2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Der Groß-Rohrheimer Fußballer Georg Herbold, Mitglied der legendären Waldhof-Buben-Mannschaft, brachte es in der Ausgabe vom 7. Dezember 1937 auf den Titel des „Kicker“	Fotos: Archiv Rolf Herbold
Der Groß-Rohrheimer Fußballer Georg Herbold, Mitglied der legendären Waldhof-Buben-Mannschaft, brachte es in der Ausgabe vom 7. Dezember 1937 auf den Titel des „Kicker“ Fotos: Archiv Rolf Herbold

Echter Waldhof-Bub aus Rohrheim

Historisch: Georg Herbold steht im Notizblock von Reichstrainer Sepp Herberger / Mehrmals Torschützenkönig

Verheiratet. Zwei Kinder. Kleines Häuschen. Mittleres Einkommen. Dazu die Hobbys Fußball, Angeln und Skat. Vielleicht hätte ein Marktforschungsinstitut in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Georg Herbold aus Groß-Rohrheim als deutschen Durchschnittsbürger identifizieren und in seine Studien einbinden können. Doch so durchschnittlich wie es schien, war Georg Herbold keineswegs. Dies wiederum lag am Fußball. Denn wer kann schon von sich behaupten, ein Länderspiel ganz knapp verpasst zu haben? Als Spieler wohlgemerkt, nicht als Zuschauer.

Groß-Rohrheim ist durchaus ein gutes Pflaster für Fußballtalente. Zur Zeit schickt sich Robin Bormuth an, als Verteidiger beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf Fuß zu fassen, doch bis jetzt heißt Rohrheims größter Fußballsohn immer noch Georg Herbold.

Georg Herbold wurde bei einem Freundschaftspiel des Waldhöfer Nachwuchses bei seinem Heimatverein FC Alemannia im Jahre 1934 entdeckt. Fortan schoss der Rohrheimer für die Waldhof-Jugend Tore.

1:2 gegen späteren Pokalsieger Schalke 04

Der am 2. Dezember 1919 geborene und mit sieben Brüdern aufgewachsene Herbold rückte 1937 mit noch nicht einmal 18 Jahren in den erweiterten Kader des SVW auf, der seine fünfte Saison in der Gauliga Baden bestritt. Am 3. Oktober 1937 durfte er gegen den FC Germania Brötzingen zum ersten Mal ran. Danach bestritt er auch die restlichen 16 Saisonspiele in der zehn Mannschaften umfassenden Liga und erzielte dabei fünf Treffer. Nicht zu vergessen das Halbfinale um den Tschammer-Pokal am 5. Dezember 1937. Hier verloren die Waldhöfer gegen Schalke 04, den späteren Pokalsieger, mit 1:2.

In der nachfolgenden Saison buchte der ambitionierte Angreifer das volle Programm, war 18 Mal mit von der Partie und erzielte 17 Treffer. Damit wurde er Torschützenkönig des Gaues Baden. Längst wurde Reichstrainer Seppl Herberger auf den Rechtsaußen aufmerksam und lud ihn zu Lehrgängen ein. Und obwohl Ernst Lehner (Augsburg) und Hans Biallas (Duisburg) im Ranking der deutschen Rechtsaußen zunächst noch vor Herbold lagen, war dieser einem Länderspiel sehr nahe. Der Krieg, das letzte deutsche Länderspiel war im November 1942, machte dies zur Illusion.

Ab Mitte 1939 spielte Herbold nicht mehr für den SV Waldhof, sondern für Reichsbahn TSV Wormatia Worms. Das lag im beruflichen Wechsel zur Eisenbahn, was ihn wiederum vor einem vorzeitigen Fronteinsatz im Zweiten Weltkrieg bewahrte. Trotz seiner Vereinszugehörigkeit zur Wormatia lief er in Kriegstagen aber auch für Hanau 93 auf.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, nach kurzer französischer Gefangenschaft, schlug Georg Herbolds Fußballherz wieder intensiv für den SV Waldhof. In der glorreichen Zeit in der Oberliga Süd von November 1945 bis zum Waldhöfer Abstieg im Weltmeisterjahr 1954 war Herbold aus der legendären Mannschaft nicht wegzudenken. Und er schoss viele, viele Tore – am liebsten gegen den 1. FC Nürnberg.

Als am 28. April 1946 die Blau-Schwarzen die Franken durch Tore von Herbold und Fanz mit 2:1 besiegten, wurde mit 33 000 Besuchern ein Zuschauerrekord für Mannheim aufgestellt. Und ehe „der Club“ im Jahr 1948 die erste deutsche Nachkriegsmeisterschaft feierte, schlug Herbold am 21. September 1947 beim 3:1 seines SVW zweimal zu.

Mit Mannheimer Abstieg endet die Laufbahn

Eine Spielzeit später holte der VfR die deutsche Meisterschaft nach Mannheim, doch mit Georg Herbold sicherte sich ein Waldhöfer die Torjägerkanone in der Oberliga Süd. Diese musste er sich allerdings mit Emil Maier (Kickers Offenbach) und Otto Thanner (TSV 1860 München) teilen, die ebenfalls 19 Mal trafen. Am 4. April 1954 war aber mit dem 0:2 beim VfB Stuttgart die Waldhöfer Oberligazugehörigkeit fürs Erste beendet. Dr. Gerhard Zeilinger, das lebende Lexikon des Mannheimer Fußballs, führte dazu aus, dass diese nicht nur das Abschiedsspiel des SV Waldhof nach 40 Jahren Zugehörigkeit zur höchsten Spielklasse bedeutete; aus der Mannschaft schied mit dem 35 Jahre alten „Schorsch“ Herbold auch der letzte der legendären „Waldhof-Buben“ aus.

Stammgast bei Waldhofs Bundesliga-Premierensaison

Georg Herbolds Kontakt zum SV Waldhof riss nach seiner aktiven Zeit etwas ab. Dennoch verpasste er in der ersten Waldhöfer Bundesligasaison 1983/84 im Ludwigshafener Südweststadion kein Heimspiel.

Das Gedächtnis an seinen Vater hält Rolf Herbold (Lautertal) heute noch hoch. Der ehemalige Trainer und Bezirksfußballwart, mit zahlreichen Ehrungen auf hessischer Verbandsebene dekoriert, lernte seinen Vater durchaus als strenges Familienoberhaupt kennen. Als Rolf Herbold im zarten Jungenalter eine Orange zum Fußball umfunktionierte, wurde er von seinem Vater getadelt. Wie gut, dass Waldhof-Spieler Werner Hölzer in der Nähe war, der Herbold Senior in Erinnerung rief, als kleiner Junge doch ähnlich agiert zu haben. Rolf Herbold durfte weiterspielen.

„Als Junge habe ich von der Fußballzeit meines Vaters nicht besonders viel mitbekommen. Da kam er abends nach Training oder Spiel spät nach Hause und musste morgens wieder schnell zur Arbeit. Da war gerade mal Zeit, ihn nach der Anzahl seiner Tore zu fragen“, erinnert sich Herbold junior.

Nach seiner fußballerischen Laufbahn trainierte Georg Herbold zahlreiche Vereine im Rhein-Neckar-Dreieck. 1961 übernahm er den FC Alemannia Groß-Rohrheim, bei dem Sohn Rolf inzwischen im Tor spielte, sich allerdings am 10. Dezember 1961 beim Spiel in Erbach bereits in der ersten Minute einen komplizierten Beinbruch zuzog.

Da blieb Rolf Herbold vorerst nichts anderes übrig, sich die Zeit mit Angeln und Skat zu vertreiben.

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Zur Person

Georg Herbold wurde am 2. Dezember 1919 in Groß-Rohrheim geboren. Seine Fußballjugend verbrachte er beim FC Alemannia Groß-Rohrheim und dem SV Waldhof.

Stationen als Spieler: 1937 bis 1939 Gauliga Baden mit dem SV Waldhof; 1939 bis 1941 Wormatia Worms, 1942 Hanau 93; 1945 bis 1954 242 Spiele in der Oberliga Süd für den Waldhof, 88 Tore. 1949 Torschützenkönig der Oberliga Süd.

Nach seiner Spielerlaufbahn Trainer bei FV 08 Hockenheim, Olympia Lampertheim, SV 98 Schwetzingen und Alemannia Groß-Rohrheim.

Georg Herbold starb am 9. Juli 1998 in seiner Heimatgemeinde Groß-Rohrheim.

Aufrufe: 023.10.2017, 15:22 Uhr
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