2024-03-28T15:56:44.387Z

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Wollen Menschen in Not helfen: Andreas Schindler (links) und Avdo Iljazovic vom SV Rott.  Foto: Brepols
Wollen Menschen in Not helfen: Andreas Schindler (links) und Avdo Iljazovic vom SV Rott. Foto: Brepols
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Ein Schulterschluss für die gute Sache

Rotts Stürmer Avdo Iljazovic spendet sein Fußballergehalt und gründet mit Andreas Schindler eine Hilfsorganisation

Seit vielen Jahren ist Avdo Iljazovic quasi die Lebensversicherung für den SV Rott. In jeder Spielzeit trifft der wendige Stürmer zweistellig für seinen Klub. Allein in der vergangenen Saison hat der 28-Jährige die Rotter mit 27 Treffern fast im Alleingang in die Fußball-Landesliga geschossen.

Und auch in der aktuellen Runde scheint Iljazovic seinen Torriecher nicht verloren zu haben. Zuletzt beim 2:2 gegen Alemannia Straß netzte die Offensivkraft gleich doppelt ein. Doch nun möchte der gebürtige Bosnier auch abseits des Platzes für Furore sorgen. Dafür hat er sich gemeinsam mit dem Vorsitzenden des SV Rott, Andreas Schindler, eine außergewöhnliche Aktion überlegt.

Der Stürmer spendet sein Gehalt inklusive Prämien, das er beim SV Rott in der Saison 2017/2018 kassieren wird, komplett für notleidende Menschen. Dafür hat er gemeinsam mit Schindler die Hilfsorganisation „Fightback against Poverty“ gegründet, die künftig jeder unterstützen kann. „Inzwischen ist man ja fast schon abgestumpft, wenn man die Bilder von Krieg, Gewalt und hungernden Menschen sieht. Deshalb wollen wir mit dieser Aktion die Signalwirkung des Fußballs nutzen, um etwas gegen das Wegschauen zu unternehmen“, nennt Iljazovic die Beweggründe für sein Handeln. Dass ein Amateurfußballer solch ein Zeichen setzt, verlangt Schindler höchsten Respekt ab und bewegt den Gründer und Inhaber der Aachener Firma m3connect und Geschäftsführer der Mathworks GmbH dazu, jeden Euro, den Iljazovic über diese Aktion spendet, zu verdoppeln. „Wenn ein Spieler wie Avdo, der einer der stärksten Spieler in der Region ist, hier ein Zeichen setzt und die Bezahlung nicht in den Vordergrund stellt, dann ist das höchst beachtenswert“, verdeutlicht der 59-Jährige, dessen Sohn ebenfalls die Schuhe für den SV Rott schnürt.

Entstanden ist die Idee zu dieser wohl einmaligen Aktion im Amateurbereich bereits Ende der vergangenen Saison. Schindler und Iljazovic wetteten, wer Torschützenkönig der Bezirksliga wird. Da der Stürmer auf sich selbst setzte und die Wette gewann, durfte er sich über eine satte Prämie freuen. „Das Geld wollte ich aber nicht einfach für unnützes Zeug ausgeben, sondern für irgendetwas Sinnvolles verwenden“, sagt Iljazovic, der die genaue Höhe der Prämie sowie die erwartete Spendensumme nicht genau beziffern möchte. Schindler sagt aber, dass wenn der SV Rott viele Spiele in dieser Saison gewinnen wird und sich der ein oder andere Rotter Akteur noch anschließen wird, es auf eine fünfstellige Summe am Ende der Saison hinauslaufen könnte.

Grundsätzlich ist der erfolgreiche Geschäftsmann und langjährige Hauptsponsor des SV Rott davon überzeugt, dass sich der eine oder andere Teamkollege anschließen wird und das Gehalt zumindest teilweise spenden wird. „Das Angebot gilt für alle Rotter Spieler. Ich verdopple jeden Euro, den die Jungs spenden wollen“, verdeutlicht Schindler, der hinzufügt, dass jeder das aber so machen könne, wie er es für richtig halte.

Dass das gespendete Geld in guten Händen ist und auch bei notleidenden Menschen ankommt, versichern Schindler und Iljazovic unisono, denn „Fightback against Poverty“ wird sich dem Mutterverein Peter Pan anschließen. Diesen hatte Schindler vor 15 Jahren gegründet, um Eltern krebskranker Kinder zu unterstützen. „Die Gelder für die neue Hilfsorganisation fließen zu hundert Prozent in die entsprechenden Projekte“, sagt Schindler, der gleichzeitig mit Iljazovic dazu aufruft, ihnen konkrete Vorschläge zu nennen, wo Hilfe benötigt wird. Grundsätzlich schwebt den beiden vor, die Spendengelder für Projekte im In- und Ausland einzusetzen, die auch mit dem Fußball in Verbindung stehen.

Der Rotter Stürmer legt dabei sein Augenmerk vor allem auf sein Heimatland Bosnien, aus dem er vor 25 Jahren mit seiner Familie während des Bürgerkriegs im damaligen Jugoslawien in die Eifel geflüchtet ist. „Wenn ich meine Verwandten und Freunde in Bosnien besuche, werde ich regelmäßig mit der Armut konfrontiert. Viele Menschen kommen gerade so über die Runden oder leben unter der dort sehr niedrigen Armutsgrenze“, sagt Iljazovic, der zudem hofft, dass auch einige prominente Profisportler die Aktion unterstützen werden.

Dabei nennt er Namen wie Marc-André ter Stegen, Julian Korb, Marco Höger oder auch Lewis Holtby, mit denen er in der A-Jugend von Alemannia Aachen sowie in der zweiten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach zusammengespielt hat. „Wir würden uns freuen, wenn wir mit der Aktion viele Spieler, Vereine, Verantwortliche und Unternehmen begeistern können, etwas Gutes zu tun, egal ob aus dem Profi- oder Amateurbereich“, erläutert Iljazovic, der derzeit noch an einer Homepage für die neue Hilfsorganisation bastelt.

Unter www.fightbackagainstpoverty.de soll künftig über die Initiative und aktuelle Projekte transparent berichtet werden. Möglichst bis Ende der kommenden Woche soll die Seite online gehen. Zudem sollen T-Shirts bedruckt werden, die anschließend über die Seite bestellt werden können.

Einen Wunsch für die Zukunft hat Andreas Schindler dann noch: „Ich würde gerne einmal die Überschrift lesen: ‚Der SV Rott spielt für einen guten Zweck‘. Vielleicht dann auch mit dem Logo unserer neuen Hilfsorganisation auf dem Trikot.“

Aufrufe: 026.10.2017, 10:00 Uhr
Lars Brepols l AZ/ANAutor