2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Im Cafe Beer in Nürnberg traf sich Alexander Freitag mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview.
Im Cafe Beer in Nürnberg traf sich Alexander Freitag mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview. – Foto: Dieter Rebel

Besonders normal

Seligenportens Neuzugang Alexander Freitag (21) im Interview über seine Ziele, sein Markenzeichen und seinen berühmten Stiefvater

"Mama und Michael wohnen in München, ich in Parsberg" - Alexander Freitags Aussage über sein Privatleben strotzt gerade nur so von Normalität. Doch ganz so alltäglich ist die Familie des 21-Jährigen doch wieder nicht. Da ist zum einen er selbst. Der Mittelfeldspieler kam in den Genuss einer hervorragenden fußballerischen Ausbildung bei Bayern München, Haching und Nürnberg - und kämpft nun mit seinem neuen Verein, dem SV Seligenporten, um den Aufstieg in die Regionalliga. Da ist zum anderen aber auch sein Stiefvater, eben jener Michael. Hierbei handelt es sich um keinen Geringeren als Michael Köllner, Trainer von 1860 München. Im FuPa-Interview mit Dieter Rebel zeigt Freitag trotz alle dem aber nicht mal im Ansatz Star-Allüren. Im Gegenteil. Der Student wirkt bodenständig und bescheiden, aber auch fokussiert und ehrgeizig.

Alex, wie oft hast Du Dir den 19. September im Kalender unterstrichen?
Unendlich oft. Ich freue mich unendlich auf diesen Tag. Es wird einfach Zeit, dass es wieder losgeht. Wir haben solange auf den Re-Start hingearbeitet und deshalb auch megaviele Testspiele absolviert. Ich konnte mich bei Seligenporten bestens einleben. Wir sind also hervorragend vorbereitet und heiß auf den Start - zumal es gleich zum Spitzenspiel gegen Vilzing kommt

Wie bewertest Du die Lage - vor allem die vielen, vielen Diskussionen rund um den Re-Start?
Dass es zu einer Corona-Pause gekommen ist, war aus meiner Sicht vollkommen in Ordnung. Über die weitere Vorgehensweise zu diskutieren, ist schwierig, weil es keinen Königsweg gibt. Die aktuelle Lösung mit 400 Zuschauern finde ich nicht schlecht. Ich denke, jeder Verein hat die Möglichkeit, diese Vorgaben einzuhalten. Irgendwie muss es ja wieder losgehen. Und darüber, dass es wieder losgeht, freut sich jeder Fußballer.

Für Dich ist der Re-Start gleichbedeutend mit Deinem Debüt für Bayernligist Seligenporten. Erzähl uns mal: Warum bist Du gewechselt? Und warum ausgerechnet ins Kloster?
Ich habe mir vom SVS zufällig ein Spiel gegen den ATSV Erlangen angeschaut vor einiger Zeit - gemeinsam mit dem Freund meiner Mutter, Michael Köllner (Trainer von 1860 München; Anm. d. Red.). Wir sind dann etwas ins Reden gekommen. Michael Pfeifer (sportlicher Leiter Seligenporten; Anm. d. Red.) hat dann gesagt, ich soll doch mal zu einem Training vorbeischauen. Scheinbar habe ich überzeugt, weil mich die Verantwortlichen gleich auf einen Wechsel angesprochen haben. Ja, so hat sich das ergeben.

»Man denkt zunächst, dass es große Unterschiede gibt.«

Zuvor warst Du ausschließlich im Nachwuchsbereich von Profiklubs aktiv. Wie groß ist nun der Unterschied zum Amateurverein SVS?
Um ehrlich zu sein, habe ich mich mit dieser Frage auch schon beschäftigt. Man denkt zunächst, dass es große Unterschiede gibt. Aber: Von Beginn an war ich extremst positiv überrascht, was hier in Seligenporten los ist. Das Niveau bei den Trainingseinheiten ist sehr hoch - wenn auch etwas anderer Fußball gespielt wird. In den NLZs wird auf technisch-versierten und taktischen Fußball gelegt. Hier wird erwachsenerer Fußball gespielt. Ich weiß nicht, wie ich das näher beschreiben soll. Es ist einfach so ein Gefühl.

Bayern München, Unterhaching, Nürnberg - was nimmst Du von den einzelnen Stationen mit?
Wirklich viel. Ich habe überall sehr viel lernen dürfen. Bei Bayern habe ich oft gespielt, es gab insgesamt mehr Höhen als Tiefen. Man lernt allerdings von beiden Situationen, deshalb ist es wichtig, auch mal schlechtere Zeiten zu erleben. Es war schon irre, ich durfte mit den besten Spielern meines Jahrgangs ganz Deutschlands zusammenspielen - Adrian Fein beispielsweise. Selbst im Training war das Niveau sehr hoch. Ähnlich war es auch in Unterhaching und Nürnberg.



Ist der freiwillige Gang in die Bayernliga ein Rückschritt für Dich?
Nein (mit Nachdruck). Ich war ja lange verletzt, hatte einen Kreuzbandriss. Deshalb ist es für mich vordergründig mal wichtig, wieder spielen zu können. Seligenporten hat sich dann so ergeben und ich bin mit dieser Entscheidung sehr glücklich. Ein Rückschritt ist die Bayernliga für mich auf keinen Fall.

Warum konntest Du Dich beim Club nicht durchsetzen?
Hauptgrund war aus meiner Sicht tatsächlich die Verletzung. Ich bin ja über ein Jahr ausgefallen. Dann wieder Anschluss zu finden, ist sehr, sehr schwierig.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Dein blaues Auge?
Das, was ich habe, nennt man Malvenöse Formation - und ist kein spezifisches Augenleiden. Ich kenne einen Leidensgenossen, der hat dieses Mal am Fuß - und deutlich schlimmer als ich. Ich kann nur soviel sagen: Mir ist nix passiert, ich habe diese Narbe seit meiner Geburt und mir geht es gut. Ich kann damit leben und komme gut zurecht.

Ist Dein Sehvermögen eingeschränkt?
Nein, überhaupt nicht.

Wegen einer schweren Knieverletzung absolvierte der 21-Jährige nur elf Regionalliga-Partien seit Sommer 2018.
Wegen einer schweren Knieverletzung absolvierte der 21-Jährige nur elf Regionalliga-Partien seit Sommer 2018. – Foto: Helmut Weiderer


Mit gerade einmal 21 Jahren bist Du noch ganz am Anfang Deiner Karriere? Wohin führt Dich Dein Weg? In den Profibereich? Oder willst Du Amateur bleiben?
Ich wusste, dass diese Frage kommt (lacht). Mir ist es sehr, sehr wichtig, nicht eingleisig zu fahren. Deshalb mache ich ein Fernstudium 'Immobilienmanagement', um einen Plan B zu haben. Die Priorität für den Fußball ist allerdings sehr hoch. Ich versuche, so weit wie möglich zu kommen und trainiere deshalb zweimal täglich. Gleichzeitig bin ich aber so eingestellt, dass ich eine Alternative haben möchte zu diesem Weg. Es tut auch gut, sich mal auf andere Themen konzentrieren zu müssen.

Welche Rolle spielt das Glück, um sich vollends durchsetzen zu können? Ist der Zufall maßgeblicher als das Talent?
Dass Glück dazu gehört, ist bekannt. Es ist aber nur einer von mehreren Faktoren. Ich bin eigentlich ein Mensch, der nach dem Motto 'Alles kommt so, wie es sein soll' lebt. Natürlich gebe ich mein Bestes, aber ich gehe auch mit der nötigen Lockerheit an das Thema ran. Und dann schauen wir mal, zu was es reicht.

Vielen Dank für das Interview - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 014.9.2020, 06:00 Uhr
Dieter RebelAutor