2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ein Bild aus Ismaninger Zeiten F: Gerald Förtsch
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SVR is back - 7:0 Sieg gegen die Spvgg Röhrmoos-G.

Trainerinterview

8 Siege in Folge, dann ein überraschender 3:2 Dämpfer gegen Lerchenauer See, jetzt wieder ein 7:0 gegen die Spvgg Röhrmoos-G. Schnelle Trendwende oder Glück ? Ein Interview mit Helmut Leidenberger, dem Spielertrainer der Riedmooser Reserve.

Helmut, ein Ergebnis das sicher alle überrascht hat war die erste Niederlage gegen Lerchenauer See - das 3:2. Was ist da schief gelaufen ?

In erster Linie waren wir an diesem Tag als Mannschaft und wie wir gespielt haben einfach "schlecht". Als Mannschaft, weil wir an diesem Tag nicht als Team aufgetreten sind und spielerisch, weil wir die Dinge die wir vorher besprochen hatten in der 1. Halbzeit nicht umgesetzt haben.

Danach wurde auch viel über Unsportlichkeiten geredet. Ich selbst habe nur mitbekommen, dass Stefan Monat Peter Nefzger anspuckte. War das ein Knackpunkt im Spiel ?

Nein, das denke ich nicht. Ich glaube zwar, man braucht nicht darüber sprechen wo so eine Aktion hingehört und was diese mit dem Sport zu tun hat. Es waren auch andere Dinge auf dem Platz die dort ebenso wenig was verloren hatten. Hätte der Schiedsrichter diese gesehen, wären wir sicher ab der 20. Minute bereits mit 2 Mann in Überzahl gewesen. Obgleich störend, lag unsere Niederlage dennoch nur an uns selbst. Das hat die 2. Halbzeit ja gezeigt. Ohne den unnötigen Fehler am Ende hätten wir uns erfolgreich zurückgekämpft.

War dann auch das 7:0 Ergebnis vom Wochenende eine direkte Fortführung dieser "besseren Einstellung" ?

Bis zur 30. Minute "Nein". Bis zur 60. Minute "Jein" und ab dann "Ja". Wir haben uns auch da am Anfang das Leben selber schwer gemacht. Wie leicht es gehen kann, hat man erst ab der 60. Minute gesehen. Da lief der Ball, freie Räume wurden genutzt und einige Tore fielen ja auch.

Es fällt auf dass Ihr viele Spiele in der 2. Halbzeit gewonnen habt. Du wurdest nach meinen Informationen im Vorfeld durchaus auch innerhalb des Vereins für Eure Trainingsintensität sagen wir mal "komisch angeschaut". Ist das jetzt am Ende aber auch ein Erfolgsfaktor ?

Zum jetzigen Zeitpunkt einen Erfolgsfaktor herauszustellen, ist mir persönlich zu früh - insbesondere weil wir noch nicht mal die Hälfte des Weges gegangen sind. Richtig ist sicher, dass wir anders trainieren und trainiert haben als es die Klasse erwarten läßt.

Dies war aber eine im Verein im Vorfeld klar formulierte Voraussetzung, sonst hätte ich es auch nicht gemacht. C-Klasse wird häufig mit Freizeitkick von übergewichtigen Anti-Sportlern verglichen. Dem wollte ich von vorneherein einen Riegel vorschieben und habe versucht insbesondere die Spieler von einem wertigen Training zu überzeugen. Dies setzt aber auch voraus, dass jeder Einzelne gewillt ist mehr zu tun als potentielle Gegner. Dazu gehört meiner Ansicht nach vor allem auch die Fitness. Wir haben 4 Einheiten die Woche absolviert und bereits in den Vorbereitungsspielen gegen höherklassige Gegner gemerkt, dass uns dies hilft. Dieser Faktor alleine reicht aber für Erfolg nicht aus. Wer sich die Spitzenspiele in dieser Liga anschaut erkennt schnell, dass es große Gefälle innerhalb der Spielgruppe gibt. Einen "Durchmarsch" mit Ansage kann man vergessen. Von nix, kommt nix - wie immer im Leben.

Dazu kommt vermutlich auch, dass die Reservemannschaften oft durch Spieler der 1. Mannschaft verstärkt werden. Wie siehst Du das ?

Wir sind am ersten Spieltag bereits gegen eine Mannschaft angetreten, deren Kader aus 6 Spielern der ersten Mannschaft verstärkt war. Inwieweit es den jeweiligen Vereinen nachhaltig etwas bringt, darf bezweifelt werden. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass es nicht selten so ist, dass "abgestellte" Spieler weniger Engagement in ein Spiel mitbringen, als hoch motivierte Jungs aus dem Reserve-Team. Dazu kommt, dass durch den Klassenunterschied die ständige Versuchung existiert "mal schnell ein paar Tore zu schießen" oder "schnell mal 5 Leute stehen zu lassen". Am Ende klappt dies aber nicht auf Knopfdruck, sondern geht oft nach hinten los. Einen wirklichen Teamgeist findet man bei solche dynamischen Teams auch nicht.

Davon abgesehen, ist der Hauptgrund für solche legalen "Tricks" in der C-Klasse ohnehin obsolet – weil ja kein Abstieg verhindert werden muß. Wir haben versucht bei uns tatsächlich ein eigenes Team mit eigenem Spirit und Charakter zu formen. Sollte es am Ende zu einem Erfolg reichen, können sich auch diese und nur diese Jungs selbst auf die Brust und nicht einem Gastspieler der Ersten auf die Schulter klopfen.

Unser Ziel ist es, den Spielern genau diese Erfolge bereits unter der Saison zu geben und damit auch gerade aus schweren Spielen Selbstbewußtsein zu holen.

Aber natürlich ist es so, dass bei den Teams mit Zielen (egal ob Auf – oder Abstieg) der Wettbewerb verfälscht wird. Wir lassen uns davon aber nicht ablenken sondern motivieren uns dann erst recht. Berechtigte Angst hatten wir bis dato vor keinem haben müssen.

Da wäre ich bei dem nächsten Thema. Du erwähnst oft "wir" und "unser". Mittlerweile weiß jeder das Du zwei Co-Trainer in diese Aufgabe mit eingebunden hast. Peter Rein und Florian Hahn. Was hat Dich dazu bewogen ?

Zweierlei. Zum einen die Typen an sich und zum anderen die Organisation - egal ob als Vertretung oder als das objektive Auge an der Linie. Das kannst qualitativ nicht alles selbst machen ohne zu murksen oder Sachen hinten runterfallen zu lassen. Und Kompromisse wollte ich keine eingehen.

Naja und ich denke wer die beiden kennt wird eines unterschreiben: Beide sind Fussball-Wahnsinnige im besten positiven Sinne. Den Peter kenne ich glaube ich seit ich 8 Jahre alt bin. Schmerzlich war eine Begegnung nur einmal als wir als Gegner in der Aufstiegsrelegation mit Allach und Harthof mal aufeinandergetroffen sind. Da zog ich den Kürzeren und verlor das Spiel und den Aufstieg.

Ansonsten gibt es glaube ich keinen, der mich über all die Jahre so perfekt zusammengeflickt hat wie er. Wir hatten uns gesehen, gemocht und leben beide für Fussball. Dazu kommt das wir eine ähnliche Philosophie vom Training und Spiel haben. Als ich hörte, dass er und sein Sohn Florian aufhören und andere Angebote annehmen wollten, da gab es nichts zu überlegen - ich wollte beide unbedingt in meinem Team haben und halten.

Ähnlich ist es auch bei Monaco (Anmerkung Redaktion: Florian Hahn) gelaufen. Gesehen und gemocht, super Typ auf und außerhalb des Platzes. Sehr viel Erfahrung im Profibereich wovon jeder Spieler nur profitieren kann. Wir haben auch schon öfter festgestellt das wir beide dieselben Gedanken hatten. Als Freund tut es mir natürlich auch einen Stich versetzen wenn er durch eine solche Verletzung zurückgeworfen wird. Ich weiß aber, dass er der Letzte ist der aufsteckt. Natürlich fehlt seine Spielklasse auf der Position – gleichzeitig forderte es aber auch andere Teamkollegen die sich jetzt beweisen.

Und als Beleg dafür wie narrisch die 2 sind, wird man sie vermutlich bald beide mit Krücken am Platz stehen sehen. Flo wurde bereits operiert und Peter wird es erst. Dennoch geht es beiden nur darum wann Sie an der Linie stehen können (lacht).

Du hast aber nicht nur den „Monaco“ ins Team geholt, sondern auch noch andere Spieler die man jetzt nicht unbedingt in der C-Klasse vermuten würde. Wie ist das gelungen ?

Richtig ist sicherlich, dass es schon extrem schwer ist für diese Liga Spieler zu gewinnen – insbesondere wenn sie z.B. aus dem Jugendbereich kommen und richtig ambitioniert sind. Aber auch ältere, erfahrene Spieler sagen sich „Was C-Klasse, was soll denn das sein?“. Diese Herausforderung hatte ich auch. Es waren viele Telefonate nötig um zu diesem Kader zu kommen. Es wäre gelogen wenn alles so geklappt hätte wie gedacht und einige Spieler beäugen uns und die Entwicklung aktuell aus der Ferne um ggf. zur neuen Saison eine andere Entscheidung treffen zu können.

Aber es gab auch positive Beispiel mit denen ich gar nicht so rechnen konnte. Spieler wie der Philipp Krah der definitiv höher spielen kann aber mit seinem Schwager und unserem Kapitän Tobi kicken wollte. Er hat sich alles angesehen, ein paar Trainings gemacht und hat heute richtig Fun und zeigt das auch.

Ich hatte die Freude ein paar Mal Aufstiege mitzumachen und habe für mich im Nachhinein bei der Analyse jedes Mal verwundert festgestellt, dass wir nie die beste Mannschaft waren. Bis auf die Feldmochinger Zeit, hatten wir nie die besten Spieler in der Liga oder nur einen glücklichen Lauf. Vielmehr waren wir auf und außerhalb des Platzes ein Team. Da wurde nicht nur trainiert und gespielt, sondern auch so was unternommen. Man hatte denselben „Geist“.

Das will ich meinem Team gerne mitgeben und bin überzeugt, solange wir das haben, werden wir ein Wörtchen mitreden. Und genau nach den zu uns passenden Typen suche ich. Klasse statt Masse.

Du hast beim letzten Spiel Michael Nehmer (3-fach Torschütze) und Marcel Kettenbach (2 Tore) besonders erwähnt. Ansonsten hört man von Dir sehr viel vom Kollektiv. Wieso diesmal anders ?

Ja, die zwei Burschen habe ich mal herausgehoben. Da hat jeder mal gute und weniger gute Spiele. Aber die zwei jungen Burschen haben eindrucksvoll bewiesen was mit Einstellung erreichbar ist.

Michl’s Spiel in der Lerchenau war sicher nicht das, was er und ich uns davor ausgemalt hatten. Er hat nicht aufgesteckt und beim letzten Spiel genau das Gegenteil gemacht. Der Lohn waren 3 sehr schöne Tore.

Bei Marcel war es ähnlich. Wir müssen bei den Jungen noch die Konstanz fördern, dass jeder die mögliche Leistung sowohl bei jedem Training als auch jedem Spiel abruft. Marcel startete von der Bank und hat – anders als es vielleicht früher bei ihm der Fall war – sich voll ins Team integriert und war sofort eine Verstärkung. Kein Gedanke wegen Startaufstellung, sondern Einstellung gezeigt und sich selbst mit 2 Kisten belohnt. Für mich waren das zwei sehr schöne Beispiel für eine positive Weiterentwicklung. Das braucht aber Zeit und muß erst in jedem verankert werden.

Für mich stehen die zwei damit exemplarisch auch für die anderen Jungs. Auch ein Ricco Sommer hat uns schon ein Spiel entschieden. Damit keiner vergessen wird, gehe ich deshalb normal auf das Kollektiv. Ich schieße auch kein Tor wenn ich nur meine eigene Mannschaft bin.

Apropo, von Deinen Toren liest man eh nichts. Wenn ich seit Deiner Zeit bei der Ismaninger U23 richtig gezählt habe, war das am Wochenende Tor Nummer 399. Ich dachte Du wolltest bei 350 eigentlich aufhören ? Hörst jetzt bei 400 auf ?

Hmm, vermutlich …. nicht (lacht). Stimmt, das war bei der U23 als der Unshelm Küchle diesen Artikel hier verfasste. Seitdem sind ja 1,5 Saisonzeiten ins Land gegangen und was soll ich sagen. Ich bin gesund und treffen kann ich noch. Wenn es dem Team hilft, ist es meine Aufgabe. Was ich beim 400. Tor mache, weiß ich selbst nicht. Hätte nicht gedacht dass sowas passiert. Die Saison ist noch jung und ich hoffe doch noch das eine oder andere mal zu treffen. Ich kann das Team ja dann nicht im Stich lassen und motiviert bin ich eh. Nehmen wir uns den Punkt mal ein halbes Jahr auf Wiedervorlage (lacht).

Ich weiß, dass Du aktuell sowohl andere Angebote als Spieler als auch als Trainer hast. Wie siehst Deine persönliche Zukunft aus ?

Ich glaube nicht, dass es was Besonderes ist, wenn man mit anderen Vereinen in Kontakt steht. Zumal ich in den vielen Jahren a) schon viele Vereine kennengelernt und Freundschaften geschlossen habe und b) in der Regel zur Winter – und Sommerpause die Torjägerlisten durchgeschaut werden. Es ehrt mich ja und ich freue mich wenn Vereine mir eine Mannschaft anvertrauen würden. Gleichzeitig stehe ich aber zu meinen Zusagen. Und diese habe ich dem Team vom SVR für diese Mannschaft und dieses Jahr gegeben. Daran ändert sich nichts. Die Arbeit macht mir Spass und ich sehe keinen Grund etwas daran zu ändern. Wenn man mich läßt, versuche ich etwas aufzubauen. Das ist mein Ding.

Ich danke Dir für die Zeit, die Einblicke und wünsche Euch viel Erfolg.

Aufrufe: 08.11.2016, 16:58 Uhr
Bernd KlöpferAutor