München. Wenn Pep während des Spiels mit erhöhtem Adrenalinpegel Meter macht, den vierten Schiedsrichter mal kritisiert und im nächsten Moment herzt, ist das nichts Ungewöhnliches mehr. Schließlich wird der Bayern-Trainer stets von unzähligen TV-Kameras observiert. Doch wie ist Josep „Pep" Guardiola eigentlich als Coach, wenn keine Objektive auf ihn gerichtet sind? Damir Agovic, Trainer der Hessenliga-U17 des SV Wehen Wiesbaden, kam in den Genuss, den Spanier abseits der Spiele im alltäglichen Übungsbetrieb zu erleben – ein Privileg.
„Den Bayern wird ja immer eine gewisse Arroganz nachgesagt. Doch davon konnte überhaupt nicht die Rede sein. Es herrscht ein hohes Maß an Menschlichkeit, und viele leben wirklich für den Verein", sagt Agovic auch mit Blick auf Sportvorstand Matthias Sammer und Nachwuchskoordinator Michael Tarnat, denen er auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße begegnete. Ferner durfte der Wehener Coach bei zwei nichtöffentlichen Einheiten der Profis zuschauen. „Einfach eindrucksvoll, wie Pep mit den Spielern umgeht und Spielformen mit schnellen Pässen üben lässt. Wenn man das gesehen hat, weiß man, warum er so erfolgreich ist."
Agovic: Dinge mitgenommen, die man auf keinem Trainer-Lehrgang lernt
Doch in erster Linie wohnte Agovic dem Wochenbetrieb von Heiko Herrlichs Talentschuppen bei. „Die Qualität der 20 Kaderspieler bewegt sich individuell auf höchstem Level. Heiko simuliert beispielsweise mit effektiven Übungen das Pressing und setzt auf Detailarbeit. Das sind die Dinge, die den Unterschied machen. Wobei die Bayern von den Profis bis zu den jüngsten Jugendmannschaften eine einheitliche Philosophie verfolgen", zeigt sich der Montenegriner extrem angetan. Er habe viel mitgenommen, „Dinge, die man bei keiner Trainerausbildung lernt."
Dickes Lob für couragierten Wehener Auftritt
Zum krönenden Abschluss reiste Agovics Team am Samstag an, zog sich im Spiel gegen Bayerns U17 ungeachtet eines anfänglichen 0:3-Rückstands überaus achtbar aus der Affäre. Per Doppelschlag verkürzte Manasse Eshele zum 2:3-Endstand. Heiko Herrliche lobte: „Die Leistung der Wehener Mannschaft verdient wirklich Respekt." Wobei die Hessen anfangs bei der Topchance von Raymond Aschenkewitz sogar an der Fühung geschnuppert hatten. Agovic: "Unter dem Strich wäre ein Unentschieden möglich gewesen."
Albrecht: Ziel Bundesliga
Ein Spiel, das die Wehener Jungs, die in der Hessenliga Zweiter sind, in der Tat als Mutmacher im Titelkampf verinnerlichen dürfen. Torhüter Jan Albrecht (16), der sich bis 2018 an den SV Wehen Wiesbaden gebunden hat: „Für uns ein absolutes Highlight. Ein Spiel gegen die Besten der Besten, aus dem man viel lernt. Das gibt uns Schubkraft für die Runde. Mein Ziel ist die Hessenmeisterschaft und danach über die Aufstiegsspiele der Sprung in die Bundesliga."