2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Die Schlüsselszene: Stuttgarts Gerrit Müller kommt gegen den Torwart Hendrik Bonmann zu Fall - Elfmeter und Tor. Die Bildergalerie zeigt weitere Szenen des Spiels. Pressefoto Baumann
Die Schlüsselszene: Stuttgarts Gerrit Müller kommt gegen den Torwart Hendrik Bonmann zu Fall - Elfmeter und Tor. Die Bildergalerie zeigt weitere Szenen des Spiels. Pressefoto Baumann

Kickers: Noch sieben Spiele bis zum Aufstieg?

Eine Übersicht über die aktuelle Lage der Stuttgarter Kickers

Die Stuttgarter Kickers sind die Gewinner des Wochenendes in der dritten Liga - nicht nur wegen des 2:0-Sieges gegen Dortmund II. Die Konkurrenz ließ allesamt Federn. Eine Übersicht über die aktuelle Lage.

Gott sei Dank ist das Gazi-Stadion noch keine rauchfreie Zone. Kurz vor Schluss zündete sich der Kickers-Sportdirektor Michael Zeyer am Samstag auf der Tribüne jedenfalls eine Zigarette an. Zur Beruhigung? Zu diesem Zeitpunkt war das eigentlich nicht mehr nötig, nachdem kurz zuvor Bentley Baxter Bahn mit dem zweiten Treffer endgültig den Bann gebrochen hatten, die Kickers zu einem schwer erkämpften 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund II gekommen waren - und dem Aufstieg damit ein Stückchen näher. Was noch fehlt für die zweite Liga? ,,Sieben Spiele", sagt der Trainer Horst Steffen. Oder 630 Minuten.

Das Spiel: Um es vorweg zu nehmen: die Vorstellung am Samstag war nicht unbedingt dazu angetan, im Aufstiegseuphorie zu verfallen, was bei den Kickers sowieso keiner tut. Aber unter dem Strich standen eben wieder die drei Punkte, was zum einen den Siegeswillen der Mannschaft unterstreicht, und zum anderen auch ihre Effektivität. Denn gemessen an den klaren Chancen hatte eher Dortmund ein Plus. ,,Dass wir die nicht gemacht haben, müssen wir uns ankreiden", sagte der Gästetrainer David Wagner. So traf zum Beispiel Kevin Großkreutz nur die Latte. Doch nicht nur deshalb sagte der Weltmeister: ,,Ich traue den Kickers den Aufstieg zu."

Trainer Steffen hat den Aufstieg im Kopf

Thema Aufstieg: Das tun sicher auch die Verantwortlichen, nur allzu laut sagen will es keiner. Schließlich sind die Kickers kein Posaunenchor, sondern ein Fußballverein. Wobei die Zeit der Ausreden so langsam vorbei zu sein scheint. Schließlich wird der Kreis der Konkurrenten immer kleiner, nachdem Preußen Münster, in der Winterpause noch Tabellenzweiter, sich eine 0:3-Niederlage in Halle einhandelte, während Kiel und Duisburg nur unentschieden spielten. ,,Es ist klar, dass man zu diesem Zeitpunkt in dieser Position den Aufstieg im Verein im Kopf hat", gibt Horst Steffen zu. Und fügt an: ,,Wir brauchen noch fünf Siege und sollten die beiden anderen Spiele nicht verlieren", nennt der Trainer erstmals eine klare Zielsetzung, die nach menschlichem Ermessen auch zum Sprung in die zweite Liga reichen sollte.

Die Vorteile: Das große Plus der Kickers? ,,Wir haben jetzt eben auch einen größeren Kader und nicht nur zwölf, dreizehn Kandidaten für die erste Elf", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dinkelacker. Wie wichtig das ist, hat sich auch am Samstag gezeigt. Da fehlte der Vorlagenkönig Besar Halimi (,,Er hätte noch für mehr Überraschungen nach vorne sorgen können", so Zeyer). Dafür sprang Baxter Bahn ein. Sicher nicht eins zu eins, bei dem Winterneuzugang ist noch Luft nach oben. ,,Aber er hat mit dem Tor seine Leistung gekrönt", sagt Steffen. Weniger vielleicht im sportlichen als im menschlichen Bereich. ,,Für ihn ist die Situation auf der Bank sicher nicht immer einfach gewesen, weil er mit anderen Vorstellungen hierher gekommen ist", sagt der Trainer. Doch Bahn murrt nicht, sondern hat rasch erkannt: ,,Die Mannschaft steht vor Einzelinteressen." So lautet das Erfolgsgeheimnis von Degerloch.

Schock: Braun und Badiane fallen länger aus

Die Handicaps: Einziger Wermutstropfen an diesem Wochenende waren die Ausfälle von Sandrino Braun, der mit einem Muskelfaserriss vier bis sechs Wochen fehlen dürfte, und vor allem von Ljadji Badiane. Der Franzose bekam in einem Zweikampf mit Jon Stankovic dessen Schulter ins Gesicht und zog sich das komplette Verletzungsprogramm zu: Nasen-, Jochbein- und Augenhöhlenbruch. Am Dienstag wird entschieden, wie die nötige Operation, bei der eine Titanplatte eingesetzt werden soll, angegangen wird. Dennoch sagt Steffen: ,,Wir werden auch in Rostock eine schlagkräftige Mannschaft aufs Feld bekommen."

Die Fans: Noch ein Punkt, der am Ende Gold wert sein könnte. Die Zuschauer entpuppen sich nach der Rückkehr nach Degerloch als zwölfter Mann. Waren gegen die Ex-Bundesligisten Bielefeld und Duisburg dank der Neugier auf den Stadionumbau sowie diverser Aktionen jeweils schon mehr als 8000 Zuschauer ins Gazi-Stadion gepilgert, so waren die 5500 am Samstag ,,wirklich sehr, sehr erfreulich", sagt Dinkelacker, vor allem in Anbetracht der Osterfeiertage sowie des Schmuddelwetters. Der Kickers-Funktionär sagt: ,,Die Leute wissen inzwischen dass sie etwas zu sehen bekommen." Am Samstag zwar kein Fußballfest, dank der drei Punkte aber noch ein schönes Osterfest.

Stuttgarter Kickers
K. Müller - Leutenecker, Starostzik, Stein, Baumgärtel - Bahn, Marchese, Braun (52. Fennell) - G. Müller, Engelbrecht (86. Fischer), Badiane (20. Edwini-Bonsu).

Borussia Dortmund II
Bonmann -Hornschuh, Solga, Stankovic, Knystock (83. Flores) - Narey, Amini - Maruoka, Jordanov, Großkreutz (65. Ioannidis) - Harder (63. Derstroff).

Schiedsrichter
Alt (Heusweiler).

Zuschauer
5500.

Tore
1:0 Marchese (66./Foulelfmeter), 2:0 Bahn (86.).

Gelb-Rote-Karte
Amini (89.) wegen wiederholten Foulspiels.

Aufrufe: 07.4.2015, 14:00 Uhr
Stuttgarter Zeitung / Joachim KlumppAutor