2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Murat Demür (links) und seine Schützlinge waren ganz und gar nicht einverstanden, was sie am Samstag in Schöfweg so alles zu hören bekamen.
Murat Demür (links) und seine Schützlinge waren ganz und gar nicht einverstanden, was sie am Samstag in Schöfweg so alles zu hören bekamen. – Foto: Stefan Ritzinger

Rassismus-Debatte rund um Ligapokal-Spiel

Anfängliche Nickligkeiten auf dem Platz nehmen nach dem Ligapokal-Spiel zwischen Schöfweg und TG Straubing ein unrühmliches Ende

Unschönes Nachspiel der Ligapokal-Begegnung zwischen SV Schöfweg und Türk Gücü Straubing. Im Nachklang des 2:2-Unentschieden am Samstagnachmittag wendet sich ein deutlich aufgelöster TG-Trainer Murat Demür an die FuPa-Redaktion. Der 43-Jährige spricht von rassistischen Beleidigungen von Seiten der Heimelf und den dazugehörigen Spielern. Franz Schmid, Sportlicher Leiter des SV Schöfweg und an diesem Tag Leiter des Ordnungsdienstes, dazu: "Es gehören immer zwei dazu."

Weil FuPa beim angesprochenen Spiel selber nicht vor Ort war, hier das Gesprächsprotokoll der Beteiligten:

Murat Demür (Türk Gücü Straubing): "Ich bin selber unter Schock gestanden. Es war ab Minute 1 so viel Hass da. Und diese Stimmung hat sich durch das Spiel durchgezogen. Das Spiel an sich war nicht überhart, es hat jedoch einige Nickligkeiten auf beiden Seiten gegeben. Es sind Sätze gefallen wie 'Was habt Ihr hier verloren?', 'Geht's dahin, wo ihr herkommt.' Nach dem Spiel sind unsere Spieler von Zuschauern geschubst wurden, begleitet von Aussagen wie 'Seid's froh, dass ihr hier duschen dürft's". Gott sei Dank sind dann einige Schöfweger dazwischen gegangen und haben eine komplette Eskalation verhindert. Auch ich habe meine Spieler immer wieder beruhigt. "

Meine Worte sollen keine Retourkutsche für irgendwas sein. Ich habe keinen Grund dafür. Sportlich gesehen geht das Ergebnis in Ordnung. Derzeit kippt die Stimmung in Deutschland aufgrund einiger politischer Entscheidungen. Doch die Schuld daran tragen nicht wir. Bisher hat es auch keine Ausländerfeindlichkeiten rund um unsere Spiele gegeben. 80 Prozent unserer Spieler sind ohnehin hier geboren. Wahnsinn, welcher Hass uns entgegengeschlagen ist. Wo soll das hinführen?"



Franz Schmid (SV Schöfweg): "Bereits unter dem Spiel war die Stimmung etwas schwierig. Es gehören allerdings immer zwei dazu. Ich war Leiter des Ordnungsdienstes. In dieser Funktion kann ich nicht für Zuschauer den Kopf hinhalten, ich kann sie nur einbremsen. Es sind während der 90 Minuten Sachen vorgefallen, die nicht schön waren - auf beiden Seiten. Näher möchte ich nicht darauf eingehen, um die Sache nicht weiter aufzubauschen.

Es gibt übrigens keine generelle rechte Tendenz in Schöfweg, das möchte ich an dieser Stelle betonen. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass das südländische Temperament in diesem Zusammenhang zu beachten ist. Man darf nicht nur austeilen, man muss auch einstecken können und sich auf Platz entsprechend verhalten. Versteckte Sachen gehören nicht zu einem fairen Umgang. Schade um den Fußball. Mit einem Türken, einem TG-Fan, den wir alle gut kennen, sind wir noch bis 22 Uhr im Vereinsheim gesessen und haben das alles noch mal ausführlich besprochen. Ich werde auch Herrn Demür anrufen und mit ihm nochmal über das alles sprechen."

Fabian Kirchberger (Schiedsrichter): "Das Spiel war nicht überhart oder unfair. Während der 90 Minuten habe ich in Sachen Beleidigungen nichts mitbekommen - mir ist nur immer wieder von den Spieler etwas in diese Richtung erzählt worden. Hätte ich was wahrgenommen, hätte ich natürlich gehandelt. Nach dem Spiel sind wir relativ schnell in die Kabine gegangen, zu den Ereignissen nach Spielschluss kann ich deshalb auch nichts sagen."

Anmerkung der Redaktion: Das Telefon zwischen Murat Demür und Franz Schmid hat bereits stattgefunden. "Wir haben uns ausgetauscht und ausgesprochen", berichtet Demür.

Aufrufe: 05.10.2020, 10:25 Uhr
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