2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Fußball ist seine Leidenschaft, die Zweite Bundesliga im Verbund mit dem SV Wehen Wiesbaden seine Vision: SVW-Präsident Andreas Reich.	Foto: Stephan Neumann
Fußball ist seine Leidenschaft, die Zweite Bundesliga im Verbund mit dem SV Wehen Wiesbaden seine Vision: SVW-Präsident Andreas Reich. Foto: Stephan Neumann

Doppelt oder nichts

SVW-Präsident Reich: Entweder Zusammenschluss oder Sponsoring künftig auf kleiner Flamme

Wiesbaden. Andreas Reich (44), Vorsitzender und Hauptsponsor des Fußball-Hessenligisten SV Wiesbaden, lebt seit 2001 in Wiesbaden. Der fünffache Familienvater, der in der früheren Sowjetunion geboren wurde, strebt mit Markus Hankammer, seinem Amtskollegen vom Drittligisten SV Wehen Wiesbaden, eine Verschmelzung beider Vereine an. Wobei Reich keinerlei Gedanken daran verschwendet, dass der im Moment nicht auf Rosen gebettete SVWW in dieser Runde absteigen könnte. Doch nur wenn die SVW-Mitglieder am 23. November mit Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen, nimmt das Projekt mit einer Anteilsbeteiligung des SVW und von Andreas Reich selbst an der Spielbetriebs GmbH des SVWW konkrete Formen an.

Andreas Reich zu seinen klaren Zielen in der Verbindung mit dem SVWW: Ich bin bereit, zukünftig das Doppelte zu zahlen und überzeugt davon, dass wir zusammen den Aufstieg in die Zweite Bundesliga schaffen können. Ich weiß aber auch ganz genau, dass mit Fußball kein Geld zu verdienen ist, man nur welches verlieren kann. Es soll generell nicht darauf hinauslaufen, dass Markus Hankammer und ich das alleinige Sagen im Fall eines Zusammengehens beanspruchen würden. Doch wenn es klappen sollte, kann es aus meiner Sicht ein Zusammenschluss für immer werden.

...zu seinen Vorstellungen im Detail: Mir schwebt auf der Entscheidungsebene ein mehrköpfiges Gremium vor. Wichtig ist mir, dass auf allen Ebenen, also auch in den Bereichen Vorstandsmitglieder und Finanzen, alles paritätisch gestellt wird. Was Trainer und Sportdirektor oder Sportliche Leitung betrifft, müssen das auch Personen meines Vertrauens sein. Die sind dann für den sportlichen Bereich zuständig, ohne dass ihnen jemand ständig in den Kochtopf schaut. Und was den Namen einer möglichen Allianz betrifft, müssen aus meiner Sicht mit Blick auf den SVW ,,Wiesbaden" und ,,1899" enthalten sein.

...zu einem möglichen Scheitern der Allianz: Dann würde ich nach der laufenden Saison als Präsident des SV Wiesbaden zurücktreten und nichts mehr für die Erste Mannschaft des SVW geben, wohl aber noch für die Kinder und Jugendlichen des SV Wiesbaden. Aber auch für den Nachwuchs des FV Biebrich 02. Biebrichs Vorsitzender Horst Klee ist in Sachen Jugendarbeit mein Vorbild. Und ich würde mich für Volleyball engagieren. Das wäre es denn aber auch. Ich würde keine Möglichkeit sehen, als Sponsor oder Teilhaber beim SV Wehen Wiesbaden einzusteigen.

...zu den Skeptikern des Vorhabens speziell im Lager des SV Wiesbaden: Wir wollen aus unserem Verein wirklich alle auf einem gemeinsamen Weg mitnehmen. Alle Mitglieder, Anhänger, Jugendtrainer, Jugendlichen, Kinder und alle ehrenamtlich bei uns Engagierten. Der SV Wiesbaden verliert nichts. Ich halte es auch für vorstellbar, dass aus unserer Ersten Mannschaft, die die künftige Zweite Mannschaft im Fall einer Verbindung beider Vereine werden würde, 80 Prozent der Spieler bleiben. Genauso halte ich es für möglich, dass unser Trainer und Sportlicher Leiter Djuradj Vasic bei einem gemeinsamen Weg mit dem SV Wehen Wiesbaden eine Rolle spielen könnte. Ich weiß um die kritischen Stimmen in unserem Lager, glaube aber nicht, dass sie mehr als ein Drittel ausmachen. Entweder wir machen das jetzt mit einem partnerschaftlichen Projekt oder wir machen es nicht.

...zu seinen generellen Leitmotiven des Fußball-Sponsorings: Fußball ist schon mein ganzes Leben lang meine Leidenschaft. Mein Gedanke war es, den SV Wiesbaden nach vorne zu bringen. Doch Wiesbaden ist keine Fußball-Stadt. Es ist schwierig, weitere Geldgeber zu gewinnen. Würden wir mit dem SVW in die Regionalliga aufsteigen, könnte ich das alleine nicht finanzieren. Ich dachte, es kämen mehr Sponsoren. Aber das war nicht der Fall. Als ich dann Markus Hankammer kennengelernt habe, kamen wir langsam ins Gespräch. Mir imponiert, was sein Vater durch tolle Arbeit bis zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga geschafft hat. Doch das war mit dem SV Wehen, einem kleinen Verein. Jetzt ist die Situation so, dass der SV Wehen Wiesbaden nicht in Wiesbaden angekommen ist. Er braucht finanzielle Partner und den Aspekt Tradition.

Infos:

- Selbst wenn der SV Wiesbaden Meister wird oder via Aufstiegsspiele die Regionalliga erreichen würde, bliebe die Tür aufgrund des Reglements verschlossen. Nur wenn der SV Wehen Wiesbaden 2016/17 Zweitligist wäre - was unrealistisch erscheint - dürfte im Fall einer Allianz beider Klubs ein Unterbau-Team der Profis im Status einer U 23 in der Regionalliga kicken.

- Gehen beide Vereine zusammen und der SVWW bliebe Drittligist, müsste der SVW auch im Fall des Titelgewinns in der Hessenliga verbleiben, dürfte dort aber ohne altersmäßige Einschränkungen mit einer Zweiten Mannschaft an den Start gehen. Nach Reichs Wunsch eine mit echten Perspektivspielern bestückte.

Aufrufe: 07.10.2015, 17:30 Uhr
Stephan Neumann und Tobias GoldbrunnerAutor