2024-04-25T14:35:39.956Z

Spiel der Woche

Blau-Weißes Fußballfest in Ahle

Die Traditionsmannschaft des FC Schalke 04 wird beim Abschiedsspiel von Michael Garbisch von dessen Auswahl „Garbi & Friends“ ordentlich gefordert. Am Ende setzen sich die Ex-Profis knapp mit 3:2 durch

Das war ein Fußballfest im Bünder Westen: Rund 600 Zuschauer erlebten auf dem Sportplatz in Ahle, wie die Traditionself des Bundesligisten FC Schalke 04 mit 3:2 (0:0) gegen „Garbi & Friends“ gewann, eine Mannschaft, die Michael Garbisch nach rund 45 Jahren im Jugend- und Seniorenfußball zusammengestellt hatte, um seinen Abschied von Spielen im offiziellen Ligabetrieb zu feiern.

Garbisch, der im Alter von zehn Jahren beim BSC Blasheim erstmal die Fußballschuhe geschnürt hatte, traf mit seiner Auswahl früherer Mannschaftskameraden auf einen Gegner mit einem Weltmeister in seinen Reihen. Olaf Thon, der 1990 zu den Akteuren gehört hatte, die den Goldpokal in den Nachthimmel von Rom reckten, führte das Team der Blau-Weißen an, in dem mit Martin Max, Tomasz Waldoch, Willi Landgraf oder Thomas Kruse weitere bekannte Spieler aufliefen. Auch die ehemaligen Nationalspieler Klaus Fichtel (73 Jahre alt) und Rüdiger Abramczik (62) waren in Bünde dabei. Sie agierten als Coaches der Gäste aus Gelsenkirchen, die schnell merkten, dass sie es mit einem engagierten Gegner zu tun hatten.

Die Startelf von „Garbis & Friends“ – durchweg bestehend aus Akteuren des damaligen Landesligisten VfL Klosterbauerschaft – stemmte sich gegen die Angriffe der Ex-Profis, und wenn doch einmal ein Ball durchkam, war auf den wie in besten Zeiten haltenden Markus Möller im Tor Verlass. „Der Rücken macht zwar nicht mehr so richtig mit, aber mit einer Schmerztablette ging es doch ganz gut. Wir wollten uns nicht blamieren, und das hat wohl geklappt“, meinte der 49-Jährige später augenzwinkernd. Tatsächlich war auf Schalker Seite gegen Ende der ersten Hälfte die eine oder andere Unmutsbekundung über den immer noch torlosen Spielstand zu vernehmen. Und wäre der nach gut 30 Minuten ins Spiel gekommene und sofort für viel Wirbel sorgende Matthias Wichmann nicht nach einem schönen Solo freistehend an Schalke-Torhüter Christof Osigus gescheitert, hätte es auch mit einer Führung der Gastgeber in die Pause gehen können.


„Das 0:0 spricht für sich. Die Torhüter sind überragend, Aber jetzt kommen unsere Windhunde und ich hoffe, dass wir unsere Erfahrung als ehemalige Profis ausspielen können“, kündigte Thon für die zweite Hälfte an. Denn zur Traditionself gehören auch immer ein paar vielleicht weniger bekannte, aber deutlich jüngere Spieler, die entsprechend auf’s Tempo drücken. Vor allem der wieselflinke 36-jährige Ümit Yavuz sorgte nach Wiederbeginn für Unruhe vor dem Tor der Gastgeber. Das Schalker 1:0 durch Meric Yavuz in der 50. Minute fiel jedoch durch einen abgefälschten Freistoß. Postwendend sorgte der Ahler Lokalmatador Steffen Vollbring für den 1:1-Ausgleich (52.).

Nach dem 1:2 durch Tomasz Waldoch (59.) und 1:3 durch Ümit Yavuz (77.) schien die Entscheidung gefallen und Garbisch verließ unter dem Applaus der Zuschauer und seiner Mitstreiter den Platz. Kaum hatte er auf der Bank Platz genommen, konnte er das 2:3 durch Marius Wobker bejubeln, bei dem ein Platzfehler das seine tat (78.). Und mit der letzten Aktion des Spiels über zweimal 40 Minuten hätte Wichmann fast noch ausgeglichen, er scheiterte aber noch einmal frei an Osigus.


„Das war eine sehr gute Mannschaft, die uns schon sehr überrascht hat“, gestand Gästetrainer Rüdiger Abramczik nach dem Spiel ein. Auch Tomasz Waldoch lobte den Gegner: „Wir haben uns das nicht so schwer vorgestellt. Wir hatten schon am Vortag im Sauerland ein Spiel und da 10:3 gewonnen. Deshalb waren wir kräftemäßig nicht ganz da. Aber wir haben lange nicht so einen starken Gegner gehabt. Erst vor einer Woche haben wir gegen Borussia Dortmund 7:2 gewonnen, das war leichter.“ Und Olaf Thon meinte: „Normalerweise spielen wir nicht zweimal direkt hintereinander. Aber wir hatten auch sieben neue Spieler dabei und wurden hier von einem guten Gegner gefordert.“

Bewegender Moment: Michael Garbisch neben seiner Frau Christa kurz nach seiner Auswechslung.


Der Weltmeister erklärte auch, warum er in der zweiten Halbzeit nicht mehr mit auf dem Platz stand. „Im letzten Jahr konnte ich aufgrund von Verletzungen überhaupt nicht spielen. Jetzt bin ich froh, dass es zumindest immer wieder mal eine Halbzeit lang klappt. Der Körper zeigt dir eben manchmal an, dass nicht mehr so viel geht.“


Für Oliver Rakohl, Unikum des Bünder Schalke-Fanclubs „Knappen der Tabakstadt“, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert und das Spiel aus diesem Anlass gemeinsam mit dem SV Ahle organisiert hatte, gab es unterdessen noch einen anderen Grund für den knappen Endstand. „Man hat der Traditionself angemerkt, dass Ingo Anderbrügge gefehlt hat“, hätte er bei einem Mitwirken des Eurofighters von 1997 wohl auf einen deutlicheren Sieg der Blau-Weißen gesetzt. Dass dieser auch so „ein bisschen glücklich, aber nicht unverdient“ war, wie Tomasz Waldoch es einschätzte, stellte aber auch er nicht in Frage.

Startelf „Garbi & Friends“: Markus Möller, Matthias Welland, Marcel Moßwinkel, Torsten Zingler, Juri Schuh, Michael Garbisch, Sascha Kohnert, Mark Lehmann, Dirk Lückingsmeier, Pascal Siebers, Udo Zobel.
Wechselspieler: Bernd Sewing, Malte Gerkensmeier, Sebastian Hohmann, Dirk Gawron, Steffen Graf, Tobias Hansch, Arkadiusz Prusik, Dirk Reinicke, Steffen Vollbring, Matthias Wichmann, Marius Wobker.


Startelf FC Schalke 04: Christof Osigus, Thomas Kruse, Tomasz Waldoch, Olaf Thon, Siegfried Bönighausen, Andreas Blaumann, Willi Landgraf, Adrian Czyszczon, Kamil Waldoch, Martin Max, René Lewejohann.
Wechselspieler: Andreas Klosterköther, Christopher Fichtel, Ayhan Karaca, Klaus Marquardt, Lars Rexforth, Meric Yavuz, Ümit Yavuz, Ralf Schulz.

Trainer: Klaus Fichtel und Rüdiger Abramczik.

Aufrufe: 04.6.2018, 09:36 Uhr
Björn KenterAutor