2024-04-25T10:27:22.981Z

Spielbericht
Der TSV 1860 München kassiert beim Aufsteiger SV Waldhof eine herbe Klatsche. MIS / Michael Deines/M.i.S.
Der TSV 1860 München kassiert beim Aufsteiger SV Waldhof eine herbe Klatsche. MIS / Michael Deines/M.i.S.

Trares schlägt Bierofka! Böse Löwen-Pleite beim Aufsteiger Mannheim

SV Waldhof besiegt Sechzig deutlich

Der TSV 1860 München hat bei Aufsteiger Waldhof Mannheim eine herbe Schlappe kassiert. Damit wurde der zarte Aufwärtstrend aus der vergangenen Woche jäh gestoppt.

Mannheim - Für Anwohner des Carl-Benz-Stadions war es ein wunderbarer Abend: 28 Grad, bestes Grillwetter und geradezu paradiesische Stille, abgesehen von ein paar Polizeisirenen als Vorboten eines sogenannten „Hochsicherheitsspiels“.

Dann jedoch: Die Zeiger rückten auf 19.19 Uhr, genau gesagt auf 19.19 Uhr und 7 Sekunden, und wer jetzt nicht die Terrassentür schloss, der hatte fortan keinen ruhigen Abend mehr. Die Fans von Waldhof Mannheim beendeten zu einem symbolischen Zeitpunkt (Gründungsjahr 1907) ihren Stimmungsboykott, mit dem sie gegen Montagsspiele protestieren.

Minutenlang wurde es richtig laut im Stadion, und um 19.32 Uhr noch ein bisschen lauter: Michael Schultz stieg zum Kopfball hoch, nickte ihn ins Tor des TSV 1860 und sorgte in einem anfangs ausgeglichenen Spiel für eine frühe Weichenstellung. 4:0 (1:0) hieß es am Ende, weil Gianluca Korte noch ein Doppelschlag gelang (49., 53.) und Dorian Diring einen sehenswerten Schlusspunkt setzte (89.). Ein bitterer Rückschlag für die Löwen, die sich nach dem 3:0-Sieg gegen Zwickau im Aufwind gewähnt hatten.

TSV 1860 München: Löwen kassierten herbe Pleite beim SV Waldhof Mannheim

In den ersten Wochen der Sommervorbereitung hatte Daniel Bierofka die Sorge umgetrieben, infolge des Konsolidierungskurses nur einen gesunden Innenverteidiger zur Verfügung zu haben. am Montag hatte der 1860-Coach plötzlich ein Luxusproblem auf dieser Position. Gleich drei fitte Abräumer standen ihm zur Verfügung, und die Frage, wen er neben dem gesetzten Neuzugang Dennis Erdmann berufen würde, fiel zu Gunsten von Kapitän Felix Weber aus.

„Felix hat sich vor seiner Sperre nichts zu Schulden kommen lassen“, sagte Bieroka, was bedeutete: Für Aaron Berzel, der Weber vorbildlich vertreten hatte, blieb nur ein Platz auf der Reservebank.

Beide Abwehrreihen ließen anfangs auch wenig anbrennen in einem Duell, das taktisch geprägt war und außer ein paar Fernschüssen wenig Spektakel bot – bis zu jener 32. Minute, die Marius Willsch noch länger verfolgen dürfte. Zunächst sprang ihm ein einfaches Zuspiel von Daniel Wein vom Fuß, was er mit einem Frustfoul quittierte, einem folgenschweren…

TSV 1860 München: 0:2 kurz nach der Pause war der Genickbruch

Die Situation, 40 Meter vor dem Löwen-Tor, wirkte nicht sonderlich gefährlich, doch der Freistoß des gefoulten Korte landete präzise auf dem Kopf von Schultz, der keine Mühe hatte, das Luftduell mit Dennis Dressel für sich zu entscheiden. Zur Pause raufte sich Willsch frustriert die Haare; Sportchef Günther Gorenzel tat es verbal, er sagte im Halbzeitinterview: „Wir können mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden sein. Wir hatten nur in sehr wenigen Phasen Zugriff auf das Spiel.“

Für Willsch und Dressel war dann früh Feierabend. Kurz nach dem Wiederanpfiff fiel das 0:2, und ­Bierofka wollte dem Spiel mit frischen Kräften eine Wende geben.

Das misslang gründlich, denn ehe sich die Neuen sortiert hatten, stand es 0:3 – nach einem Fehlpass Gebharts, seiner ersten Ballberührung, nahmen die Dinge ihren Lauf. Diring traf per Schlenzer zum 4:0. Ein sichtbares Lebenszeichen war nur noch von den mitgereisten 1860-Fans gekommen.

Bunter Pyro-Rauch stieg aus dem Gästeblock auf. Der Abend war nicht nur für die Katz, er dürfte im Nachgang auch noch teuer werden.

SV Waldhof Mannheim - TSV 1860 München: Bierofka - „Waldhof konsequenter“

1860-Coach Bierofka musste die Pleite erst mal auf der Bank verarbeiten

Nach Abpfiff saß Daniel Bierofka nachdenklich und ganz allein auf der Trainerbank im Carl-Benz-Stadion. Die 0:4-Pleite musste der Löwen-Coach für sich im Stillen verarbeiten.

„Ich musste durchschnaufen“, gestand der 40-jährige. „Waldhof war wesentlich konsequenter. Letzten Endes geht es aber um Effektivität und da waren wir nur zweiter Sieger.“ Als spielentscheidend machte ­Bierofka das 0:2 durch Korte kurz nach der Halbzeitpause aus: „Wir sind nach dem 0:2 all in gegangen, da kriegst du halt auch Konter. Auch, wenn wir im Umschalten nicht gut gewesen sind.“

Groß aus dem Konzept bringen wollen sich die Sechzger dadurch aber nicht, schließlich habe man in dieser Spielzeit auch schon deutlich bessere Auftritte gezeigt. „Dass es diese Saison schwer wird, haben wir gewusst. Jetzt müssen wir das Spiel analysieren, abhaken und weitermachen.“

Sein Gegenüber Bernhard Trares gab sich nach Spielende euphorisch: „Das war ein tolles Spiel von meinem Team. Wir hätten auch noch mehr Tore machen können“, erklärte der ehemaliger 1860-Kapitän, der das 0:1 vor der Halbzeit als „Dosenöffner“ bezeichnete.

ulk

Aufrufe: 05.8.2019, 22:45 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor