2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Übt scharfe Kritik: Spielertrainer Martin Froncek war mit der Situation beim SV Wagenhofen unzufrieden und verlässt den A-Klassisten am Saisonende.  Foto: Xaver Habermeier
Übt scharfe Kritik: Spielertrainer Martin Froncek war mit der Situation beim SV Wagenhofen unzufrieden und verlässt den A-Klassisten am Saisonende. Foto: Xaver Habermeier

„Ich wurde alleine gelassen“

Spielertrainer Martin Froncek verlässt nach nur einem halben Jahr den SV Wagenhofen +++ Im Interview nennt er die Gründe für den Abschied, zieht ein sportliches Fazit und spricht über seine künftigen Pläne

Martin Froncek steht vor seiner letzten Partie als Spielertrainer des SV Wagenhofen-Ballersdorf. Erst im Winter war der Offensivspieler vom SV Karlshuld zu dem Verein zurückgekehrt, den er in der vergangenen Saison in die A-Klasse schoss. Fronceks Fazit im Interview mit der Neuburger Rundschau fällt alles andere als positiv aus.

Herr Froncek, zum Ende der Saison verlassen Sie bekanntlich den SV Wagenhofen als Spielertrainer. Wo liegen hierfür die Gründe?

Froncek: Im Großen und Ganzen wurde ich alleine gelassen. Mir stand kein Betreuer zur Verfügung, die Trainingsbeteiligung war mangelhaft und auch viele Dinge um die Mannschaft herum sind auf mich zurückgefallen. Wir hatten viele Verletzte und einige, die aus beruflichen und privaten Gründen nicht am Training oder an Spielen teilnehmen konnten. Der dünne Kader konnte das nicht mehr auffangen.

Sie haben also von sich aus die Reißleine gezogen?

Froncek: Schon vor einigen Wochen habe ich das Gespräch mit dem Vorstand gesucht und dem Verein mitgeteilt, dass dieser Zustand inakzeptabel ist. Vor kurzem haben wir uns erneut zusammengesetzt und uns dann auch einvernehmlich getrennt.

Die Vereinsführung hat also nicht versucht, Sie zu halten?

Froncek: Zu Beginn kam schon die Anfrage, ob ich nicht länger bleiben möchte. Nachdem sich die jüngsten fünf Wochen aber derartig negativ entwickelt haben, haben sich letztendlich beide Seiten mit der Trennung zufriedengegeben.

Mit Ihrem Abgang und sicherlich auch aufgrund der sportlichen Lage wird es unter Umständen zu einem großen Aderlass beim SV Wagenhofen kommen. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Froncek: Was nächstes Jahr mit der Mannschaft passiert, kann ich nicht sagen. Die Zukunft des Vereins ist jedenfalls ungewiss, da sich meines Wissens nach einige Führungsspieler überlegen, zu wechseln. Das wäre natürlich ein Worst-Case-Szenario. Für den SVW würde es mich jedoch freuen, wenn alle bleiben. Die Menschen im Verein sind anständig und nett. Ich bin damals nicht grundlos nach Wagenhofen gewechselt.

Wie geht es mit Ihrer Person nach der Saison weiter?

Froncek: Ich habe Angebote als Spieler in der Kreisliga und Bezirksliga. Allerdings von Mannschaften aus dem Ingolstädter Raum.

Haben Sie sich schon entschieden oder warten Sie auf Angebote, um als Trainer weitermachen zu können?

Froncek: Das kommt ganz auf das Angebot an. Wichtig ist für mich, dass der Charakter des Teams stimmt. Diese Saison hatte ich einige unzuverlässige Spieler, denen ich ständig hinterherlaufen musste. Da macht das Trainersein natürlich nicht allzu viel Spaß. Ich habe deswegen auch kein Problem, in einer niedrigeren Klasse zu spielen. Das Umfeld und die Mitmenschen müssen passen.

Beim Wechsel zum SVW hat sicherlich auch das Finanzielle eine Rolle gespielt. Spielt bei Ihnen aktuell also das Geld oder doch das Sportliche die entscheidende Rolle?

Froncek: Das ist eine ganz schwierige Frage. Für mich sind neben beiden Faktoren auch die eben erwähnten Rahmenbedingungen bedeutend. Ob ich jetzt aber als Spieler oder Spielertrainer weitermache oder doch eine Pause einlege, steht noch in den Sternen. Ich lasse alles mal auf mich zukommen, höre mir die Angebote an und nehme mir Zeit.

In welcher Position sehen Sie sich in Zukunft aber primär, in der als Spieler oder der als Trainer?

Froncek: Diese Frage stelle ich mir im Moment sehr oft. Sollte ich mit 25 Jahren in der Kreisliga oder Bezirksliga Fußballspielen oder doch schon anfangen, als Trainer Erfahrung zu sammeln? Trainer kann man auf der anderen Seite auch nach der aktiven Karriere werden. Ich kann mir diese Fragen aktuell selbst nicht beantworten. Wir werden sehen, was passiert.

Wie lautet Ihr Fazit nach Ihrem ersten Jahr als Spielertrainer?

Froncek: Trainer zu sein, ist wirklich eine schöne Sache. Wenn jedoch die Dinge so falsch wie in Wagenhofen laufen, macht es keinen Spaß.

Aktuell steht Ihre Mannschaft auf dem siebten Rang. Wie blicken Sie auf die bisherige Saison zurück?

Froncek: Das Abschneiden ist natürlich katastrophal. Wenn man ein Team auf dem zweiten Platz übernimmt und es kurz vor Saisonende auf Rang sieben steht, dann stellt das sicherlich nicht zufrieden.

Sind Sie mit dem Abscheiden also enttäuscht?

Froncek: Natürlich bin ich enttäuscht. Ich bin nicht nach Wagenhofen gegangen, um Siebter zu werden. Mein Ziel war der Aufstieg.

Am Samstag steht das Match gegen den SV Sinning auf dem Programm. Für beide Teams geht es dabei um nichts mehr. Welche Erwartungen haben Sie dennoch an ihre Mannschaft?

Froncek: Einfach Spaß am Fußball haben. Wir wollen die Saison abhaken und dann weiterschauen.

Ist es trotzdem ein Pflichtsieg, den der SVW da einfahren muss?

Froncek: Pflichtsiege gibt es aufgrund der aktuellen Situation nicht mehr. Einigen meiner Spieler ist das Ergebnis dieser Partie wohl egal. Man merkt einfach, dass es um nichts mehr geht. Dennoch würde ich den Verein gerne mit einem Sieg verlassen.

Aufrufe: 03.6.2017, 09:43 Uhr
Neuburger Rundschau / Matthias KollarAutor