2024-04-24T07:17:49.752Z

Allgemeines
Rudelbildung in der A-Klasse: Die Begegnung zwischen dem SV Wagenhofen und Türkenelf Schrobenhausen musste am vergangenen Sonntag abgebrochen werden. 	F.: Dirk Sing
Rudelbildung in der A-Klasse: Die Begegnung zwischen dem SV Wagenhofen und Türkenelf Schrobenhausen musste am vergangenen Sonntag abgebrochen werden. F.: Dirk Sing

„Problemliga“ A-Klasse Neuburg

Zuletzt haben sich die Beschwerden über Türkenelf Schrobenhausen gehäuft +++ Nun haben sich die Vereine zu einer Aussprache getroffen

Verlinkte Inhalte

Ist die A-Klasse Neuburg die Problemliga der Region? Die jüngsten Ereignisse lassen zumindest darauf schließen. Am Mittwochabend trafen sich die Vereinsvertreter mit Vertretern des Bayerischen Fußball-Verbandes in Grasheim, um über die derzeitige Lage zu diskutieren. Das Zusammenkommen stand seit Langem fest. Die nach Tumulten abgebrochene Partie zwischen dem SV Wagenhofen und Türkenelf Schrobenhausen, bei der es nach einem groben Foul eines Gästespielers zu einer Rudelbildung von Spielern und Zuschauern auf dem Rasen kam, war somit nicht der Auslöser.

Dennoch bestätige dieser Vorfall die Notwendigkeit der Zusammenkunft, die auf Initiative von Türkenelf Schrobenhausen zustande kam. Regelmäßig hatte es in dieser Spielzeit Beschwerden über das Auftreten der Schrobenhausener gegeben. „Es ging zunächst sehr emotional mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zu“, berichtet Christian Amann, Spielleiter der A-Klasse Neuburg, über die Veranstaltung. Danach, so Amann weiter, folgten konstruktive Gespräche und Lösungsansätze. Künftig soll bei allen Partien der A-Klasse Neuburg auch der Gastverein Ordner stellen, um die Zuschauer unter Kontrolle zu halten. Pflicht ist bisher lediglich, dass der Heimverein mindestens einen Ordner stellt.

Nach Ansicht des Verbandes gehe die Problematik vor allem von den Zuschauern aus, die die Atmosphäre auf dem Rasen anheizten. Die Spieler seien nicht die Hauptschuldigen. Amann betont weiter, dass zu Auseinandersetzungen immer beide Seiten gehörten und nicht allein Türkenelf Schrobenhausen verantwortlich sei. Ein Treffen der Vereine während einer Spielzeit ist für Amann Neuland. „Ich finde das aber eine super Sache, man könnte es auch in weiteren Ligen einführen.“

Alles gut also? Mitnichten! „Es geht darum, was auf dem Platz passiert“, sagt Eduard Kölbl, Abteilungsleiter Fußball beim SV Sinning, der sich nicht weiter zur Thematik äußern wollte. Michael Neff, Spartenchef beim SV Wagenhofen, sieht es genauso. „Es wurde vieles angesprochen, nur nicht der Kernpunkt. Die Situation wurde nun verharmlost.“ Nicht die Zuschauer seien das Problem, sondern die harte Gangart der Schrobenhausener Spieler. Beim Foul an Wagenhofens Burak Tokmak am jüngsten Sonntag hätte es sich in seinen Augen um eine „Tätlichkeit“ gehandelt. „Das war gesundheitsgefährdend.“ Türkenelf Schrobenhausen habe obendrein einen eigenen Ordner dabei gehabt, der die Tumulte nicht beruhigen konnte.

Jürgen Roth, Obmann der Schiedsrichtergruppe Neuburg, kennt die Vorgänge in der Liga gut. „Die A-Klasse Neuburg hat einen schlechten Ruf. Viele Spiele sind von Unruhe begleitet.“ Gründe will Roth nicht direkt nennen. „Früher war es keine Problemliga, sondern eine pflegeleichte Liga.“ Türk Schrobenhausen spielt im dritten Jahr in der Liga, war zuvor in der A-Klasse Aichach aktiv.

Welche Maßnahmen ergriffen werden, sollte es weiterhin zu Vorfällen kommen, ist offen. Manche Vereine erwägen offenbar sogar, nicht mehr gegen Türkenelf Schrobenhausen anzutreten.

Fußball ist „nur“ ein Hobby

Amateurfußballer treiben ihren Sport in erster Linie als Hobby. Sie wollen vom Berufsalltag abschalten, sich bewegen und in der Gruppe Spaß haben. Dass auch Ehrgeiz und der Rausch des Gewinnens eine Rolle spielen, ist logisch wie verständlich und gehört einfach dazu. Dabei gehen manche Spieler einen Schritt zu weit. Wenn durch Fouls und Unsportlichkeiten die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet wird, ist die Grenze definitiv überschritten. Auch der gegenseitige Respekt abseits des Platzes sollte vorhanden sein. Zuschauer, die gegnerische Spieler und Anhänger beleidigen oder gar handgreiflich werden, haben bei aller Liebe für den eigenen Verein auf den Sportplätzen nichts verloren. Was sich derzeit zum Teil in der A-Klasse Neuburg abspielt, geht über jeglichen Sinn von Fair-Play hinaus. Es sollte nicht passieren, dass eine Begegnung wie zwischen dem SV Wagenhofen und Türkenelf Schrobenhausen abgebrochen werden muss. Alle Beteiligten, ob Spieler, Funktionäre oder Zuschauer, sollten sich auf die Grundwerte des Sports besinnen. Dass darauf erst ausdrücklich hingewiesen werden muss und mehrere Ordner bei Spielen mit weniger als 100 Zuschauern nötig sein sollen, ist bedenklich. Fußball ist und bleibt in diesen Klassen Hobby.

Aufrufe: 08.4.2017, 07:47 Uhr
Neuburger Rundschau / Benjamin SigmundAutor