2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten

Er glaubt an Gott und den SV Rödinghausen!

Christian Derflinger verzauberte einst im Trikot des FC Bayern München die Zuschauer beim Freeway-Cup in Lübbecke. Jetzt möchte der gläubige Österreicher mit dem SVR Meister werden.

Im Januar 2010 verzauberte ein 15-jähriger Österreicher beim Freeway-Cup die Zuschauer in der Lübbecker Kreissporthalle. Christian Derflinger, mit der Nummer zehn im Trikot des FC Bayern München, wirbelte die gegnerische Abwehr gleich reihenweise durcheinander. Kein Wunder, dass der talentierte Nachwuchsfußballer, der mit den Bayern das Finale mit 2:0 gegen Schalke 04 gewann, zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.

„Ich kann mich noch sehr gut an dieses Turnier erinnern. Die Veranstaltung war das Beste, was es im Nachwuchsbereich in Deutschland gibt“, sagt Christian Derflinger zehn Jahre später – inzwischen trägt er das Trikot des ambitionierten Regionalligisten SV Rödinghausen. In allen damaligen Turnierspielen blitzte sein großes Talent auf. Trotz seiner offensichtlichen Klasse erwies sich der feine Linksfuß nicht als selbst verliebter Einzelakteur, sondern als Teamplayer – immer mit dem Blick für den besser postierten Nebenmann.

Unter anderem waren das Emre Can (jetzt Juventus Turin) oder Alessandro Schöpf (jetzt Schalke 04). Das Tor des FC Bayern München hütete seinerzeit Leopold Zingerle, der im vergangenen Sommer mit dem SC Paderborn den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga realisierte. Christian Derflinger kann sich sogar noch an zwei seiner Tore erinnern. „Im Gruppenspiel gegen Frankfurt und im Endspiel gegen Schalke habe ich jeweils getroffen“, freut er sich auch heute noch.

Seit seiner Turnierteilnahme im Januar 2010 ist viel passiert im Leben des Österreichers, der mit 14 Jahren in das Internat des FC Bayern München kam. „Ich habe die Bayern-Nachwuchsmannschaften durchlaufen und bin dann in der zweiten Mannschaft gelandet, wo Mehmet Scholl damals Trainer war. Er hat mich sehr gefördert“, so der 25-Jährige. Doch dann verletzte sich Derflinger und fiel fünf Monate aus. „In der Zeit sind andere Spieler an mir vorbeigezogen“, weiß er.

Entscheidend war das Treffen mit Trainer Enrico Maaßen

Anschließend zog es ihn zum Hamburger SV. Dort machte er unter Trainer Mirko Slomka die Vorbereitung mit den Profis mit, kam dann aber in der U23 des HSV zum Einsatz. Christian Derflinger lebte weiter den Traum vom Vollprofi – als ein Angebot aus der ersten österreichischen Liga vom SV Grödig kam, sagte er zu. „Dort habe ich viele Einsatzzeiten erhalten, aber wir sind leider abgestiegen“, so der begeisterte Fußballer.

Weiter ging es zur Spvg. Greuther Fürth, wo er allerdings nur zwei Spiele in der 2. Bundesliga absolvierte. „Manche Entscheidungen kann ich im Nachhinein nicht nachvollziehen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, die Qualität für diese Liga zu besitzen“, betont Derflinger. Von Fürth kam er zu Viktoria Köln in die Regionalliga. „Wir haben eine tolle Saison gespielt und sind in die 3. Liga aufgestiegen. Immerhin war ich mit sieben Toren und sechs Assists daran beteiligt. Umso überraschender kam für mich dann die Nachricht, der Verein plane nicht mehr mit mir“, erzählt er von diesem Rückschlag.

Und dann kam die Anfrage des SV Rödinghausen. „Ganz entscheidend war das Treffen mit Trainer Enrico Maaßen. Das hat mich überzeugt. Der Trainer hat einen klaren Plan, der Verein ist sehr ambitioniert. Das passt sehr gut mit meinen Vorstellungen zusammen“, erzählt der Österreicher. Aktuelles Saisonziel: der Aufstieg in die 3. Liga. „Wir haben mit RW Essen und dem SC Verl zwei starke Konkurrenten, doch wir wollen Meister werden“, so Derflinger, der mit tollen Leistungen am gelungenen Saisonstart des SVR großen Anteil hatte. Doch im DFB-Pokalspiel gegen den SC Paderborn verletzte er sich und fiel einige Wochen aus.

"Vielleicht bin ich zu lange bei den Bayern geblieben"

„In dieser Zeit – wie immer, wenn ich nicht spielen konnte – hat mir mein Glaube an Gott sehr geholfen“, erklärt der gläubige Christ. Via Fernstudium studierte er christliche Theologie und machte seinen Bachelor – der Master soll noch folgen. Christian Derflinger wohnt nach den Stationen in München, Hamburg, Fürth und Köln inzwischen in Bielefeld. „Das gefällt mir sehr gut. Da ich bereits mit 14 in das Bayern-Internat gekommen bin, habe ich früh gelernt, selbstständig zu sein. Und die häufigen Besuche in den kirchlichen Gemeinden sorgen außerdem dafür, viel Kontakt zu Menschen zu haben“, sagt Derflinger.

Der in Linz geborene Österreicher hat sich in den vergangenen Jahren viele Gedanken über seine bisherige Karriere gemacht. „Vielleicht bin ich zu lange bei den Bayern geblieben. Doch es ist müßig, darüber zu lamentieren. Im Augenblick spiele ich für den SV Rödinghausen, und wir haben noch viel vor“, weiß Christian Derflinger. Einen Termin hat er sich aber schon vorgemerkt: den Freeway-Cup an diesem Wochenende in Lübbecke. „Ich werde garantiert kommen und zusehen“, verspricht er. Vielleicht sieht Christian Derflinger dann in der Lübbecker Kreissporthalle ja den einen oder anderen künftigen Nationalspieler.

Aufrufe: 018.1.2020, 08:30 Uhr
FuPaAutor