Seyrek gegen Vorurteile: "Sind keine pöbelnde Mannschaft!"

Emrah, du bist seit drei Jahren beim Türk Dachau. In der Zeit seid ihr zweimal aufgestiegen und spielt momentan in der Kreisklasse. Davor ging es bei Türk Dachau eigentlich nur bergab. Wie erklärst du dir den Erfolg in den letzten Jahren?

Ich habe die Mannschaft erst diese Saison übernommen, davor war ich Co-Trainer. Aber es stimmt, wir haben gesehen, dass es da nicht so gut läuft und wollten das Team neu aufbauen. Der Trainer, der Vorstand, der Sportdirektor und ich sind befreundet und haben Türk Dachau dann gerne zusammen übernommen. Wir wollten das mit Spaß am Fußball und vor allem ohne Vorurteile gegenüber ausländischen Mannschaften schaffen.

Welche Vorurteile meinst du damit?

Zum Beispiel, dass ausländische Mannschaften nach Niederlagen schnell ausrasten oder allgemein viele Probleme machen. Wir haben zwar diese Saison recht viele Gelbe Karten bekommen, aber Rote Karten wegen Beleidigungen oder ähnlichem gab es die letzten Jahre nicht.

Also tendiert deine Mannschaft nicht dazu, nach Niederlagen emotional zu werden?

Nein, überhaupt nicht. In der Saison 2014/2015 waren wir am Ende Tabellendritter, haben den Aufstieg also knapp verpasst. Unser letztes Spiel war damals gegen Birkenhof, unseren direkten Konkurrenten. Wir haben dann mit 2:3 verloren, Birkenhof ist aufgestiegen, wir nicht. Trotzdem sind meine Jungs danach zu jedem Spieler gegangen, haben gratuliert und alles Gute gewünscht. Wir sind also auf keinen Fall eine pöbelnde ausländische Mannschaft.

Hast du das Gefühl, dass deine Spieler von bestimmten Mannschaften gezielt provoziert werden?

Da gibt es, wenn überhaupt, einzelne Spieler, aber keine ganzen Teams. Aber die gibt es ja immer. Vielleicht haben ein paar Mannschaften in der Kreisklasse Vorurteile, weil sie noch nie gegen uns gespielt haben. Aber spätestens nach dem Spiel ist denen auch klar, dass wir eine ganz normale Mannschaft sind.

Bereitest du deine Mannschaft auf bestimmte Gegner anders vor?

Nein. Ich sage den Jungs immer, sie sollen kämpfen und sich nicht provozieren lassen. Klar gibt es manchmal kleinere Auseinandersetzungen während der Spiele, aber wo gibt es die nicht? In der Kreisklasse hatten wir zumindest mit keinem Gegner Probleme.

Ihr steht gerade als Aufsteiger auf dem 10. Tabellenplatz und habt großen Abstand auf das Tabellenschlusslicht. Habt ihr euch die Saison so vorgestellt oder wolltet ihr gleich wieder aufsteigen?

Diese Saison haben wir vor allem das Ziel, die Mannschaft zu verjüngen. Wir haben drei, vier neue junge Spieler bekommen und sind auch jetzt für die Winterpause wieder an ein paar dran. Wir wollen die Klasse halten und haben nicht an den Wiederaufstieg gedacht. Unser längerfristiges Ziel ist aber die Kreisliga.

Ihr habt zuletzt gegen den Tabellenzwölften aus Karlsfeld und gegen den Tabellendritten aus Petershausen unentschieden gespielt. Wie erklärst du dir, dass ihr sowohl mit einer Top-Mannschaft, als auch mit einem Abstiegskandidaten die Punkte geteilt habt?

In Petershausen war vielleicht sogar mehr drin, da haben wir die Chancen nicht gut genutzt, waren spielerisch aber besser. Gegen Karlsfeld war es ein sehr kampfbetontes Spiel. Der Platz war total matschig und keine der Mannschaften konnte wirklich gut Fußball spielen. Da haben wir uns nicht leichtgetan, vielleicht auch, weil wir eine recht unerfahrene Mannschaft sind. Trotzdem ist die Stimmung gut und ich gehe optimistisch in die nächsten Jahre.