2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Lukas Mazagg weilt derzeit in seiner Heimat Südtirol.
Lukas Mazagg weilt derzeit in seiner Heimat Südtirol. – Foto: Mike Megapix

Intervallläufe ums Haus herum

Wackers Lukas Mazagg (20) darf in seiner Heimat Südtirol kaum ins Freie. Wie geht's ihm damit?

Die Ausgangsbeschränkungen hierzulande sind aufgrund der Corona-Krise strikt - noch strikter sind sie allerdings in Südtirol. Der Vinschgauer Lukas Mazagg aus dem kleinen Städtchen Glurns ist trotzdem Mitte März in seine Heimat zurückgekehrt. Was er dabei erlebt hat und wie er mit dem Ausnahmezustand umgeht, FuPa hat mit dem 20-Jährigen telefoniert.
FuPa: Lukas, wieso bist du zurück nach Italien, wo doch dort das Corona-Virus noch heftiger wütet als in Deutschland?
Lukas Mazagg (20): Ich wollte ganz einfach zu meiner Familie. Die Vorstellung, eventuell einige Monate alleine in meiner Wohnung in Burghausen verbringen zu müssen, das hat mich enorm abgeschreckt.

Wann bist du nach Südtirol gereist?
Wir hätten ja eigentlich am Freitag, den 13. März unser Heimspiel gegen Garching gehabt. Dann haben sich die Ereignisse aber überschlagen, alles wurde abgesagt und ich bin am darauffolgenden Samstag nach Südtirol gereist. Nichts war wie vorher.

Kannst du kurz deine Odyssee schildern?
Ich bin zunächst mit dem Zug nach Kufstein. Von dort aus ging`s weiter nach Landeck. Dort wollte mich eigentlich mein Papa abholen. Daraus wurde aber nichts, weil er die österreichische Grenze nicht passieren durfte. Ich musste also umdisponieren, musste den Bus nach Martina in die Schweiz nehmen. Anschließend ging`s von dort wieder mit dem Bus in meinen Heimatort Glurns. Insgesamt war ich acht Stunden unterwegs.

Gespenstiche Leere in Südtirol.

Wie hast du diese denkwürdigen Tage erlebt? Südtirol war zu einem Hochrisikogebiet deklariert worden.
Das war schon gespenstisch. Die Straßen waren komplett leer. Keiner traute sich mehr aus dem Haus.

Wie ist die Lage nun knapp einen Monat später?
Es gilt immer noch die Ausgangssperre. Du darfst dich nur im Umkreis von 200 Metern von deinem Haus bewegen, sollst jeglichen Kontakt zu anderen meiden. Die Maßnahmen wurden ausgeweitet bis 3. Mai. Aber die Menschen hier machen das Beste daraus. Wir unterhalten uns zum Beispiel mit unseren Nachbarn, indem wir einfach von Garten zu Garten schreien. (lacht) Nach harten Wochen ist ein leichtes Aufatmen spürbar, die Leute sind wieder positiver gestimmt.

Wie vertreibst du dir die Zeit?
Wir haben einen Trainingsplan bekommen, den arbeite ich ab. Wenn ich rausgehe, dann laufe ich immer um unser Haus herum. Da gibt`s eine Strecke, da dreh ich dann etliche Runden. Es gibt Spannenderes. (lacht) Am 20. April startet mein Online-BWL-Studium. Darauf kann ich mich im Moment konzentrieren. Ich bin im vierten Semester. Es ist mir ganz wichtig, ein zweites Standbein zu schaffen. Mir schwebt irgendwann mal eine Tätigkeit im Sportmanagement vor.

Stammspieler beim SV Wacker will Lukas Mazagg werden.
Stammspieler beim SV Wacker will Lukas Mazagg werden. – Foto: Mike Megapix


Ungeachtet der derzeitigen Lage: Was sagst du zu deinem ersten Jahr in Burghausen?
Es war mir klar, dass ich am Anfang eine gewisse Anlaufzeit brauchen werde. Genauso ist es gekommen. Richtung Winterpause hatten wir einige Verletzungsprobleme und ich habe auch deshalb einige Spiele von Anfang an machen können. Ich denke, mit den Auftritten konnte ich zufrieden sein.

Warum warst du im ersten Match in Aschaffenburg nicht dabei?
Es hat nicht ganz für den Kader gereicht. Wir hatten an dem Tag sehr viele Verteidiger an Bord.

Eine Enttäuschung für dich?
Nein. Unser neuer Coach Leo Haas hat mir im persönlichen Gespräch ausführlich erklärt, warum und wieso ich dieses Mal nicht dabei bin. Die Kommunikation war sehr gut, das schätze ich, vor allem als junge Spieler.

Seit acht Jahren ist Lukas Mazagg weg von zuhause - jetzt ist er 20.

Für deine 20 Jahre wirkst du sehr reif und abgeklärt.
Ich bin seit acht Jahren weg von zuhause, das hat mich schneller erwachsen werden lassen.

Vermisst du deine Heimat?
Ich bin sehr gerne in Südtirol, aber Deutschland ist für mich zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich schätze es hier sehr und fühle mich sehr wohl. Von argem Heimweh werde ich eigentlich nicht geplagt. (schmunzelt)

Letzte Frage Lukas: Was steckst du dir für Ziele für die nähere Zukunft?
In der kommenden Saison möchte ich beim SV Wacker den Sprung zum Stammspieler schaffen und mich in der Regionalliga etablieren. Dazu möchte ich meinen BWL-Abschluss machen. Danach sehen wir weiter. (grinst)

Aufrufe: 014.4.2020, 12:58 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor