2024-04-16T09:15:35.043Z

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Unter Beobachtung steht ein innovatives Video-Assistant-Referee-System. 
Unter Beobachtung steht ein innovatives Video-Assistant-Referee-System.  – Foto: Bruno Haelke

Dachau: VAR „light“ sorgt für allgemeines Stirnrunzeln

Das sagen die Dachauer Vereinsvertreter

Die FIFA ließ zuletzt mit einem umstrittenen Plan aufhorchen. Man plane, den Videobeweis auch in den Amateurklassen einzusetzen.

Dachau Bekommen die Amateurfußballer in Zukunft ein „VAR-light“? Diese Frage zum Video Assistant Referee (VAR) wurde von der FIFA-Arbeitsgruppe für Innovation auf ihrer jüngsten Sitzung erörtert. Zur Jahrtausendwende konnte sich niemand vorstellen, dass der Spielberichtsbogen einmal elektronisch eingegeben wird, oder dass es möglich sein wird, Amateurspiele via Internet live zu verfolgen. Neue Kameratechniken und entsprechende Software lassen hoffen, dass Schiedsrichter in den unteren Ligen eine Hilfe bekommen.

Arbeitsgruppe prüft Umsetzbarkeit

Ein Schwerpunkt war die Entwicklung eines „VAR light“-Konzepts. Dieses soll erschwinglichere VAR-Systeme ermöglichen, damit VAR auf allen Stufen des Fußballs eingesetzt werden kann. Die Arbeitsgruppe ermittelte variable Kostenfaktoren und besprach mögliche Qualitätseinbußen sowie die Mindestanforderungen für eine solche Technologie. Ferner präsentierten die asiatische Fußballkonföderation (AFC), der französische Fußballverband (FFF) und die Union der europäischen Fußballverbände (UEFA) die Ergebnisse ihrer Offlinetests mit einer günstigeren VAR-Technologie. Gestützt auf die Testergebnisse wird der FIFA und dem IFAB eine Empfehlung zu den nächsten Schritten zur Umsetzung des „VAR light“-Konzepts im Fußball vorgelegt.

Dachauer Vereine skeptisch

Wir haben uns zur möglichen Nutzung des „VAR-Light“ bei den Dachauer Fußball-Vereinen umgehört. Der Tenor ist mehrheitlich gegen diese zukunftsorientierte Methode, derzeit halte man die Umsetzung für nicht durchführbar. Zudem stellt man die Frage nach der Finanzierung.

Matthias Koston, Trainer der SpVgg Kammerberg: „Für den Amateursport halte ich das für sinnlos. In den unteren Klassen steht der Spaß im Vordergrund. Alles unter der Bayernliga braucht es nicht. Wie will man mit vielleicht nur einer Kamera, die zentral postiert werden müsste, überhaupt was erkennen? Bei uns geht es nicht uns große Geld, wo vielleicht eine Entscheidung Millionen bedeutet. Da ist eine schnelle Klärung notwendig, dass sehe ich bei uns nicht.“

Michael Dietrich, Abteilungsleiter Fußball beim ASV Dachau: „In unseren Ligen ist das gar nix. Man bräuchte eine super Anlage und super Equipment, um den Strafraum zu beleuchten. Ich wüsste nicht, wie sowas überhaupt umsetzbar ist, von der Finanzierung ganz abgesehen..“

Roman Stapfer, Abteilungsleiter Fußball beim SV Niederroth: „Ich bin nicht gerade begeistert von dieser Geschichte. Es würde die Tatsachenentscheidung wegfallen. In der Bundesliga geht es um viel Geld, da kann ich das verstehen. Bei uns würde das Spiel nur laufend unterbrochen werden. Bei jedem Tor wäre der Schiedsrichter nur noch am nachschauen. Aber in Sachen Unsportlichkeiten oder Tätlichkeiten wäre es eine gute Sache. Meiner Meinung nach ist es im Amateurbereich kaum vorstellbar.“

Robin Kömmling, sportlicher Leiter beim TSV Eintracht Karlsfeld: „Man sollte dies Geld lieber in die Aus- und Weiterbildung für unsere Schiedsrichter stecken. In der aktuellen Lage halte ich es auch für das falsche Signal. Grundsätzlich bin ich kein Gegner des VAR, im Amateurbereich macht es meiner Meinung nach aber keinen Sinn. Ob es von den Vereinen akzeptiert wird, ist noch mal eine andere Sache. Über die Finanzierung müsste man sich auch noch unterhalten.“

Dieter Rubner, Sportchef der SG Röhrmoos/Schwabhausen: „Ich glaube nicht, dass es was bringt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder die gleichen Voraussetzungen hat. Was ist, wenn ein Verein auf mehreren Plätzen spielt? Wenn es allerdings in Zukunft die Möglichkeit gibt, warum nicht? Momentan sehe ich es aber, noch, nicht.“

Florian Mayr, Abteilungsleiter Fußball beim TSV Arnbach: „Von dieser Geschichte habe ich noch gar nichts gehört, ich bin da etwas überrascht. Ich kann es mir aber nicht vorstellen, dass es in den unteren Klassen eingesetzt werden soll. Wenn ja, wer übernimmt die Kosten und wie soll das bei unseren Möglichkeiten am Fußballplatz überhaupt umgesetzt werden? Für die Regionalliga und Bayernliga kann ich mir das schon vorstellen. Aber weiter unten ist es ein reines Hobby.“

Matthias Kovacs, Spieler des SV Sulzemoos: „Die Grundidee ist ja super, vielleicht wird dadurch vieles gerechter. Die Umsetzung erachte ich aber als schwierig, im Amateurfußball als nicht umsetzbar,“

Roman Plesche, ehemaliger sportlicher Leiter des FC Pipinsried und jetziger sportlicher Leiter Türk Gücü München: „Innovativen Ideen gegenüber bin ich immer aufgeschlossen. Aktuell kann ich mir das allerdings noch nicht vorstellen. Für die Regionalliga oder Bayernliga später ja, alles darunter halte ich für übertrieben.“

Benny Kaufmann, Spieler des FC Pipinsried: „In den unteren Ligen wird es dem Schiedsrichter helfen. Gerade wegen Schiedsrichterentscheidungen kommt es leider immer wieder zu Eskalationen. Die Technik ist sicherlich schon auf einem höheren Stand, als uns bekannt ist. Die Frage, die sich mir stellt: Brauchen wir so etwas in der momentanen Situation? Wir haben 1000 andere Fragen, die auf eine Antwort warten.“

Aufrufe: 020.11.2020, 09:27 Uhr
Dachauer Nachrichten / Bruno HaelkeAutor