2024-05-10T08:19:16.237Z

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Hendrik Dettmer, hier im Einsatz beim Spiel zwischen dem VfR Voxtrup und Falke Steinfeld.
Hendrik Dettmer, hier im Einsatz beim Spiel zwischen dem VfR Voxtrup und Falke Steinfeld. – Foto: Bernd Seyme

"Soll ich jetzt auch Aua schreien?"

Unsere Schiedsrichter, Teil 12: Hendrik Dettmer vom SV Quitt Ankum

Hendrik Dettmer, 24-Jähriger Schiedsrichter des SV Quitt Ankum, pfeift zurzeit in der Landesliga. Im Interview erzählt er ausführlich, warum man Schiedsrichter werden sollte, was ihn nervt und warum man auch als Schiedsrichter ein "Team-Sportler" ist.

Wie bist Du Schiedsrichter geworden?

Bei uns im Dorf wird jährlich in der Sommerpause ein Jugendturnier ausgerichtet, bei dem die Schiedsrichter aus den höheren Jugendmannschaften gestellt werden. Hierzu wurde ich als damals 12-jähriger von meinem Fußballtrainer angesprochen, ob ich ebenfalls bei dem Turnier aushelfen könnte. Ich kam dieser Bitte nach und habe Spaß am Job des Schiedsrichters gefunden. Nicht einmal ein Jahr später hatte ich bereits den bestandenen Schiedsrichterschein in der Hand.

Was war das beste und größte Spiel, das Du bisher gepfiffen hast?

Highlights gab es sicherlich schon viele. Ein Spiel war auf jeden Fall das Topspiel Erster gegen Zweiter in der A-Jugend Regionalliga im Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen, in dem beide Teams richtig guten Fußball gespielt haben und von uns als Schiedsrichter Team alles abverlangt wurde. Am Ende des Spiels waren durchweg alle am Spiel Beteiligten mit uns zufrieden und wir konnten mit einer Top-Leistung nach Hause fahren.

Wie sieht für dich als Schiedsrichter das perfekte Spiel aus?

Ein Spiel, in dem alle mit unserer Leistung zufrieden sind, und beide Mannschaften richtig guten Fußball gespielt haben und man körperlich geschafft, aber dennoch gut gestimmt zurück in die Kabine gehen kann. In diesen Spielen kommt es nicht auf die einzelne Leistung an, sondern das gesamte Team muss richtig Bock auf das Spiel haben und einen klasse Job machen. Hierfür beginnt das Spiel nicht erst mit dem Anpfiff, sondern geht in meinen Augen schon lange vor dem Anpfiff los mit der Vorbereitung des Spiels und hört nicht schon mit dem Abpfiff auf, sondern erst, wenn man zufrieden wieder Zuhause aus dem Auto steigt und alles zum Spiel Dazugehörige erledigt hat.

Was war das lustigste/kurioseste Ereignis, das Dir als Schiedsrichter passiert ist?

Nachdem ein Spieler sich nach einer aus meiner Sichtweise klaren Schwalbe auf dem Boden wälzte, musste ich das Spiel kurze Zeit später unterbrechen und ging zu dem genannten Spieler, welcher in der Nähe der Trainerbänke und der Tribüne lag. Als ich ankam sagte der Spieler zu mir “Schiri das war doch ein Foul, das musst du doch pfeifen!” Ich sagte zu ihm “Soll ich jetzt auch laut AUA schreien und mich danebenlegen?” Der Trainer des angeblich gefoulten Spielers fing daraufhin laut an zu lachen und sagte zu seinem Spieler, dass er seine Schwalbenkünste lieber sein lassen sollte. Die gesamte Tribüne war noch Minuten später am Lachen, als dieser Spieler den Ball bekam.

Was sind die drei besten Gründe für Dich, Schiedsrichter zu sein/zu werden?

Als Schiedsrichter lernt man sich selbst als Person neu und besser kennen und bildet sich persönlich sehr weiter. Man lernt sich gegenüber Älteren und Fremden durchzusetzen, auch wenn diese total von ihrer eigenen Meinung überzeugt sind und personell in Überzahl sind. Auch wenn es mal hitzig und stressig wird. In diesen Situationen darf man sich nicht einschüchtern lassen, auch wenn man sich selbst eventuell nicht zu tausend Prozent sicher ist, sondern bei der einen oder anderen Entscheidung einfach auch mal auf sein Bauchgefühl hören muss. Wenn man mit den Spielern jedoch fair umgeht und diesen deutlich macht, dass man auch nur ein Mensch ist und genauso wie diese Fehler macht, verstehen sie die Entscheidung jedoch in der Regel.


Außerdem bringt das Schiedsrichtern den Vorteil, dass man viele neue Spielorte, Vereine und Trainer bzw. Spieler kennenlernen kann. Durch Einsätze in unterschiedlichsten Ligen kann man viel Neues sehen und kennenlernen.


Der Hauptgrund ist jedoch, dass man mit seinem Team zusammenwächst. Wenn man zu dritt (Schiedsrichter und zwei Assistenten) losfährt, ist man sein eigenes Team und gewinnt und verliert ebenfalls Spiele zusammen. Nach solchen Spielen kann dann in geselliger Runde der Tag ausklingen und gemeinsame Feten mit allen Assistenten dürfen selbstverständlich am Saisonende und zu Weihnachten nicht fehlen.

Worauf freust Du dich am meisten, wenn es endlich wieder losgeht?

Hier muss man ganz klar sagen, dass an erster Stelle die gemeinsame Zeit mit dem Team steht, mit dem ich gemeinsam zu meinen Spielen fahre. Die gemeinsame Zeit mit Freunden, die mit einem das gleiche Hobby teilen, ist durch nichts zu ersetzen. Ansonsten freue ich mich auf das Leiten der Spiele insgesamt, wenn man einen kühlen Kopf in hitzigen Situationen behalten muss.

Einmal Meckern ist ok: Was nervt dich als Schiedsrichter oder neben dem Platz auf?

Jeder am Fußballspiel Beteiligte macht Fehler, denn Fehler machen ist das menschlichste auf der Welt. Alle von uns, die Woche für Woche zu den Fußballspielen fahren. Aus diesem Grund sollte jeder Schiedsrichter Überreaktionen von Spielern und Trainer verstehen (solange diese noch im Rahmen und Ausnahmen sind), wenn diese mal nicht mit einer Entscheidung zufrieden sind. Ich finde es jedoch sehr lästig, wenn Spieler eine Entscheidung auch nach einer Erklärung nicht verstehen wollen und weiter Meckern. Am meisten regt mich jedoch auf, wenn Spieler ihre Kritik nicht in meine Richtung als Schiedsrichter auslassen, sondern zu meinen Assistenten rennen und den Jungs Vorwürfe machen.


Um das Thema abseits des Platzes noch kurz aufzugreifen, bleibt mir eigentlich nur zusagen, dass ich der Meinung bin, dass das Spiel mit dem Schlusspfiff vorbei ist und man sicherlich sachlich über Entscheidung sprechen kann, jedoch meckern nicht mehr angebracht sein sollte, weil niemand extra Fehlentscheidungen trifft und Entscheidungen nach dem Spiel auch nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Aus diesem Grund ist für mich ein fairer Umgang mit allen Beteiligten sehr wichtig, auch wenn man im Spiel mal nicht einer Meinung war.

Wer ist dein persönliches Vorbild als Schiedsrichter?

Ich glaube hier kann ich keinen expliziten Namen nennen, da jeder Schiedsrichter seine eigenen Stärken und Schwächen hat. So kann sich jeder seinen eigenen Stil zum Leiten der Fußballspiele aneignen, so wie er es für richtig ansieht. Dadurch kann sich jeder Schiedsrichter mit seiner eigenen Persönlichkeit und seinem Auftreten zu dem Schiedsrichter machen, wie er es für sich als richtig ansieht.

Aufrufe: 011.1.2021, 18:00 Uhr
Lennart AlbersAutor