2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche

"Ich bin jetzt Fan des SV Rödinghausen"

Das Interview: Nach fünf Jahren am Wiehen verlässt Kapitän Sören Siek den Fußball-Regionalligisten und schließt sich dem Bezirksligisten TuS Jöllenbeck an. Er spricht über seine Beweggründe und blickt noch einmal zurück

Verlinkte Inhalte

Die Rückennummer bleibt: Nach erfolgreicher Zeit beim SV Rödinghausen streift Sören Siek (Mitte) künftig zur Freude von Cheftrainer Tobias Demmer (l.) und Co-Trainer Björn Kosmann (r.) beim TuS Jöllenbeck das Trikot mit der „21“ über.

Herr Siek, wann hat sich abgezeichnet, dass Sie den SV Rödinghausen verlassen?
SÖREN SIEK: Das war schon ziemlich bald nach dem letzten Saisonspiel gegen Wattenscheid. Es gab ein insgesamt sehr positives Gespräch, dabei wurde aber auch klar, dass es andere Trainingszeiten geben würde. Diese wären für mich mit meiner beruflichen Tätigkeit kaum mehr vereinbar gewesen. Ich habe mich dann entschieden, jetzt mit 30 Jahren meine berufliche Zukunft in den Vordergrund zu stellen. Dafür gab es in Rödinghausen auch Verständnis.

Gab es keinen Versuch, Sie umzustimmen?
SIEK: Es wurde schon gefragt, ob es nicht möglich sei, für eine gewisse Zeit etwas weniger zu arbeiten. Ich denke aber, es wäre meinem Arbeitgeber gegenüber ein falsches Signal gewesen.

In diesen Tagen hat die Vorbereitung beim SV Rödinghausen auf die neue Saison begonnen...
SIEK: Und natürlich denkt man ab und zu darüber nach, wie es wäre, dort jetzt mit auf dem Platz zu stehen. Die Entscheidung ist mir schon schwer gefallen. Die fünf Jahre beim SVR waren eine schöne Zeit, in der ich viele positive Dinge erleben durfte. Dafür kann ich den Verantwortlichen dort und auch den Fans nur danken. Trotzdem kann ich weiter gut schlafen.

Woran denken Sie besonders gern zurück?
SIEK: Da gibt es doch einiges. Die Derbys in der Landesliga gegen den SC Herford zum Beispiel vor über 3.000 Zuschauern. Dann die spannenden Duelle in der Westfalenliga gegen Maaslingen. In der Oberligasaison bleibt natürlich das 7:1 gegen den FC Gütersloh in Erinnerung. Dann unser allererster Reginalliga-Auftritt gegen den FC Kray, und die Testspiele gegen Top-Gegner wie Aston Villa, FC Valencia, Hertha BSC oder Werder Bremen.

Die letzten fünf Jahre beim SV Rödinghausen waren fast eine durchgängige Erfolgsgeschichte. Nur im letzten halbe Jahr lief plötzlich alles anders. Haben Sie mit dem Abstand einiger Wochen inzwischen eine Erklärung dafür?
SIEK: Nein, obwohl ich tatsächlich noch längere Zeit darüber nachgedacht habe. Die Hinrunde 2016 war bis zum zehnten Spieltag ja auch ein absoluter Höhepunkt für uns, da standen wir in der Tabelle ganz oben. Aber wir haben sicher auch einige Male über unserem Limit gespielt. Dann gab es plötzlich einige enge Spiele, die oft gegen uns gelaufen sind. Dadurch ist das Selbstvertrauen geschrumpft und dann ist man in einer Spirale drin, aus der man sich nur schwer wieder befreien kann. Zum Glück sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen.

Kurz vor dem Ende der Saison wurde der langjährige Trainer Mario Ermisch entlassen. Wie haben Sie das erlebt?
SIEK: Das kam für uns als Mannschaft schon überraschend. Schließlich hatte Mario Ermisch hier in Rödinghausen einiges aufgebaut. Aber wir Spieler mussten versuchen, die Situation anzunehmen. Letztlich hat dann Tim Daseking als Coach die Aufgabe mit dem Klassenerhalt erfüllt.

Haben Sie eigentlich das Gefühl, dass sich das Image des SV Rödinghausen in den letzten fünf Jahren verändert hat?
SIEK: Das Gefühl habe ich schon. In den ersten Jahren war es spürbar, dass die Gegner uns vor allem als vermeintlichen Söldnern gern eins auswischen wollten. Aber alle, die bei uns dabei waren, haben eigentlich stets versucht, fair und positiv aufzutreten. Und spätestens durch den Sprung in die Regionalliga sind wir ja auch aus der sportlichen Rivalität mit den Nachbarklubs herausgetreten und haben etwas geschafft, was es im Kreis Herford über einige Jahrzehnte nicht mehr gab. Man sieht auch an den guten Zuschauerzahlen, dass das Interesse am Verein kreisweit und darüber hinaus geweckt wurde. Und ich finde es auch großartig, dass sich inzwischen sogar eine kleine Fankultur rund um den SV Rödinghausen entwickelt hat.
Für Sie geht es jetzt sportlich beim TuS Jöllenbeck weiter. Warum machen Sie den Schritt zurück in die Bezirksliga?
SIEK: Zu einem anderen Regionalligisten hätte ich sicher nicht gehen müssen. Da wäre der Aufwand auch nicht geringer gewesen als in Rödinghausen. Beim TuS habe ich schon in der Jugend gespielt. Jetzt sind zwei meiner besten Freunde hier im Trainerstab und ich möchte noch etwas mithelfen, dass hier über kurz oder lang auch wieder Landesligafußball geboten werden kann.

Es soll einen kurzen Kontakt zum Westfalenligisten SC Herford gegeben haben.
SIEK: Ich stand dort nur mit dem einen oder anderen Spieler in Kontakt. Es gab keine offizielle Anfrage und auch keinen Kontakt zu einem offiziellen Vereinsvertreter.
Beim TuS Jöllenbeck behalten Sie Ihre Nummer 21 aus Rödinghausen. Was hat es damit auf sich?
SIEK: Ich habe am 21. Februar Geburtstag, mit der Nummer fühle ich mich wohl, und ich hatte sie auch vorher in Dornberg schon. Jöllenbecks Coach Tobias Demmer sagte jetzt augenzwinkernd, dass er alles in die Wege geleitet habe, damit ich auch hier die 21 bekomme, also bleibt sie.

Blicken wir noch einmal auf den SV Rödinghausen. Was trauen Sie dem jetzt doch jetzt doch stark veränderten neuen Team zu?
SIEK: Das ist schwer einzuschätzen. Ich denke, dass sich der SVR gut verstärkt hat und hoffe einfach, dass er in der nächsten Saison eine gute Rolle in der Liga spielen kann. Auf jeden Fall soll es nicht noch so eine Serie wie die letzte geben.

Sie werden den Weg des SV Rödinghausen also weiter im Auge behalten?
SIEK: Natürlich. Ich werde ganz sicher auch öfter mal im Stadion sein, um mir Spiele anzusehen. Ab jetzt bin ich nicht mehr Spieler, sondern Fan des SVR!
Das Gespräch führte NW-Redakteur Thomas Vogelsang

Ein Kapitän für die Geschichtsbücher des Vereins

Sören Siek kam in der Saison 2011/12 vom damaligen Westfalenligisten TuS Dornberg zum frisch in die Landesliga aufgestiegenen SV Rödinghausen.
Mit ihm als Kapitän schaffte der SVR den Durchmarsch über die Westfalenliga und die Oberliga bis in die Regionalliga, die in der Saison 2014/15 erreicht war.
Am 2. August 2014 führte Sören Siek die Rödinghauser Mannschaft zum ersten Regionalligaspiel der Vereinsgeschichte auf das Feld des Häcker Wiehenstadions. Dort wurde der FC Kray mit 1:0 bezwungen.
Laut einer internen Statistik stand Sören Siek insgesamt über 8.000 Spielminuten für den SVR auf dem Platz.

Aufrufe: 02.7.2016, 08:30 Uhr
Thomas Vogelsang/Foto: BentrupAutor