SV Vaihingen: Die Aufstiegseuphorie der frechen Frischlinge

Es ist nicht immer einfach mit diesem Trainer. Zumindest dann nicht, wenn man seiner Verpflichtung als Presseschreiberling nachkommen will und sich müht, nach Informationen zu bohren. Welche er für die wichtigsten Spieler in seinem Kader hält? „Alle sind gleich wichtig“, sagt Carmine Napolitano. Wer von den zahlreichen Neuen am ehesten eine Verstärkung ist? Oh weh, da könne er doch jetzt keinen hervorheben, ohne andere herabzuwürdigen.

Nein, über einzelne Spieler spricht Napolitano nicht gern. Über allem steht bei ihm ein Begriff, den er dafür umso öfter erwähnt: das Team. Aber wer könnte ihm deswegen gram sein? Schließlich sind es ja in der Tat Teamgeist, mannschaftliche Geschlossenheit und kollektiver Elan, die den SV Vaihingen zuletzt zum umjubelten Wiederaufstieg beflügelt haben. Nur ein Jahr nach einem der markantesten sportlichen Tiefpunkte der Abteilungsgeschichte, dem Absturz in die Kreisliga A, sind die Schwarzbachkicker prompt zurück. „Andere haben dafür neun oder zehn Jahre gebraucht, wir dagegen haben es gleich im ersten Anlauf geschafft“, sagt Napolitano. Grüße an die Fildernachbarn aus Rohr und Bernhausen. Grüße damit auch an alle intern und im Umfeld grummelnden Skeptiker. Durchaus vernommen gehabt hatte der Coach die Stimmen, die das der Mannschaft nicht zugetraut hatten – und vor allem auch nicht ihm.

„In der Bezirksliga werden Fehler anders bestraft“

Doch erstens kommt es bekanntlich anders. Und zweitens, als man denkt. Entstanden ist unter Napolitano ein neues schlagkräftiges Ensemble. Dessen hervorstechende Eigenschaften: jung, hungrig, talentiert. Ein Aufgebot, in dem beim zuletzt entscheidenden 4:0-Relegationssieg gegen den SV Sillenbuch zwölf U-23-Kicker standen – und ein Aufgebot, das danach lechzt, sich mit seinem erfrischend-unbekümmerten Angriffsfußball nun auch eine Etage höher zu beweisen.

Klar, ein paar mehr taktische Fesseln als bislang wird er ihnen anlegen müssen – das ist auch Napolitano bewusst. „Wir müssen schauen, dass wir weniger naiv antreten. In der Bezirksliga werden Fehler anders bestraft“, ahnt der Coach. Doch vom Grundprinzip her will er sich mit den Seinen weiter mutig und forsch präsentieren. Rund um die Eckpfeiler Giampiero Lapeschi, Max Winkel und Kai Hauner genießen unverändert die Youngsters das Vertrauen – wobei der Teamsenior Lapeschi mit seinen 37 Jahren als Führungsfigur wichtiger scheint denn je. Bereits in der Rückrunde der Aufstiegssaison hat Napolitano den Mann, der seine Karriere einmal als Torjäger begann, zum Abwehrchef umfunktioniert. Denkbar, dass es dabei bleibt.

Hauptsache kein Abstiegskampf

Neu in der Startelf dürften fürs Erste nur zwei Spieler auftauchen. Zum einen der von einem Kreuzbandriss genesene vormalige Stammkeeper Sven Schnell – zumal es nun seinen zwischenzeitlichen Stellvertreter Maximilian Ulmer erwischt hat (Hand gebrochen). Zum anderen der bisherige Herrenberger Sedat Üstün im linken Mittelfeld. Langfristig raus sind derweil Daniel Johne (Rekonvaleszent nach Kreuzbandriss) und Florian Henkelmann (Auslandspraktikum bis November).

Was am Ende stehen soll? Das ausgegebene Ziel lautet einstelliger Tabellenplatz – Hauptsache kein Abstiegskampf. Davon haben sie in Vaihingen noch aus der vorvergangenen Saison genug. „Wir werden auf viele Gegner treffen, die erfahrener und ausgebuffter sind als wir“, sagt Napolitano. Aber: man habe ja auch eigene Trümpfe. Zum Beispiel die „Euphorie“. Oder die „sensationelle Stimmung“. Oder den „tollen Teamgeist“. Betonung auf Team.

Da ist es dann wieder, des Trainers Lieblingswort.

Der Kader des SV Vaihingen in der Übersicht

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