War er dann aber nicht, wie bereits ein Anruf beim Staffelleiter der Bezirkslliga-Gruppe, dem Klever Holger Tripp, ahnen ließ. Der könne, wie er erklärte und was auch verständlich ist, nicht einfach mir nichts, dir nichts, eine Ergebniskorrektur vornehmen, so lange der Schiedsrichter nicht erklärt hätte, dass er sich bei seinem Eintrag geirrt hätte – der Unparteiische den Fehler also auf seine Kappe nehme. Wozu dieser aber, und spätestens da wurde es für Hanebeck nicht mehr nachvollziehbar, nicht geneigt war. Immerhin hatten 60 Zuschauer sowie alle Spieler, Trainer und sonstigen Vereinsangehörigen vier Tore gesehen, hatten gesehen, dass der Unparteiische zum Mittelkreis gezeigt und dort jeweils anschließend, den Regeln entsprechend, der Anstoß zur Fortsetzung der Partie durch die Sonsbecker Gäste erfolgt war. Dass man sich – es war angesichts des maroden Schwafheimer Flutlichts vielleicht etwas dämmrig auf dem Platz – bei vier Treffern verzählt hätte, schied übrigens auch aus.
„Es stimmt schon“, erklärte später auch SVS-Trainer Johannes Bothen, „wir haben 0:4 verloren.“ Nur, davon wollte der Schiedsrichter in der Unterhaltung mit den Schwafheimern nichts mehr wissen. „Er hat uns gegenüber erklärt, dass er sich an ein viertes Tor nicht erinnern könne, dies auch nicht auf seinem Notizblock eingetragen sei und bestand somit weiterhin auf ein 3:0. Stattdessen hat er uns noch den Vorwurf gemacht, nicht bei der Abfassung des Spielberichts dabei gewesen zu sein – da hätten wir ihn auf einen möglichen Fehler ja hinweisen können“, berichtet Hanebeck vom fruchtlosen Versuch, der Gerechtigkeit nachzuhelfen.
Nun mag man glauben, dass dies nur ein kleines, unwesentliches Scharmützel zwischen einem enttäuschten Verein und einem auf seiner offenbar exklusiven Meinung beharrenden Schiedsrichter sei. Aber, das „gestohlene“ Tor könnte noch Folgen haben. Der SV Sonsbeck II liegt derzeit zwar vier Zähler vor den Schwafheimern, bei noch 13 zu absolvierenden Meisterschaftsspielen haben die Grün-Weißen aus Moers aber alle Möglichkeiten, den Rückstand noch aufzuholen.
Und sollten beide Mannschaften am Ende punktgleich die Spielzeit abschließen und ihre Platzierung in der Tabelle über Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden, dann würde nicht die während der Saison erspielte Tordifferenz als Maßstab gelten, sondern der direkte Vergleich beider Teams herangezogen werden. Und dann hätten die Schwafheimner durch das nicht anerkannte Tor plötzlich einen Nachteil, der sie vielleicht eine Etage tieder in die A-Liga schicken könnte.
Staffelleiter Holger Tripp sieht das Problem, rät aber zur Geduld. „Erst mal abwarten“, sagt er, „wie die zweite Partie am 19. April enden wird; vielleicht hat sich die ganze Aufregung dann von selbst erledigt.“ Nicht unbedingt! Dann mag zwar zwischen Sonsbeck und Schwafheim das letzte Wort gesprochen sein, doch was wäre, wenn zusätzlich noch ein weiteres, punktgleiches Team in den Abstiegskampf gezogen würde?
Dann nämlich müsste eine „Mini-Tabelle“ aus den sechs Spielen zwischen den beiden SVS-Clubs und dem dritten Verein ermittelt werden. Und da könnte das abhanden gekommene Tor plötzlich fatale Folgen zu Ungunsten einer Mannschaft haben, die im Moment noch garnichts von ihrem Schicksal ahnt. Tja, und dann hätte die Gruppe 4 der Bezirksliga erst recht ein ganz dickes Problem.