2024-04-19T07:32:36.736Z

Analyse
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Wacker ist noch in Schlagdistanz, Kolkwitz im Keller

Der unverwüstliche Kubis, drei starke Brasilianer und zwei Auswärtskomplexe. Der Hinrunden-Rückblick der Landesliga Süd

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Nur Wacker ist als Vierter mit sieben Zählern Rückstand zum Tabellenführer noch im Spitzengeschäft. Burg machte gegenüber der Vorsaison zwar Fortschritte, hätte aber bei mehr Cleverness noch den einen oder anderen Punkt mehr einfahren können. Der 1. FC Guben stabilisierte sich nach schwachem Saisonstart zumindest in den Heimspielen, während der Kolkwitzer SV nach hoffnungsvollem Einstieg ins zweite Ligajahr durch eine Niederlagen-Serie arg ins Wanken geriet.

Wacker Ströbitz: Mit dem 2:2-Remis gegen den starken Aufsteiger Lübben wurde schon am 1. Spieltag klar, dass mit ebenso starker Konkurrenz und einem ähnlichem Gerangel an der Spitze wie im Vorjahr zu rechnen ist. Der personellen Fluktuation geschuldet, war der Trainer vor jeder Begegnung zum Improvisieren gezwungen. Vor allem die Ausfälle der Spielgestalter Steven Specht und Martin Handreg waren kaum zu kompensieren. Somit trugen wenige Routiniers wie André Thoms, René Handreck, Philipp Knapczyk, Carsten Paulick und der unverwüstliche Torjäger Sven Kubis die Last. Unterstützt von Akteuren aus dem Nachwuchs, aber auch aus der Alt- und Kreisoberliga.

Dessen ungeachtet fuhr die technisch versierte Truppe bis zum 7. Spieltag ungeschlagen 17 Punkte ein. Ausgerechnet als sich die personelle Situation auf dem Tiefpunkt befand, waren die Grün-Schwarzen beim Aufstiegsanwärter Petershagen gefordert und kassierten die erste Niederlage durch ein spätes Tor. Danach wurde zwar Eisenhüttenstadt mit 5:0 abgefertigt, doch die 1:3-Niederlage in Mahlow ließ den Rückstand zur Spitze anwachsen.

In den letzten fünf Spielen entspannte sich die Lage im Kader. Zwar kehrten die Ströbitzer auch aus Ludwigsfelde mit leeren Händen zurück, sorgten aber mit den Siegen über Erkner (1:0) und in Brieske (2:1) für einen versöhnlichen Abschluss. Trainer Tino Kandlbinder: "Wir sind zwar noch weit von unseren Ansprüchen entfernt, aber am Spitzentrio dran. Unterm Strich entspricht unsere Platzierung dem derzeitig Machbaren. Im Wintertrainingslager wollen wir das Team weiter zusammenschweißen und fit für die Rückrunde machen, in welcher noch viel drin ist und wir Ludwigsfelde und Petershagen zu Hause empfangen."

SG Burg: Im zweiten Jahr nach dem personellen Totalumbruch präsentierten sich die Burger deutlich stabilisiert. Insbesondere im taktischen und spielerischen Bereich waren die Fortschritte erkennbar. Die ersten fünf Spiele, darunter ein 1:1 auf Augenhöhe im Derby mit Wacker, beendeten die Jungs um Trainer Sven Benken ungeschlagen. Ein Überbleibsel aus der problematischen Vorsaison war in einigen Spielen die ungenügende Chancenverwertung. Was gegen Blankenfelde und Erkner noch mit Punkteteilungen abgefedert wurde, war gegen die Schwergewichte Brieske und Lübben nicht zu machen. Gegen die "Knappen" war die Ladehemmung Hauptursache für die erste Heimpleite und in Lübben kassierte man trotz einstündiger Überzahl die zweite Niederlage (jeweils 1:2).

Dass Toreschießen dennoch funktioniert, bewiesen die Burger in den Derbys gegen Guben (4:3) und Kolkwitz (4:1) sowie beim 5:1 über Eisenhüttenstadt im letzten Heimspiel. Abgeklärt zeigte sich die Truppe beim 3:1 in Wildau, hielt auch bei den hohen 0:5 beziehungsweise 1:4-Packungen daheim gegen Herbstmeister Ludwigsfelde und auswärts gegen Petershagen besser mit, als es die Resultate aussagen. Lediglich beim 0:1 in Fürstenwalde und der Nullnummer gegen Rüdersdorf sank die Formkurve unter Normalwert. Insgesamt sieht der Trainer seine Mannschaft im Bereich der Erwartungen. Wie im Vorjahr Bastian Rost, konnten auch in dieser Serie mit Tobias Röder und Max Lecher zwei hoffnungsvolle Nachwuchstalente in den Kader eingebaut werden. "Abgesehen davon, dass wir noch zu viele Punkte leichtfertig weggeschenkt haben, hat sich die Truppe gut entwickelt, vor allem auch im spielerischen Bereich zugelegt. Dabei konnten unsere jungen Spieler eine Menge von unseren drei Brasilianern lernen, die uns aber wohl leider verlassen und in der Rückrunde ersetzt werden müssen", so Benken.

1. FC Guben: Den Neißestädtern war vor Saisonbeginn klar, dass es schwer wird, die starke letzte Spielzeit mit 51 Punkten und Rang vier zu wiederholen, geschweige zu toppen. Prompt gab es einen Fehlstart mit Niederlagen in Briesen und Erkner (3:4, 2:4) sowie daheim gegen Wacker (0:1). Mit einem 2:0 über Brieske war der Bann aber relativ schnell gebrochen und das 2:2 in Lübben zeigte, wie auch daheim ein 0:0 gegen Ludwigsfelde, dass die Mannschaft lebt.

Zumal damit das knüppelharte Auftaktprogramm mit vier favorisierten Gegnern schon abgearbeitet war. Was den Gubenern zu schaffen machte, war die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Während 16 Zähler und 15:4 Tore einen den Ansprüchen entsprechenden Platz fünf in der Heimtabelle bedeuten, schwächelte die Truppe auf Reisen, mit dem einzigen in Lübben gebuchten Punkt, der Konkurrenz hinterher und kassierte dabei 24 der 28 Gegentore. Vor allem taktische Fehler im Deckungsverhalten waren die Ursache dafür, dass auswärts einige Partien aus der Hand gegeben wurden. Weil Torwart Karol Matwiejcyk nicht die erforderliche Sicherheit ausstrahlte und Steffen Walter als Alternative beruflich kaum zur Verfügung stand, war die Last für die Abwehr um Nitschke und Wessel oft zu groß.

Auch die stabile Fraktion der polnischen Gastspieler litt unter den Abwehrpatzern. Der vom Ortsrivalen BSV gekommene Arek Okuniewicz konnte zunächst mit seinen Toren die schwerwiegenden Abgänge der Angriffsführer Konopacki und Niedzwiedzki teilweise kompensieren, ließ aber deutlich nach. Unter der Regie von Benny Schulz, mit dessen Tagesform das Gubener Spiel stand oder fiel, wurden die Nachwuchskräfte Nico Löffler, Nico Hetzel und Danny Vu Tuan, wie auch der noch für die A-Jugend spielberechtigte Philipp Meyer, gut eingebunden und trotz des durch die Auswärtsmisere ständig wachsenden Drucks wurden die wichtigen Siege über die im Abstiegskampf verwickelten Teams aus Fürstenwalde, Kolkwitz, Rüdersdorf und Eisenhüttenstadt gesichert. Für die Rückrunde setzt Trainer Roland Hammer auf eine gute Vorbereitung, um mit verbesserter Form wieder das vorhandene Potential ausschöpfen zu können.

Kolkwitzer SV: Mit einem 6:1 bei Eisenhüttenstadt starteten die Kolkwitzer mit einem Paukenschlag in die Saison und konnten die Momentaufnahme als erster Tabellenführer genießen. Zum Heimauftakt gegen Blankenfelde wurde gleich mit einem 2:1 nachgelegt. "Ein wohl zu guter Start, der etwas Leichtsinn in den Hinterköpfen einiger Akteure bewirkte", befindet Trainer Sven Goertz. Mit dem 1:3 beim limitierten Aufsteiger Storkow gab es mangels hundertprozentigem Siegeswillen prompt den ersten Dämpfer und die zum Auftakt aus der Oderstadt mitgebrachten Punkte sollten auswärts die einzigen der Hinrunde bleiben.

Die hin und wieder bemängelte Einstellung war allerdings nicht das Hauptproblem der 1896er. Bei extrem hoher Ausfallquote musste der Trainer ständig die Aufstellung wechseln. Neben der Auswärtsschwäche wirkte sich diese unfreiwillige Rotation auch auf die Heimspiele aus. Fehlte es bei der Nullnummer gegen Briesen noch an der nötigen Durchschlagskraft, so empfing die Truppe die Spitzenmannschaft Grün-Weiß Lübben hellwach und setzte mit dem 2:1-Sieg ihren Höhepunkt der Vorrunde.

Daheim bis dato ungeschlagen, war die Ausbeute von elf Zählern als durchaus respektable Zwischenbilanz zu bewerten. Doch in den restlichen sieben Spielen gab es null Punkte Zuwachs. Auswärts gingen die Derbys in Guben und Burg verloren und selbst vom Schlusslicht Rüdersdorf kehrte der KSV mit leeren Händen zurück (1:3). Auf eigenem Geläuf schmerzten besonders die Niederlagen gegen Fürstenwalde (0:2) und Wildau (1:5). Beim 0:1 gegen Staffelprimus Ludwigsfelde bäumte sich die Mannschaft auf, am Ende fehlte aber ein Vollstrecker der vorhandenen Chancen. Nach dem deprimierenden 0:5-Abschluss gegen Petershagen waren alle Beteiligten froh, die Winterpause erreicht zu haben, um neue Kräfte für die Rückrunde sammeln zu können.

Goertz setzt auf eine gute Vorbereitung und geht davon aus, dass die Mannschaft das Potential zum Klassenerhalt hat. Verlassen wird das Team Angreifer Paul Zerna in Richtung Merzdorf, während Ex-Wackeraner Christoph Mellack und eventuell auch der in Krieschow abgemeldete Torjäger Marten Zittlau für Verstärkung sorgen sollen.



Wechselspiele: Paul Zerna (l.) wird Kolkwitz verlassen, der in Krieschow aussortierte Marten Zittlau könnte zurückkehren. F: Bock

Aufrufe: 06.1.2016, 13:30 Uhr
Roland ScheumeisterAutor