2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Der SVS ist sportlich eigentlich abgestiegen.
Der SVS ist sportlich eigentlich abgestiegen.

SVS blickt auf Sportgerichts-Urteil

Seligenporten darf wieder auf den Regionalliga-Verbleib hoffen. Sollte Pipinsried bestraft werden, winkte die Relegation.

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Die Verantwortlichen des SV Seligenporten müssen einen Tipp von außerhalb bekommen haben. Jemand muss die sportliche Führung auf Ungereimtheiten beim Regionalliga-Konkurrenten 1. FC Pipinsried hingewiesen haben. Andernfalls macht der jetzige Zeitpunkt der eingereichten Anzeige des SVS beim Verbands-Sportgericht des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) gegen Pipinsried wenig Sinn.

Walter Eisl, finanzkräftiger und für gewöhnlich auskunftsfreudiger Mäzen des sportlich abgestiegenen SVS, wollte sich am Dienstagabend auf MZ-Nachfrage nicht zu den Umständen der überraschenden Anzeige gegen Pipinsried äußern.

Der Vorwurf der Klosterer an den Tabellen-14. der Regionalliga, der acht Zähler Vorsprung auf die Klosterer in der Tabelle aufweist, lautet: Der Klub aus dem Landkreis Dachau soll reihenweise Spieler eingesetzt haben, die gar kein Mitglied des Vereins gewesen und damit überhaupt nicht spielberechtigt sein sollen.

Am Mittwochabend (ab 18.30 Uhr) wird der Fall in München mündlich vor dem Sportgericht verhandelt.

Massive Punktabzüge drohen

Laut BFV-Spielordnung werden Spiele, in denen eine Mannschaft nicht-spielberechtigte Spieler eingesetzt hat, mit 2:0 für den Gegner gewertet. Dem 1. FC Pipinsried drohen bei einer Verurteilung also massive Punktabzüge – wovon wiederum der SV Seligenporten zu profitieren hofft.

Schließlich dürften die Klosterer im Falle einer Verurteilung Pipinsrieds wohl auf den Relegationsplatz 17 springen und hätten plötzlich wieder die unverhoffte Chance, doch noch die Regionalliga zu halten.

So wie im vergangenen Jahr, als die Mannschaft ebenfalls sportlich bereits abgestiegen war, durch die Hinabstufung von 1860 München aus der 2. Liga allerdings zwei entscheidende Relegationspartien gegen Viktoria Aschaffenburg geschenkt bekam – und dieses Geschenk zum Ligaverbleib nutzte.

Auch wenn es niemand beim SVS ausspricht – keiner der Verantwortlichen war für eine Stellungnahme zu erreichen –, liebäugeln die Klosterer freilich mit einem Erfolg am grünen Tisch, dem dann der Klassenerhalt per Relegation auf dem grünen Rasen folgen soll.

Eben weil die Relegationsspiele bereits für diesen Freitagabend terminiert sind, muss davon ausgegangen werden, dass die SVS-Verantwortlichen erst nach dem Saisonende vor eineinhalb Wochen von der Situation in Pipinsried in Kenntnis gesetzt wurden.

Schließlich hatten sich nach dem vermeintlich finalen Schiedsrichterpfiff der Saison am 12. Mai etliche Kloster-Kicker in den Urlaub verabschiedet, in dem Glauben, als Tabellenvorletzter aus der Liga abgestiegen zu sein. Hätte der SVS früher Bescheid gewusst, wäre die Anzeige sicherlich eher erstattet worden, um eine bessere Vorbereitung auf ein potenzielles Relegationsduell zu gewährleisten.

Tatsächlich ging die Anzeige der Klosterer am 16. Mai (Mittwoch) raus, wie der BFV auf Nachfrage bestätigt. „Um schnellstmöglich eine letztinstanzliche Entscheidung und vollständige Aufklärung herbeizuführen, hat sich der Verbandsanwalt eingeschaltet“, heißt es vom BFV.

Das war zwei Tage später, an diesem Mittwochabend ist nun der Sportgerichts-Termin, bei dem geklärt werden muss, ob Pipinsried tatsächlich nicht-spielberechtigte Kicker hat auflaufen lassen.

Generell ist es so: Wird ein Spielerpass beim BFV beantragt, setzt der Verband für den Kicker eine Mitgliedschaft im Verein voraus. Mit dieser geht eine Meldung beim BLSV einher, die unter anderem gewährleistet, dass der Fußballer während seines Spieleinsatzes auch versichert ist.

Was Vereinen drohen kann, wenn sie sich beim Einsatz ihrer Spieler nicht an die Spielregeln des BFV halten, bekam Mitte Januar dieses Jahres der oberfränkische Bezirksligist FC Trogen zu spüren.

Weil dort ein Kicker nach seinem Vereinswechsel von den Klubverantwortlichen Trogens mehrmals laut Sportgerichts-Urteil vorsätzlich unrechtmäßig eingesetzt worden war, wurden dem Aufstiegsaspiranten stolze 24 Punkte abgezogen. Nun kickt Trogen in der Abstiegs-Relegation um den Klassenerhalt in der Bezirksliga Oberfranken Ost.


Keine optimale Situation

Wenn es nach dem SVS und Coach Roger Prinzen geht, dann spielt die erste Fußballmannschaft des Dorfklubs ebenfalls in der Relegation – allerdings um den Regionalliga-Verbleib.

Auch der Trainer war nach dem letzten Spieltag der Saison zunächst in den Urlaub gegangen, ist mittlerweile aber wieder in heimischen Gefilden. Ebenso wie „der Großteil meiner Spieler“, sagt Prinzen. Das Kern- und Stammpersonal stünde im Fall der Fälle dem SV Seligenporten also zur Verfügung.

Dennoch sieht eine optimale und intensive Vorbereitung auf zwei mögliche Relegationsspiele freilich anders aus. Oder wie es der Übungsleiter formuliert: „Das ist bestimmt keine optimale Situation.“ Bleibt die Frage, wie der SVS an den Tipp gekommen ist, der den Verein nun in diese besondere Lage gebracht hat. Walter Eisl schwieg am Dienstag und am Mittwoch dazu – des schwebenden Verfahrens wegen.

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Aufrufe: 023.5.2018, 20:00 Uhr
Thorsten DrenkardAutor