2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Es bedarf eines Kraftaktes, will Christopher Fleischmann (rechts) mit seinem SV Grafenwöhr den Kopf noch aus der Schlinge ziehen und den Direktabstieg verhindern.
Es bedarf eines Kraftaktes, will Christopher Fleischmann (rechts) mit seinem SV Grafenwöhr den Kopf noch aus der Schlinge ziehen und den Direktabstieg verhindern. – Foto: Simon Tschannerl

Abenteuer Landesliga nur ein einjähriges Intermezzo?

Die SV Grafenwöhr wird es schwer haben, den Relegationsplatz noch zu erreichen +++ Chefanweiser Roland Lang gibt im Interview eine „Wasserstandsmeldung“ ab

Samstag, 11. Mai 2019, gegen 18 Uhr: Die Sensation war perfekt, der Liganeuling SV TuS/DJK Grafenwöhr verwandelte seinen Matchball, holte mit einem 3:0 gegen den SV Schwarzhofen vorzeitig die Meisterschaft in der Bezirksliga Nord und durfte nach dem zweiten Aufstieg innerhalb von zwei Jahren in der Landesliga an den Start gehen. Roland Lang - dem zweifachen „Meistermacher“ - und seinen Mannen war der größte Erfolg der im Jahre 1999 gegründeten Sportvereinigung gelungen.

Obwohl von vorneherein allen im Umfeld, bei den Verantwortlichen und natürlich auch in der Mannschaft klar war, dass dieser Schritt in die Landesliga kein leichter sein wird, entschloss man sich, das „Abenteuer Landesliga“ anzugehen. Zudem verzichtete man darauf, groß Geld in die Hand zu nehmen. Man vertraute weitgehend dem Kader der Vorsaison und verpflichtete nur Spieler aus unterklassigen Vereinen oder talentierte Nachwuchskräfte.

Schon im ersten Punktspiel am 13. Juli beim Mitaufsteiger TV Aiglsbach mussten die Gelb-Roten dann schmerzlich erfahren, welch raue Luft in dieser dritthöchsten Spielklasse Bayerns weht. Mit 0:6 wurde den Lang-Schützlingen kräftig das Fell über die Ohren gezogen. Spätestens jetzt wurde jedem klar, dass es in den danach kommenden 33 Spieltagen nur ums nackte Überleben gehen wird. In Folge lief es dann allerdings gar nicht so übel für die Sportvereinigung. Bis zum 8. Spieltag (hier erreichte man mit Rang 12 die bislang beste Platzierung) landete man drei Erfolge, schlug dabei neben der SpVgg Pfreimd und dem FC Tegernheim sogar den aktuellen Spitzenreiter aus Neumarkt.

Danach zeigte die Leistungs- und so selbstverständlich auch die Fieberkurve nach unten. Verletzungspech, zu viele individuelle Fehler und Mängel in der Chancenverwertung führten zu nur noch wenig Zählbarem, vor allem auf eigenem Terrain leistete sich die Crew um Kapitän Johannes Renner kräftige Aussetzer. So setzte es gegen „Angstgegner“ TV Aiglsbach ein 0:5, gegen den ASV Burglengenfeld ein 0:4 und auch das letzte Spiel vor der Winterpause wurde gegen den TSV Seebach mit 0:5 in den Sand gesetzt. Und dann fehlte dem Neuling in einigen Partien auch das so dringend notwendige Glück, als den Garnisonsstädtern quasi in letzter Sekunde manch sicher geglaubter Punkt noch entrissen wurde. Zu Beginn der Restrückrunde, die für die Lang-Truppe am 14. März mit der Auswärtspartie beim TSV Bogen beginnt, rangiert man auf Rang 17 mit 17 Zählern auf der Habenseite. Bei acht Punkten Rückstand auf den ersten Relegationsplatz (aktuell belegt diesen die SpVgg Lam) bedürfte es schon eines gewaltigen Kraftaktes in den finalen elf Matches, um die Landesliga nicht zu einem nur einjährigen Intermezzo werden zu lassen.

Doch „die Flinte ins Korn werfen, ist nicht“, wie Erfolgstrainer Roland Lang, der nach dieser Saison seine Zelte in Grafenwöhr abbrechen wird, im folgenden Interview klarmacht. Sein größter Wunsch wäre es, sich mit dem Klassenerhalt verabschieden zu können, wenngleich er weiß, dass sich dies mehr als schwierig gestalten wird.


Roland, wie bewertest du den bisherigen Saisonverlauf?

Roland Lang (51): Wir wussten ja, was auf uns zukommt. Natürlich können wir nicht ganz zufrieden sein, auch weil wir mehrere Spiele unglücklich in den letzten Spielminuten verloren haben. 6 bis 7 Punkte könnte man locker mehr auf dem Konto haben. Nicht überraschend war, dass es auch mehrere Spiele gab, in denen wir gänzlich chancenlos waren. Schließlich haben wir mit einer Mannschaft die große Herausforderung Landesliga angenommen, die vor zwei Jahren noch größtenteils in der Kreisliga gespielt hat. Und dann haben wir ja auf Neuzugänge aus der Landesliga oder gar Bayernliga gänzlich verzichtet.


Was willst du bei acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz mit deiner Truppe noch erreichen?

Auf jeden Fall besser, als in den meisten der bisher absolvierten Partien zu spielen und dabei versuchen, noch den ein oder anderen Sieg einzufahren. Aufgeben werden wir nicht, am Schluss schauen wir dann, was heraus gekommen ist. Meine Aufgabe bleibt es natürlich zudem, weiterhin die jungen Spieler weiter zu formen und zu fördern.


Was tut sich bei euch im personellen Bereich während der Winterpause?

Wir haben weder Zu- noch Abgänge zu vermelden. Mit einem unveränderten Kader gehen wir in die letzten 11 Spiele.


Wie gestaltet sich euere Vorbereitung?

Beginnend ab dem 11. Januar bis zum 8. Februar liegt der Schwerpunkt in den Bereichen Ausdauer und Kraft. Ab dem 10. Februar geht es dann wieder auf den Fußballplatz. Zudem haben wir fünf Testspiele geplant, Gegner sind unter anderem der TSV Kirchenlaibach und der SC Luhe-Wildenau.


Wo siehst du noch Verbesserungsbedarf im Spiel deiner Mannschaft?

Wir müssen aus den bisherigen Partien auch lernen. Wir bekommen einfach zu viele Gegentore bis dato, haben in der Chancenverwertung Mängel, und müssen daran arbeiten, die Konzentration bis zum Schlusspfiff hochzuhalten.


Welches Team in der Landesliga hat dich positiv, welches negativ überrascht?

Eigentlich keines, weder positiv noch negativ.


Roland, wer wird deiner Meinung nach wohl am Ende das Rennen um die Meisterschaft machen? Und wer, denkst du, wird in den sauren Apfel des Abstiegs beißen müssen?

Neumarkt und Weiden bleiben auf 1 und 2, in welcher Reihenfolge ist schwer zu sagen. Und unten werden es die Pfreimder und auch wir sehr schwer haben, noch einen Relegationsplatz zu erreichen - auch wenn erst am Schluss abgerechnet wird.

Aufrufe: 017.1.2020, 08:00 Uhr
Werner SchaupertAutor