2024-04-24T13:20:38.835Z

Spielvorbericht

Daniel Flottmanns ganz spezielles Spiel

Der Kapitän des SV Rödinghausen trifft am Samstag im ersten Heimspiel der Saison auf seine "alte Liebe" Fortuna Köln

Beim Regionalligisten SV Rödinghausen ist die Vorfreude riesig auf das erste Heimspiel der Saison am Samstag gegen den SC Fortuna Köln. Doch bei einem Spieler der Gastgeber wird es um kurz vor 14 Uhr beim Gang raus aus der Kabine und rauf auf den Platz des Häcker-Wiehenstadions noch ein bisschen mehr kribbeln. „Fortuna Köln ist ein besonderer Verein für mich, deshalb wird es für mich auch ein ganz besonderes Spiel“, sagt Daniel Flottmann, der Kapitän des SV Rödinghausen.

SV Rödinghausen - SC Fortuna Köln (Sa 14:00)

Stolze fünf Jahre von 2012 bis 2017 trug Flottmann das Trikot der Kölner Südstädter. Mit ihnen wurde er im ersten Jahr Vizemeister und im zweiten nicht nur Meister, sondern schaffte über die Relegation gegen Bayern München II auch den Aufstieg in die 3. Liga. Deshalb habe Flottmann auch kräftig mitgelitten, als die Kölner am Ende der vergangenen Saison der Abstieg erwischte. „Weil ich den Verein lieb gewonnen habe und weiß, welche Kraft und Leidenschaft es gekostet hat, in die dritte Liga zu kommen“, unterstreicht der frühe Fortuna-Kapitän.


Aus seinen Sympathien für den Gegner macht Flottmann keinen Hehl. Warum auch? „Schließlich habe ich dort Freunde fürs Leben gefunden.“ Darunter Uwe Koschinat, seinen damaligen Trainer, der mittlerweile den Zweitligisten SV Sandhausen coacht. Oder Gereon Schultze, Teammanager der Kölner und einer der wenigen, die nach der Runderneuerung bei Fortuna vor dieser Saison mit mehr als 20 Ab- und Zugängen noch da sind. „Zu meiner Zeit bei Fortuna hatte ich Glück, auf Menschen zu treffen, die für den Fußball und Verein gelebt haben, das hat uns seinerzeit als Mannschaft geprägt“, erklärt Flottmann. Eine Qualität, die der 34-Jährige in dieser Saison auch mit dem SV Rödinghausen hinbekommen möchte.


Der Aufstieg 2014, als Flottmann in der alles entscheidenden Relegation mit einem Kreuzbandriss draußen saß („das war emotional ohne Ende“) und die elektrisierenden Derbys gegen Viktoria Köln sind ihm in spezieller Erinnerung geblieben. So zum Beispiel der 4:2-Derbysieg von 2013 mit Toren der jetzigen Rödinghauser Tobias Steffen (2:2) und Daniel Flottmann (3:2). „Das war am 9. November, also kurz vor dem 11.11. und dem Start in die Karnevalszeit. Vorher hatte ich damit ja nichts am Hut, das sieht jetzt anders aus“, grinst Flottmann.


Doch so sehr er sich seinerzeit mit der Aufgabe bei Fortuna identifiziert habe – an der Zielsetzung im heutigen Heimspiel ändere dies nichts. „Das erste Heimspiel einer Saison ist immer etwas Besonderes. Dem fiebern wir Spieler und natürlich auch unsere Zuschauer entgegen, und diese gemeinsame Emotionalität brauchen wir für unser Spiel“, betont Flottmann. Der Innenverteidiger tauchte am vergangenen Samstag beim 3:1-Auftaktsieg gegen Gladbachs U23 auch schon unter den Torschützen auf – mit einem Kopfballtreffer, versteht sich. „Da haben wir unsere Stärke bei den Standards ausgespielt. Es war sicherlich nicht alles perfekt, doch am Ende haben wir völlig zurecht gewonnen. Diesen Rückenwind wollen wir mitnehmen.“


Der SVR-Kapitän wird seine Mannschaft heute erneut aufs Spielfeld führen. Das sah vor 18 Jahren, als er von Trainer „Pele“ Wollitz in die erste Mannschaft des VfL Osnabrück beordert wurde, noch ganz anders aus. „Ich habe einige Fehler gemacht und auch mal eine Rote Karte bekommen. Deshalb weiß ich es mittlerweile, glaube ich, ganz gut einzuschätzen, wenn die jüngeren Spieler auf Anhieb nicht alles richtig machen. Das ist ein bisschen so wie bei der heißen Herdplatte, den selben Fehler macht man selten zweimal“, meint der gebürtige Osnabrücker, der während seiner VfL-Zeit von Markus Feldhoff beeindruckt war. „Er war der Kapitän, ansonsten aber eher ein stiller Zeitgenosse. Doch wenn er etwas sagte, wurde es still in der Kabine, weil alle wussten, jetzt könnte etwas Wichtiges kommen.“


Geprägt wurde Daniel Flottmann natürlich auch durch seinen Vater Heiko, der dem höherklassigen Fußball als Nachwuchs-Koordinator bei Werder Bremen bis heute erhalten geblieben ist. „Dabei hat mir mein Elternhaus mitgegeben, ich soll erst einmal was Vernünftiges machen“, lacht Daniel Flottmann. Daraus wurden rund 18 Jahre höherklassiger Fußball mit Stationen beim VfL Osnabrück (2004 – 2008), SC Verl (bis 2010), RW Ahlen (bis 2011), Wuppertaler SV (bis 2012) und der langen, intensiven Zeit beim SC Fortuna Köln (2012 – 2017). Aus der hat Daniel Flottmann, der am kommenden Dienstag 35 Jahre alt jung wird, eine „kölsche“ Fußball-Weisheit mitgenommen: „Man kann gleichzeitig FC- und Fortuna-Fan sein, weil beide auf der richtigen Rhein-Seite liegen – im Gegensatz zu Viktoria.“

Aufrufe: 02.8.2019, 22:30 Uhr
Andreas GerthAutor