2024-04-23T13:35:06.289Z

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Ringingens Trainer Joachim Oliveira (mit Block) muss sich seine Notizen derzeit zu Hause machen. (Foto: Scherwinski)
Ringingens Trainer Joachim Oliveira (mit Block) muss sich seine Notizen derzeit zu Hause machen. (Foto: Scherwinski)
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Joachim Oliveira: Quarantäne statt Trainerbank

Gehört, gesehen

Ehingen/Ringingen - Er hat nur etwas für seinen Körper getan, jetzt ist er erstmal sportlich außer Gefecht: Joachim Oliveira, Trainer des Kreisliga-A-Tabellenführers SV Ringingen, sitzt seit vergangenen Mittwoch für voraussichtlich 14 Tage in häuslicher Quarantäne, weil er in einem Ehinger Fitnessstudio gleichzeitig mit einem corona-infizierten Sportler trainiert hat. Vom Erfolgskurs ließ sich seine Mannschaft am vergangenen Sonntag durch die Abwesenheit des Trainers zwar nicht abbringen, schön ist die Situation für Oliveira und das Team aber nicht.

Mit so einer Nachricht hatte Joachim Oliveira Anfang vergangener Woche nun wirklich nicht gerechnet: Das Gesundheitsamt teilte mit, dass er für 14 Tage zu Hause bleiben müsse, weil er zeitgleich mit einem corona-infizierten Sportler in einem Ehinger Fitnessstudio trainiert hatte. „Ich habe gleich meine Kumpels angeschrieben, mit denen ich dort war. Von denen war's keiner“, erzählt Oliveira. Aber das half nichts: „Auch wenn ich mit dem Infizierten gar nicht in Kontakt gekommen bin, ich musste in häusliche Quarantäne.“

Das führte aus sportlicher Sicht dazu, dass Oliveira das Training des Kreisliga-A-Tabellenführers nicht mehr leiten und sein Team natürlich auch nicht am Sonntag beim Spitzenspiel in Ertingen betreuen konnte: „Das war aber kein Problem. Wir haben ein sehr gut funktionierendes Trainerteam. Ich habe mich fürs Mittwochs- und Freitagstraining mit meinen Co-Trainern abgesprochen und den Matchplan für Sonntag erstellt. Am Samstag davor hatte ich den Gegner beobachten und meine Erkenntnisse dem Trainerteam und der Mannschaft mitteilen können.“ Die Tipps waren offensichtlich perfekt, denn der SV Ringingen landeten auch ohne seinen Cheftrainer an der Seitenlinie mit dem 2:0-Erfolg den siebten Sieg im siebten Spiel und baute seinen Vorsprung an der Tabellenspitze auf sechs Punkte aus.

Und Joachim Oliveira musste auch auf das Live-Erlebnis des Auftritts seiner Jungs nicht ganz verzichten: „Meine Frau war dabei und hat das Spiel teilweise über Facetime für mich übertragen. Aber diese Methode ist natürlich mehr ein Gimmick.“ Trotzdem kann sich Oliveira vorstellen, auch künftig auf Videoaufnahmen für seine Trainerarbeit zu setzen: „Unabhängig von Corona denken wir im Verein schon länger darüber nach, unsere Spiele aufzuzeichnen. Das hilft hinterher bei der Analyse. Wir wollen das Ganze einfach ein bisschen professioneller aufziehen.“ Bis zum Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den SV Dürmentingen dürfte es mit der Professionalisierung aber noch nicht ganz klappen. „Das macht nichts, aber ich vertraue da ganz meinem Trainerteam und der Mannschaft.“ Und ein bisschen „spicken“ mittels Gimmick ist ja vielleicht auch wieder drin.

Natürlich hat Oliveiras Quarantäne nicht nur sportliche, sondern auch berufliche und private Auswirkungen - wenn auch geringere. Im Job konnte der Angestellte eines Pharmaunternehmens immerhin recht kurzfristig auf Homeoffice umsatteln („Ein Kollege hat mir Laptop und Unterlagen vors Haus gestellt“), und familiär geht alles seinen relativ normalen Gang. „Das Gesundheitsamt hat zwar empfohlen, dass ich mich in ein Extra-Zimmer zurückziehen und nach Möglichkeit ein zweites Bad benutzen soll, aber das geht natürlich nicht“, sagt er schmunzelnd. Die beiden erwachsenen Söhne (20 und 23) gehen ganz normal zur Ausbildung beziehungsweise Schule und auch ins Fußballtraining - beide kicken ebenfalls beim SV Ringingen -, und seine Frau geht weiterhin zur Arbeit. Ihr Job - sie ist in der Pflege tätig - ist freilich mit ein Grund, weshalb Joachim Oliveira sich gerne schon vergangene Woche auf Corona testen lassen wollte. „Ich habe zwar null Symptome und bin überzeugt, dass ich das Virus nicht habe“, sagt er. „Trotzdem ist mir und meiner Frau der Test wichtig. Aber der Arzt sagte, ohne Anordnung des Gesundheitsamts kann er das nicht machen. Deshalb bin ich jetzt hinterher, dass ich diese Anordnung endlich kriege“, ist Oliveira zumindest diesbezüglich ein wenig verschnupft.

Auch nicht gerade erfreut ist der Betreiber des Fitnesstudios, wenngleich er Verständnis für die Maßnahme des Gesundheitsamts hat. „Zum Glück ist nur etwa eine Handvoll Kunden von der Quarantäne betroffen, da um diese Zeit auch nicht so viel los war“, sagt er. Und gewinnt dam Ganzen auch etwas Positives ab: „Das war jetzt ein guter Test, ob die Besucherregistrierung und die Nachverfolgung klappt. Und das hat ganz gut funktioniert.“

Aufrufe: 013.10.2020, 05:56 Uhr
Reiner SchickAutor