfgang Weber volles Vertrauen, und dabei ist es bisher geblieben: Jonny Otten wurde sofort zum Stammspieler. Der 18jährige braucht seinen Wechsel zum Bremer Traditionsverein denn auch nicht zu bereuen: .Jetzt bin ich mehr im Gespräch als bei größeren Klubs, bei denen ich auf der Bank versauern würde."

Experten taxieren seinen „Marktwert" bereits auf eine Ablösesumme von 300 000 Mark. Da ficht es Otten auch nicht an, daß der SV' Werder in den bisherigen Saisonspielen keineswegs berauschend abschnitt. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft", weiß er zu berichten, „ist hervorragend — erst recht, nachdem das Problem Dave Watson geklärt ist, das für einige Unruhe sorgte. Wenn wir noch einen guten Stürmer bekommen, müßte es mit uns wieder aufwärts gehen.” Aufwärts gehen soll es freilich auch mit der Karriere des Jonny Otten. Ob er davon träumt, dereinst den Sprung in die B- oder gar A-Nationalelf zu schaffen? Antwortet der selbstbewußte Jung-Kicker: „Ich kann mir vorstellen, daß ich bei konstanter Leistung irgendwann eine Chance bekomme." Warum eigentlich nicht?

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Aufrufe: 031.1.2021, 15:53 Uhr
Nordsee-ZeitungAutor