2024-03-28T15:56:44.387Z

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Sieht in Wiesbaden keine Plattform für Zweitliga-Fußball: Rainer Wehner. 	Archivfoto: Wehner
Sieht in Wiesbaden keine Plattform für Zweitliga-Fußball: Rainer Wehner. Archivfoto: Wehner

Traum vom Zweitliga-Fußball ad acta gelegt

Ex-Schatzmeister von SVWW und SVW zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück: "Meine Frustration ist mehrgliedrig"

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Wiesbaden. Rainer Wehner liegt der Motorsport im Blut. Der 61-jährige Vorsitzende von Scuderia Wiesbaden kennt die Tourenwagen-Rennstrecken und Rallyepisten der Welt. Doch der in Wiesbaden ansässige Steuerberater stand in den vergangenen zwei Jahrzehnten parallel auch Deutschlands populärstem Teamsport sehr nahe. Stets mit dem Traumziel „Zweitliga-Fußball in Wiesbaden“ im Kopf. Erreicht hat er die zweithöchste Spielklasse tatsächlich. Und zwar bereits 2007 im Verlauf seiner zwölf Jahre als Schatzmeister des SV Wehen. Den Wehenern gelang dank der Arbeit von Trainer Djuradj Vasic vor Ralf Rangnicks TSG Hoffenheim der Sprung in die Zweitklassigkeit. Anschließend erfolgte – mit dem ergänzenden zweiten W für Wiesbaden im Namen – der Umzug in die Brita-Arena. Und Wehners Wehener Ära endete. Bis er 2012 beim damaligen Verbandsligisten SV Wiesbaden wiederum als Schatzmeister antrat. Erneut mit der Vision Zweite Liga, diesmal in Wiesbaden „und in den letzten beiden Jahren in Verbindung mit dem SV Wehen Wiesbaden“, wie er betont.

Doch jetzt ist für ihn Schluss. Bei der Jahreshauptversammlung des Ex-Hessenligisten SV Wiesbaden kandidierte er unlängst nicht mehr als Hüter der Finanzen. Ein Nachfolger stand parat, musste aber aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Übergangsweise wird Wehner deshalb dem SVW unter genauer Absprache der Kompetenzen noch bei der Abwicklung der Finanzen helfen, ansonsten nur Mitglied im Verein und im Club der Freunde bleiben. „Mein Anspruch, in Wiesbaden Zweitliga-Fußball anzubieten, war leider nicht umsetzbar. Was den Fußball betrifft, bin ich ausgelaugt. Da bleibt nur Frust. Und diese Frustration ist mehrgliedrig“, sagt er in aller Offenheit, um auf bewegte Jahre zurückzublicken und gleichermaßen vorauszuschauen.

Mit Blick auf Wiesbaden und die Situation des SV Wehen Wiesbaden: „Das war mit Wehen eine tolle Zeit und ein tolles Projekt. Doch ich habe damals schon gesagt: Es geht nur in und mit Wiesbaden. Ich war am Bau der Brita-Arena beteiligt, muss aber nach knapp zehn Jahren sagen, dass sie eine Fehlinvestition ist. Der SVWW bestreitet dort quasi nur Auswärtsspiele. Es mag keiner hören und es tut mir leid, aber der SVWW wird die Zweite Liga nie schaffen. Weil es versäumt wurde, intern wie extern die dafür nötigen Emotionen aufzubauen. Und es sind nur schwer Sponsoren zu bewegen, die den Weg nachhaltig mitgehen. Die Wiesbadener hätten vielleicht gerne Zweitliga-Fußball, sind aber nicht bereit, etwas dafür zu tun. Zur Wehener Zweitliga-Zeit war es schick, zu kommen. Jetzt gehen die Leute nach Frankfurt oder Mainz. Oder nach Darmstadt, wo sich Emotionen leben lassen.“

Zur Lage des SV Wiesbaden nach dem freiwilligen Abstieg und den Gründen für seinen Ausstieg: „In der Gruppenliga wird es finanziell verdammt eng. Es geht ja auch – wie zu Hessenliga-Zeiten – keiner hin und wir haben nicht mal genug Eintrittsgelder, um die Schiedsrichter zu bezahlen. Deshalb war ich dafür, lieber in die Kreisoberliga zu gehen. Das wurde mir letztlich vorgeworfen. Generell muss sich der SVW positionieren, das ist wichtiger als die Liga-Zugehörigkeit. In Wiesbaden ist er von der Infrastruktur am schlechtesten aufgestellt. Ich hoffe, dass es den neuen Vorstandsmitgliedern Eric Glatt und Matthias Buttersack gelingt, in Gesprächen mit der Stadt etwas zu bewegen.“

Zu Kooperationsplänen zwischen SV Wehen Wiesbaden und SV Wiesbaden, die 2015 scheiterten, nachdem beim damaligen SVW-Hauptsponsor Andreas Reich Probleme im geschäftlichen Bereich aufgetreten waren: „Die Umsetzung dieses Projekts hätte ich gerne gesehen, dafür habe ich gekämpft. Wir hatten im Vorfeld Dinge entwickelt, die revolutionär, aber machbar waren. Wir hatten Anwälte mit der Thematik beschäftigt, die der SV Wehen Wiesbaden, der sich ganz stark einbrachte, übernommen hat. Und es liefen Gespräche mit einem potenziellen Premiumsponsor. Das war letztlich die einzige und letzte Chance, gemeinsam in Richtung Zweite Liga anzugreifen.“



Aufrufe: 014.9.2016, 20:00 Uhr
Stephan NeumannAutor