2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Hermanns Männer: Ilja Ludenberg

Der SV Straelen, Tabellenführer in der Landesliga, ist der Beweis dafür, dass sich Erfolg planen lässt. Sportdirektor Ilja Ludenberg erklärt die sportliche Strategie des Vereins.

Bei uns sprechen vier der Macher über vergangene Zeiten in der Oberliga, die Tulpenrevolution von 2015 und den Einfluss von Hermann Tecklenburg – als Präsident und Geldgeber. Im Folgenden Teil drei unserer Serie.

Ilja Ludenberg, Sportdirektor & Stadionssprecher: "Ich habe ein eigenes Büro in der Firma Tecklenburg. Vorher war ich Scout bei Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga. Bis ich als Sportdirektor dazu gekommen bin, hat Hermann Tecklenburg alles selbst gemacht. Leider ist man im Frühjahr 2015 in der Landesliga abgerutscht, steckte plötzlich im Abstiegskampf. Die Konsequenz: Ich habe im April vorzeitig angefangen. Zum Glück haben wir dann vonden letzten fünf Spielen vier gewonnen und konnten uns retten. Anschließend haben wir in zehn Tagen 14 Verträge verlängert.

Meinen Vertrag habe ich mit Hermann Tecklenburg noch im Auto klar gemacht – per Handschlag. Ich wohne in Grefrath, acht Kilometer von Straelen entfernt, kannte die Platzanlage. Und ich bin überzeugt, dass es kaum etwas Besseres gibt in der Landesliga. So ein riesengroßes Trainingsgelände – zu
drei Seiten sind Felder – überzeugt auch Spieler von weiter weg.

Vom Selbstverständnis her gehört der SV Straelen in die Oberliga. Der Enthusiasmus von Hermann Tecklenburg ist gerade neu geweckt, wir arbeiten gemeinsam an der strategischen Planung, um den nächsten Schritt zu schaffen. Ich bin überzeugt davon, dass man Erfolg im Amateurfußball planen
kann. Wir haben einen Drei-Jahres-Plan aufgestellt – mit dem klaren Ziel, in die Oberliga aufzusteigen.

Bei den Spielerverpflichtungen gab es zwei, drei absolute Glücksfälle. Unser heutiger Torjäger, der Niederländer Randy Grens, hat sich selbst bei uns gemeldet und vorgestellt. Er war damals 24 Jahre alt. Wir haben uns in seiner Heimat schlau gemacht und erfahren, dass er dort schon zweimal Torschützenkönig in der 3. holländischen Liga war, stark genug, um bei uns Fuß zu fassen.
Das Ergebnis: Nach 19 Spielen hat er in dieser Saison bereits 19 Tore erzielt. Insgesamt haben drei unserer Stürmer zweistellig getroffen.

Der Kader ist mit Sinn und Verstand zusammengestellt. Und wir haben vor der aktuellen Saison in Stephan Houben einen Trainer geholt, der weiß, wie man aus dieser Spielkasse aufsteigt. Er hat das bereits mit dem 1. FC Mönchengladbach geschafft. Bei ihm ist nichts auf Zufall aufgebaut. Houben
steht für Offensivfußball, bei ihm gibt es immer einen klaren Plan, den Gegner zu beherrschen. Das einzige Problem: Steigen wir tatsächlich in die Oberliga auf, müssen wir 2017/18 taktisch komplett umdenken.

Wir haben sechs, sieben Spieler im Kader, die aus Straelen und Umgebung stammen. Insgesamt zehn sind aus der eigenen Jugend. Dazu kommen die Niederländer, zudem einige Spieler, die in Duisburg oder Mönchengladbach wohnen, und Fahrgemeinschaften bilden. Wovon wir auch profitieren,
sind die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten. Bei uns stehen jetzt drei Spieler aus dem Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach im Kader – und man merkt, dass sie eine ganz andere Ausbildung genossen haben.

Trainiert wird dreimal in der Woche, das vierte Mal mit einem Fitnesstrainer ist noch freiwillig. In der Oberliga werden wir eher viermal trainieren. Man muss dazu aber sagen, dass es für die Spieler bis einschließlich Oberliga einfach nur ein Hobby ist, soviel wird nicht bezahlt. Bei uns spielen Gärtner und Maler, Büroangestellte und Banker.

Unser Budget für diese Saison beträgt 120.000 Euro. Das ist in etwas vergleichbar mit Kleve, Duisburg und RWO. In der Oberliga benötigt man etwas mehr. Eigentlich braucht man dort 150.000 bis 180.000
Euro, um konkurrenzfähig zu sein und die Spielklasse zu halten. Unsere Jungs spielen in der Landesliga für ungefähr 250 Euro im Monat. In der Oberliga wird man jedoch keinen finden, der für dieses Geld aufläuft. Zumindest, wenn man eine gewisse Qualität erwartet. Wir haben einen eigenen
Buchhalter, der alles abrechnet.

Was den SV Straelen auszeichnet: Bei uns kommt das Geld immer pünktlich, wir haben eine einzigartige
Infrastruktur und alles läuft sehr familiär ab. Zudem haben wir ein recht großes Funktionsteam.
In den 1980er Jahren hätte das wohl eine Person erledigt..."

Aufrufe: 025.4.2017, 11:00 Uhr
Thorsten SchaarAutor