2024-05-10T08:19:16.237Z

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Abflug: Thanh Nam Do Le (Weil) wird vom Herbolzheimer Julian Mall unsangt gestoppt. | Foto: matthias Konzok
Abflug: Thanh Nam Do Le (Weil) wird vom Herbolzheimer Julian Mall unsangt gestoppt. | Foto: matthias Konzok

Goldene Taktik: FV Herbolzheim gewinnt 3:1 beim SV Weil

Defensiv- und Offensivplan der Gäste greift +++ Weiler Publikum bereits beim Auftakt ungeduldig +++ SVW-Coach Bächle: "Ansprüche herunterschrauben"

Der FV Herbolzheim hat sich für seine überraschende Auftaktpleite in der Fußball-Landesliga rehabilitiert. Beim SV Weil gewann der Titelaspirant dank der richtigen Taktik mit 3:1.
Es waren vielleicht 23 Minuten gespielt, da ging erneut ein unzufriedenes Raunen durchs Nonnenholz. Hier ein kleiner Fehler, dort ein misslungener Schuss - schon im ersten Heimspiel der Saison war die Ungeduld beim Weiler Publikum zu hören. Eine neue Erfahrung auch für Tobias Bächle. "Die Anspruchshaltung ist speziell", sagte der Weiler Coach nach seinem ersten Landesligaspiel vor heimischem Publikum. Dabei schicken die Blau-Weißen eine der jüngsten Mannschaften der Landesliga, Staffel II, ins Rennen, mehrere Akteure müssen erst noch an die Spielklasse herangeführt werden.



Zudem war beim Weiler Heimauftakt eine Mannschaft zu Gast, die über gehobene Landesliga-Qualität verfügt: Die Konkurrenz sieht im FV Herbolzheim einen der Meisterfavoriten. Pech für die Weiler, dass der FVH gleich zum Auftakt ordentlich gekitzelt wurde, nach der 1:4-Pleite gegen den Aufsteiger FC Tiengen war die Mannschaft im Nonnenholz auf Wiedergutmachung aus.

FVH nimmt Weber/Mislimovic aus dem Spiel

Und: Der FVH war von Sascha Schröder und Sano Nothstein perfekt auf die Weiler eingestellt worden. Ihren Gegner hatte das Trainerteam am Sonntag beim SV Solvay Freiburg (2:1 für Weil) beobachtet, stellte nach der Analyse das System von 4-2-3-1 auf 4-1-4-1 um. Zwei Ziele verfolgten die Gäste dadurch: "Im Zentrum Zugriff auf Yannik Weber haben", erklärte Schröder. Und Rechtsaußen Almin Mislimovic zu doppeln. "Wenn man die beiden nicht zur Geltung kommen lässt, dann ist Weil schlagbar", so Schröder weiter.

Die Taktik ging auf. Zwar verfügten die Gastgeber optisch über ein Übergewicht, bestimmten das Spiel, kombinierten sich immer wieder in Strafraumnähe, doch kreierten sie kaum hochkarätige Torchancen. "Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt", sagte Bächle. Im letzten Drittel habe seine Elf zu kompliziert agiert und sich zu viele technische Fehler geleistet. "Mehr Qualität im Ballbesitz", so Bächle, wäre erforderlich gewesen, zudem habe es an Bewegung in die Schnittstelle gemangelt.

Auch die Offensivtaktik der Gäste greift

Während sich Weil die Zähne am Herbolzheimer Abwehrriegel ausbiss, griff bei den Gästen auch das zweite taktische Mittel: lange Bälle hinter die Weiler Abwehrkette. "Die haben wir nicht gut verteidigt", bemängelte Bächle. Die Herbolzheimer standen tief (Schröder: Wir wollten die Weiler erst einmal locken"), die Gastgeber verteidigten hoch - und das bot dem FVH immer wieder Platz. "Sie haben uns eiskalt ausgekontert. Das haben sie gut gemacht", sagte Bächle anerkennend. Und durch das erste Tor sei das Spiel "extrem in ihre Richtung" gelaufen.

Nach zehn Minuten hatte Adrian Frankus einen Gegenstoß mit einem Lupfer über SVW-Keeper Christoph Düster vollendet. Die Weiler konnten hingegen mit ihren Abschlüssen - ob durch Dustin Riede, Sandro Samardzic oder Yannik Weber - FVH-Torhüter Pascal Metzger nicht vor eine ernsthafte Prüfung stellen. Erst nach einer Stunde bot sich die doppelte Ausgleichschance: Metzger parierte einen Schuss von Vincent Knab, den Nachschuss brachte Weber nicht aufs Gehäuse. Stattdessen sorgte Thomas Bober für die Vorentscheidung: Erst traf der Torjäger per Strafstoß (70.), sechs Minuten später ließ er Düster im Eins-gegen-Eins keine Chance. Beide Treffer entstanden - wie konnte es anders sein - aus langen Bällen. Zwar verlieh Webers promptes 1:3 den Gastgebern neuen Schwung und mehr Durchschlagskraft, doch fehlte es an Effizienz, um in der Schlussphase den Anschluss herstellen und eine Aufholjagd lancieren zu können.

Bächle: "Ansprüche herunterschrauben" / Schröder: "Richtige Reaktion gezeigt"

So strahlte Sascha Schröder im sonnigen Nonnenholz über den 3:1-Auswärtssieg seiner Mannen. "Wir wollten unbedingt gewinnen", sagte er und verwies auf die bescheidene Statistik gegen den SV Weil: Es war erst der zweite Sieg aus den letzten sieben Partien. Ob läuferisch oder kämpferisch - der FVH konnte seinen Trainer überzeugen, "das war eine sehr gute Reaktion", sagte er mit Blick auf die Auftaktpleite gegen Tiengen.

Und bei den Weilern? An Einsatz und Wille gab es für Coach Bächle nichts zu bemängeln, das Manko lag im fehlerbehafteten Offensivspiel im letzten Drittel sowie in der suboptimalen Verteidigung der langen Herbolzheimer Bälle. Doch zählt die Partie gegen den FVH (Bächle: "eine abgezockte Mannschaft") für die Weiler zum Lernprozess. Es brauche Geduld, betonte der Weiler Trainer; schließlich hätten einige Akteure vergangenes Jahr noch Bezirksliga gespielt. Im Nonnenholz müsse man "die Ansprüche herunterschrauben", mahnte Bächle. Denn geht es nicht mehr um den kurzfristigen Erfolg, sondern um den langfristigen Aufbau einer Mannschaft.

SV Weil - FV Herbolzheim 1:3 (0:1)
Weil: Düster, Riede, Groß, Justin Samardzic (63. Muser), Sandro Samardzic, Do Le (74. Obradovic), Avdijaj (46. Mundinger), Knab (85. Kühnert), Mislimovic, Lauber, Weber.
Herbolzheim: Metzger, Mall, Kurtani, Frankus (36. Hilbert), Hess, Bober, Schwarz (75. Diebold), Sönmez (79. Buschmann), Georg, Hassoun (85. Brunner), Nothstein.
Tore: 0:1 Frankus (10.), 0:2, 0:3 beide Bober (72./Foulelfmeter, 76.), 1:3 Weber (78.).
Schiedsrichter: Chris Schäper (Bad Dürrheim).
Zuschauer: 153.
Aufrufe: 019.8.2017, 23:56 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor