2024-04-23T13:35:06.289Z

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Rainer Szopinski will sein Wissen weitergeben. Foto: Horst Rudel
Rainer Szopinski will sein Wissen weitergeben. Foto: Horst Rudel

Fußballtraining mit ,,Coach Rainer" in Togo

Ex-Kickers-Trainer Rainer Szopinski zeigt außerordentliches Engagement in Afrika - er bringt Kindern in Togo das Fußballspielen bei

Ex-Kickers-Trainer Rainer Szopinski zeigt auf ein Mädchen. ,,Das ist Germaine. Sie spielt einen Fußball - das ist nicht zu glauben", schwärmt der 70-jährige frühere Kickers-Trainer, der den Kindern in Togo Fußballkniffe gezeigt hat.

Stolz posieren die jungen afrikanischen Fußballspieler für das Foto in Mannschaftsaufstellung und lächeln in die Kamera. Rainer Szopinski zeigt auf ein Mädchen, das zwischen den Jungen auf den ersten Blick kaum auffällt. ,,Das ist Germaine. Sie spielt einen Fußball - das ist nicht zu glauben", schwärmt der 70-jährige frühere Kickers-Trainer, der den Kindern in Togo Fußballkniffe gezeigt hat. In die Bundesliga will Szopinski die 19-Jährige bringen, das hat er sich vorgenommen - nach Frankfurt vielleicht oder zum SC Sand in Baden. Sie macht gerade Abitur, lernt nebenbei schon Deutsch. ,,Das wird auch was", sagt der Trainer zuversichtlich. Einige der Jungs seien auch klasse gewesen, aber: ,,Hier gibt's auch viele gute."

Den Platz mit Macheten gesäubert

Die Schüler des Lycée Agbodrafo in Togo haben den Deutschen während der sieben Wochen im August und September liebevoll ,,Coach Rainer" genannt. Die Trainingsbedingungen waren nicht ganz so, wie er es von den Kickers gewöhnt war. Erst einmal brauchte es einen ordentlichen Platz. ,,Den habe ich die Schüler säubern lassen - mit Macheten. Das hat drei Tage gedauert." Viele der Schüler seien barfuß zum Training gekommen oder in Schuhen, die mehrere Nummern zu groß waren. Beeindruckt hat ihn, dass eine Mutter ihrem neunjährigen Sohn Torwart-Handschuhe gebastelt hat - aus Mülltüten. ,,Er sagte dann immer: ,Ich bin Kahn.'" Der Trainer selbst hatte ,,auf Verdacht" 15 Bälle mit nach Togo genommen und damit einen guten Riecher bewiesen. ,,Sie hatten nämlich gar nichts." Auch ein paar Nachhilfestunden in Sachen Pünktlichkeit seien zu Beginn vonnöten gewesen.

Bei den Kickers hatte er nur kurz trainiert, in den 1980er Jahren, als sie noch in der zweiten Bundesliga waren. Unter anderen habe er dort Jürgen Klinsmann und Guido Buchwald über den Platz gescheucht, erzählt er stolz. Später arbeitete er als Diplom-Sportlehrer an der Kennedy-Schule, einem Esslinger Wirtschaftsgymnasium, und engagierte sich zudem bei ,,Sport im Park". Bei seiner Pensionierung hat Szopinski entschieden, dass er mit der gewonnenen Zeit etwas Sinnvolles anfangen wollte und bot er seine Dienste dem Senior-Expert-Service (SES) in Bonn an.

Drei Jahre bis zum ersten Auftrag

,,Meine Motivation war, mein Wissen weiterzugeben - dort, wo es am wichtigsten ist. Auch kleine Tropfen, die man setzt, können durch Multiplikatoren einen großen Sinn bekommen", sagt er. Allerdings dauerte es rund drei Jahre, bis sich der SES mit der Aufgabe bei ihm meldete. Das war Ende Juli, kurz vor seinem 70. Geburtstag. ,,Die Einladungen waren schon verschickt." Lange gefackelt hat er aber nicht. Er sagte seinen Gästen ab und packte die Koffer.

Warum es schon mal eine Weile dauern kann, bis ein freiwilliger Experte tatsächlich eingesetzt wird, erklärt SES-Pressesprecherin Heike Nasdala so: ,,Wir reagieren nur auf konkrete Anfragen aus den Ländern, denn wir machen Entwicklungshilfe nicht mit Gießkanne." Mehr als 11 850 deutsche Ruheständler seien aktuell bei ihnen geführt, in Baden-Württemberg sind es knapp 1750. Fast 300 Helfer machen in der Region Stuttgart mit, in der Stadt selbst sind es mehr als 100. ,,Unsere Expertinnen und Experten leisten vor Ort genau die Hilfe zur Selbsthilfe, die bei den Diskussionen zur Fluchtursachenbekämpfung immer wieder gefordert wird", macht SES-Geschäftsführerin Susanne Nonnen deutlich.

Besondere Abschiedsworte einer Schülerin

Die Organisation sucht besonders Handwerker und Diplom-Ingenieure, vor allem aus den Feldern Elektrotechnik, Kunststoff, Maschinenbau, erneuerbare Energien und Nahrungsmittelindustrie. Willkommen sind laut SES, wenn die Experten Fremdsprachenkenntnisse mitbringen, etwa Französisch und Spanisch.

,,Hier in Baden-Württemberg sitzen viele tolle Leute, die das sicher machen könnten", sagt Rainer Szopinski. Er will die Erfahrung auf keinen Fall missen, auch wenn er nach dem Training in dem ungewohnten Klima oft völlig erledigt gewesen sei. ,,Ich würde sofort wieder hinfahren."

Besonders gerührt haben ihn die Worte einer 18-jährigen Schülerin bei der Verabschiedung: ,,Lieber Rainer, dich hat uns der liebe Gott geschickt. Jetzt werden hoffentlich diejenigen unter uns, die nach dem Schulabschluss (. . .) nach Europa gehen möchten, ihren Wunsch überdenken, denn du hast uns sehr viel Mut gemacht."

Aufrufe: 020.12.2015, 10:00 Uhr
STZ / Wenke BöhmAutor