2024-04-24T07:17:49.752Z

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Blutleere erste Halbzeit: Martin Braun (links, SV Weil) und Nicolas Greitzke | Foto: Uwe Rogowski
Blutleere erste Halbzeit: Martin Braun (links, SV Weil) und Nicolas Greitzke | Foto: Uwe Rogowski

SV Weil hadert mit der Niederlage gegen Freiburg-St. Georgen

Tabellenführer FC Freiburg-St. Georgen entführt mit 2:1-Sieg die Punkte aus dem Nonnenholz +++ Maximilian Heidenreich geißelt spielweise des Tabellenführers

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Sie wollten aufschließen, stattdessen fing sich der SV Weil gegen Landesliga-Spitzenreiter FC Freiburg-St. Georgen die dritte Heimniederlage der Saison ein und muss in der Tabelle weiter aus dem Windschatten kommen. Die Weiler taten sich schwer, das 1:2 einzuordnen.
Ein Königreich für ein Aufnahmegerät. Als der Weiler Trainer Maximilian Heidenreich seine Meinung zum Spiel kundtat, sprudelte es aus ihm heraus, als wäre er bei einem Dieter-Thomas-Heck-Gedächtnis-Wettbewerb. So schnell kann kein Mensch mitschreiben, der Notizblock war nach drei Minuten halb gefüllt. Heidenreich war in Wallung. Der Schiedsrichter: „Hat lange nur in eine Richtung gepfiffen, auch die kleinen Situationen.“ Der Gegner: „Eine Trümmertruppe.“ Das eigene Spiel: „Eine Halbzeit lang blutleer.“ Heidenreich stand offenbar unter dem Eindruck, ein Spiel verloren zu haben, und nicht so recht zu wissen, warum. Das tut besonders weh. Freiburgs Trainer Eugen Beck unterstützte diese These sogar ein wenig, als er sagte: „Das 2:0 zur Pause war nicht wirklich verdient“, und so müssen es diffuse Gefühle gewesen sein bei den Weilern, die einen Elfmeter und Rot für Torwart Christoph Düster anzweifelten, was sich nach Spielende in einer kleinen Rangelei entlud.

"St. Georgen spielt 90 Minuten nur Langholz" Maximilian Heidenreich

So viel Emotion hatte sich zunächst nicht angedeutet, denn das Spiel war lange so spannend wie Bügeln. Links, rechts, vor, zurück. St. Georgen spielte gewohnt schmucklos, verteidigte resistent und mit physischen Vorteilen, und den Weilern fehlten die Mittel, um diese Situation auszuhebeln. „Die spielen 90 Minuten nur Langholz. Ich weiß nicht, wie die zehn Siege in Folge schaffen konnten. Mit Fußball hat das jedenfalls wenig zu tun“, sagte Heidenreich gewohnt offenherzig, fand aber auch selbstkritische Ansätze: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.“ Es mangelte an kreativen Momenten, an Tempo, an Rhythmuswechseln. Mit seiner Ballverarbeitung mag Pierro Saccone in dieser Liga wenig Konkurrenz haben, doch meist dauert es zu lange bis die Verarbeitung abgeschlossen ist. Imad Kassem-Saad spielte ordentlich, definierte seine Rolle aber zu mittig. „Ich weiß nicht, warum er immer die Außen vergisst“, sagte Heidenreich.

Der Tabellendritte machte vor der Pause wenig aus dem üppigen Ballbesitz, produzierte zwei Torschüsse sowie eine Halb-Chance für Fabian Kluge, der gefährlich vor dem Tor auftauchte, den Ball aber nicht am Keeper vorbeilegen konnte. „Ich weiß auch nicht, was da los ist. Ich beobachte schon länger, dass wir uns auf unserem Rasenplatz gerade zu Beginn schwer tun“, sagte Heidenreich. Er habe das thematisiert. Doch die Spieler sagen, da sei nichts. Was den Weilern überhaupt nicht schmeckte, war ein Gegner, der mit banalen Mitteln Erfolg hatte. Die Gäste setzten ihren Klassiker ein: Eine breite, tiefstehende Abwehrkette, diesmal zu fünft, aus der vor allem der flinke rechte Außenverteidiger Alexander Greitzke bei Ballbesitz zum Helfer für die Offensive wurde. So entstand das 0:1: Flanke Greitzke, Kopfball Spiegelhalter (34.). Dass eine Minute später Düster beim resoluten Herauslaufen wegen Fouls an Adrian Frankus Rot bekam, erzürnte die Weiler. „Es gab natürlich einen Kontakt, aber ich habe den Ball gespielt“, betonte Düster, dem von den Unparteiischen attestiert wurde, mit offener Sohle in den Mann gegangen zu sein. Der eingewechselte Torwarttrainer Vladimir Lazarov konnte das 0:2 aus dem resultierenden Strafstoß (39., Rauber) nicht verhindern.

Nach der Pause inspirierte der wegen Trainingsrückstandes nur eingewechselte Yannick Weber das Weiler Spiel. Zunächst blieb Freiburg gefährlicher. Doch nach Kassem-Saads 1:2 (69.), der am langen Pfosten Kluges Hereingabe vollendete, machten der SVW Dampf. Der Ausgleich war möglich, doch er fiel nicht mehr. Beck gab den Weilern kleine Komplimente („Sie haben es in Unterzahl gut gemacht“), erinnerte aber auch an die Gebote der Fairness. „In Weil ist es extrem“, sagte er und meinte vor allem unflätige Zwischenrufe von der Tribüne.

Heidenreich hatte sich am Ende seiner Spielanalyse etwas beruhigt. Es sei weiter alles offen, eine Vorentscheidung sei nicht gefallen, sagte er und gab noch preis, das Gespräch mit dem Schiedsrichter gesucht zu haben. „Ich habe mich bei ihm bedankt und ihm ein schönes Wochenende gewünscht.“ Spaßvogel.

SV Weil – FC Freiburg-St. Georgen 1:2 (0:2)
Tore: 0:1 Spiegelhalter (34.), 0:2 Rauber (39./Foulelfmeter), 1:2 Kassem-Saad (69.). Schiedsrichter: Barisic (Sigmaringen). Zuschauer: 220. Rot: Düster (35./SVW/Notbremse).

Aufrufe: 020.3.2016, 19:12 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor