2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligavorschau
Alexander Stumm hat jetzt schon das Sagen beim TSV Langenlonsheim.  F: Jochen Coutandin
Alexander Stumm hat jetzt schon das Sagen beim TSV Langenlonsheim. F: Jochen Coutandin

»Kritische Analyse«

Warum sich der TSV Langenlonsheim kurz vor Ende der Bezirksliga-Saison zum Trainerwechsel entscheidet

Langenlonsheim. Im Leben danach wird die sonntägliche Knobelei verdrängt. Nicht selten artete die am Rasenrand in einem Anfall der Skepsis, auch des Ärgers aus. Jetzt, so sagt Stefan Haas (50), ist erst einmal dran, an was zig Jahre im Laufe einer Saison sonntags kaum zu denken war. Die Söhne regelmäßig als neutraler Zuschauer observieren, das „Leben mit meiner Frau genießen“, der ein oder andere Wochenend-Trip, mal ein Urlaub, auch in den Stoßzeiten des Fußballspektakels.

Nicht mehr ledern und rund wird das Lebenszentrum sein, nicht mehr 90 Minuten dauern. Vorerst. „Und sollte ein Angebot kommen, muss ich mir das gründlich überlegen“, warnt ein Coach, der seit voriger Woche ohne Job ist. So kurz vor dem Finish einer Runde, in deren Rückserie der TSV Lalo-Laubenheim, größtenteils, kein Schießbuden-Opfer war. Eher gut, aber tollpatschig. „Durch eigene Fehler haben wir viel aus der Hand gegeben“, weiß Stürmer Daniel Secker (28). „Die Konzentration war oft nicht da."

Unter der Vorwoche, wenige Tage nach dem desaströsen 0:4 in Mörschied, lud die TSV-Führung zum Krisenstab. „Sachlich und zielgerichtet“, wie es beide Parteien charakterisieren, wurde die „kritische Tabellensituation“ analysiert – mit dem Resultat einer sofortigen Trennung. Mitten im Liga-Endspurt. In einer Phase, die naturgemäß von Unruhe und Aufruhr geschwängert ist. „Wir mussten nochmal neue Impulse und Reizpunkte setzen, um alles rauszuholen“, erklärt Abteilungsleiter Jürgen Czarneki auf FuPa-Anfrage, hütet sich aber, Details zu äußern. Man wolle „sauber aus der Sache“ raus.

Eine kurze PR-Mitteilung, mehr gibt’s nicht. Nüchtern und förmlich, ohne Hintergründe gefüttert. Und, natürlich, der Zusatz des vorherrschenden Fußballzeitgeistes, alles sei „einvernehmlich“ abgelaufen. „Der Verein hatte die Vermutung, dass ich keinen Zugriff auf die Mannschaft mehr habe. Mir war das fast klar, es war die einfachste Lösung“, resümiert Haas, schiebt dabei ein: „Ich habe immer gesagt: Wenn ich das Gefühl habe, Trainer und Mannschaft distanzieren sich, bin ich der letzte, der an dem Posten festhält.“ Man sei, wirklich wahr, im Guten und ohne Zorn auseinander.

In einem abendlichen Expertentalk eines deutschen Sportkanals wütete Mario Basler salopp und überspitzt: „Wenn die Vollidioten drei Meter vorm leeren Tor stehen und treffen nicht, dann muss man die Spieler rausschmeißen. Nicht den Trainer.“ Eine Aussage mit Polemik-Gehalt 100 Prozent – im Kern steckt aber Wahres, nämlich: An Misserfolgen trägt immer der Verantwortliche Schuld. „Im Notfall ist das so, das weiß jeder Trainer“, sagt Haas. Secker untermauert, zwei Optionen bestehen: Wenn nach einem Wechsel alles klappe, könne sich der Verein auf die Schulter klopfen. Wenn nicht, Pustekuchen. Andersrum genauso. Hätte der TSV, mit Erfolg, an Haas festgehalten, man würde das als Sieg des Vertrauens kommunizieren. Wie man es macht, entweder richtig oder verkehrt. Gefühlslotterie. „Es liegt nicht immer nur am Trainer, sondern daran, was die Leute auf dem Platz liefern“, betont Secker. Beim TSV oft zu wenig diese Runde. „Nach Mörschied hat man gemerkt, dass die Stimmung runter geht.“

Rot-Weiß steht an einer entscheidenden Weggabelung. Bezirksliga oder A-Klasse. In drei Duellen, das nächste bei der SG Weinsheim (So, 15 Uhr), sollte der Drittletzte nichts abgeben. Am Sonntag, als „Lalo“ unter Haas-Nachfolger Alexander Stumm, der ein paar Wochen früher als geplant übernahm, Schlusslicht FC Hohl 4:1 zerlegte, wurde Optimismus generiert – Euphorie mitnichten. Denn wer den Letzten, in diesen Tagen, nicht schlägt, dem kann wenig geholfen werden. „Einerseits kann es gut laufen, dann denkt sich jeder: Wir haben alles richtig gemacht“, so Secker. Aber andererseits? Die Mühlen des Amateursports passen sich an gehobene Strukturen an. Stefan Haas wird das „Lalo“-Finale aus sicherer Distanz verfolgen.


Drei Duelle, die es in sich haben

SG Schmittweiler – SG Alsenztal: Eine Garantie auf Feuer, Emotionen und Kampf! Im einzigen Nordpfalz-Derby der Nahe-Staffel kann die Ersoy-Elf Bezirksliga-Meister werden – im Glücksfall, sofern die Eintracht II in Hackenheim nicht gewinnt, sogar mit einem schlappen Remis- Das Bier im Engelwald steht kalt.

TuS Mörschied – Karadeniz Kreuznach: In neun Partien 2019 gingen die Männer um Goalgetter Cihat Yakut als Sieger vom Feld – und sind somit, nach Schmittweiler, bestes Team im Kalenderjahr. Die Hypothek aus der Hinrunde lastet aber weiter schwer: Karadeniz bangt immer noch um den Klassenerhalt. Recht gibt die Formkurve.

FCV Merxheim – Türkgücü Ippesheim: Im Abstiegskampf ruhen die Hoffnungen der Kellerkinder immer auf Schützenhilfe. Türkgücü könnte sie leisten – für Karadeniz, für „Lalo“, für Waldböckelheim. Die Viktoria kratzt an der roten Zone. Seit geschlagenen sieben Spieltagen ist sie ohne Dreier – wer hat den längeren Atem?

Aufrufe: 010.5.2019, 16:30 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor